Zum Jahresende präsentieren wir Ihnen die Top 10 der meist gelesenen Fakes aus dem Jahr 2017.
Ende Januar veröffentlichte die offizielle deutsche Webseite des Eurovision Song Contest www.eurovision.de einen Artikel mit dem Titel „ESC Grund für Hundetötung in Kiew?“, der sich dem Thema der Tötung von Straßenhunden in der Ukraine widmet.
Laut Lesart des Artikels sollen im Zusammenhang mit dem im Mai in Kiew stattfindenden Eurovision Song Contest gezielt massenhaft Tötungen von Straßenhunden, auf Anordnung des Kiewer Stadtrat, in Kiew stattfinden.
Der Artikel lässt in Berlin lebende Ukrainer als „Kenner“ der Tierschutzszene auftreten und listet dabei auch die Petitionen auf, von denen die Initiative für die Diskussion wahrscheinlich ausging. Dabei sind Petitionen von Europäischen Tierschutzorganisationen an den Generaldirektor der Europäischen Rundfunk Union Jon Ola Sand sowie an den Kiewer Bürgermeister Vitalij Klitschko gelistet.
Auf Anfrage von „StopFake“ antwortet die Präsidentin der Kiewer „Tierschutzgruppe“ (Киевское общество защиты животных) Asia Serpinskaja, dass es 2012 keine zentralisierten Aktionen für die Tötung von Straßenhunde gab. Zusätzlich ist die Tierschutzaktivistin auch gegenwärtig überzeugt, dass Straßentiere nicht von staatlicher Seite, sondern nur von illegalen Hundejägern („dog-hunters“) getötet werden würden. Dies sind aber Einzelpersonen, die oft allein agieren. Diese Personen würden strafrechtlich verfolgt, wenn man sie auf frischer Tat ertappt.
Zurück zur englischen Version der Petition. Dort wird behauptet: „We already have evidence that Kiev city council has given a green light to “dog hunters” to massacre street dogs.” Verwiesen wird dabei auf Aussagen von Online-Foren von Einzelpersonen. Ein gewisser Iurii Frolow, wird dort zitiert mit: „the Municipal government of Kiev has given us the green light (to clear Kiev from dogs).” Interessanterweise lassen sich diese Aussagen und Schlagzeilen per Rückwärtssuche nicht im Internet ausfindig machen. Lediglich die Seite der Petitionsanhänger und Tierschützer enthalten solche Aussagen, auf genauer einer einzigen Seite und einem Google-Treffer.
StopFake_DE hat bei der Kiewer Stadtverwaltung direkt angefragt, ob es a) angeordnete massenhafte Tötungen von Hunden gibt und b) wie es sich mit den sogenannten illegalen Hundejägern verhält und c) was die Stadt gedenkt in Bezug auf das Problem zu unternehmen.
Auf die offizielle Anfrage von StopFake_DE stellte der Vertreter der Kiewer Stadtverwaltung Andrij Maliovanyj fest, dass alle gefangenen Hundejäger auf Tatsache der begangenen Verbrechen zur strafrechtlichen Verantwortung gezogen werden. Die Verfolgung solcher Straftaten beteiligt unter anderem die Nationale Polizei der Ukraine, die nach Hundejägern regelmäßig fahndet.
Zum Vorwurf der massenhaften gezielten Tötung von Hunden im Vorfeld der Eurovision 2017 in Kiew, lässt Maliovanyj bekannt geben, dass vom Kiewer Stadtrat keinerlei inhumane Maßnahmen angeordnet wurden, um die Anzahl von streunenden Hunden in Kiew zu reduzieren. Explizit gebe es auch keine verordneten Aktionen zur Tötung von Tieren und es gebe kein „grünes Licht“ für Hundejäger vonseiten der Stadtregierung. Als einzige angewendete Methode, um die Zahl der Straßentiere zu reduzieren, wurde das Konzept „Einfangen, Kastrieren, Freilassen“ von der Stadtregierung genannt. Eine Methode, nach der auch deutsche Tierschutzorganisationen vorgehen. Die Kiewer Stadtregierung ist sich des Problems der Hundejäger bewusst und tut alles in Ihrer Macht stehende um Hundejäger zu überführen. Es gibt kein staatliches Dezimierungsprogramm, auch im Vorfeld der Eurovision gibt es keine gezielten Aktionen um „Straßen zu säubern“ oder ähnliches.
2. Fake: Ukraine nimmt 20.000 Flüchtlinge aus Deutschland auf
Viele pro-Kreml-Medien behaupten, dass die Ukraine 2018 20.000 Flüchtlinge aus Deutschland aufnehmen wird. Die russischen Artikel sind betitelt mit Schlagzeilen wie „Warum braucht Poroschenko Kämpfer aus Asien und Afrika?“, so gesehen bspw. bei Ria Novosti.
Unter Verweis auf die Regionalzeitung Kraichgau News, behaupten russische Medien, dass die Ukraine bis zum Jahresende 2018 nicht weniger als 20.000 Flüchtlinge aus Bayern aufnehmen wird. Dieser Deal sollte angeblich auf ein Übereinkommen zwischen den deutschen und ukrainischen Innenministerien zurückgehen. Laut dem Artikel wäre die Ukraine aktiv dabei, sich auf die Aufnahme von einer großen Anzahl an Flüchtlingen vorzubereiten. Diese Fälschung wurde Ende November in russischen Medien verbreitet, augenscheinlich zeitgleich zum letzten EU-Gipfeltreffen zur Östlichen Partnerschaft.
Schauen wir uns den Artikel genauer an, ergeben sich einige Zweifel an der Echtheit der Nachricht.
Ganz offensichtlich stammt das Nachrichtenportal Kraichgau News weder aus Bayern, noch ist eine richtige Zeitung. Kraichgau News ist ein offenes Leserforum/Internetportal des Lokalblatts Brettener Woche-Kraichgauer Bote, einer Region östlich von Karlsruhe, auf dem jeder User Informationen zu Themen aus Baden-Württemberg veröffentlichen könne.
Zweitens: Im Artikel der Kraichgau News wird auf Veranstaltung in Kiew verwiesen, auf der eine deutsche Diplomatin über eine Zusage der Aufnahme von ukrainischen Flüchtlingen berichtet haben soll.
Tatsächlich wird in dem Artikel verlinkten Video aber zu keinem Zeitpunkt etwas über eine etwaige Aufnahme von Flüchtlingen in der Ukraine berichtet. Die betreffende deutsche Diplomatin Dorotea Metschkowski spricht im Video über die Situation von Binnenflüchtlingen (IDPs) in der Ukraine und ein geplantes Projekt innerhalb der Ukraine, was dazu beitragen soll, Stereotype über Flüchtlinge in der Ukraine abzubauen.
Zu keinem Zeitpunkt wird im Video aber über einen Transfer oder eine Übereinkunft der Aufnahme von Flüchtlingen gesprochen.
Auf StopFake-Anfrage bestätigte das ukrainische Innenministerium, dass die auf Menschenrechte spezialisierte deutsche Diplomatin Dorotea Metschkowski kürzlich ein Menschenrechtsprojekt in Kiew zur Förderung der Toleranz gegenüber Flüchtlingen in der Ukraine vorgestellt hat. Alle anderen Behauptungen über Flüchtlingstransfers in der Ukraine sind offensichtlich falsch, sagte das ukrainische Ministerium.
3. Fake: Ukraine verdoppelt Gasverbrauch, Reserven reichen nicht für ganzen Winter
Ein in russischen Medien immer gern präsentes Thema ist eine angeblich in Gas-Not befindliche Ukraine, so auch im Jahr 2017:
Am 10. Januar verbreiteten russischen Medien Geschichten, die behaupteten, dass die Ukraine ihren Gasverbrauch aufgrund strenger Wintertemperaturen verdoppelt oder sogar verdreifacht habe.
StopFake fragte bei Ukrtransgaz direkt an um diese Behauptungen zu überprüfen.
Laut dem Unternehmenssprecher Maksym Bilyavsky, sind die Behauptungen von TASS ungenau und manipulativ. Russische Medien behaupten, dass die Ukraine die Menge an Gas verdoppelt habe, die sie ihrerseits aus unterirdischen Speicheranlagen entnommen habe. Um ein genaues Bild des ukrainischen Gasverbrauchs zu erhalten, müsste man Bilyavsky nach, genau zwischen den entnommenen Mengen zwischen Vergleichsjahren vergleichen. Beispielsweise hat die Ukraine am Stichtag des 7. Januar 2017, gegenwärtig 90 Millionen Kubikmeter Gas aus ihren unterirdischen Speicheranlagen entnommen, gegenüber 137 Millionen Kubikmetern für den gleichen Zeitraum des Vorjahres.
Geht man nach der staatlichen ukrainischen Gasgesellschaft Naftogaz, ist der Gasverbrauch der Ukraine im Jahr 2016 um 19% im Vergleich zu 2015 und um 45% im Vergleich zum Jahr 2014 gesunken.
4. Fake: Ukraine liefert mit islamistischen Bataillonen chemische Waffen in Mittleren Osten
«Schauplatz der Behauptung soll die südukrainische Hafenstadt Mariupol sein, wo sich angeblich ein Umschlagplatz für Waffen und chemische Waffen befinden soll.»
Der Fernsehsender des russischen Verteidigungsministerium Zvezda, verbreitet zusammen mit anderen russischen propagandistischen Webseiten in dieser Woche eine Fake-Geschichte, wonach die Ukraine Chemie-Waffen in den Mittleren Osten liefere. Diese Lieferungen, schreibt Zvezda würden durch ein 500-Mann starkes islamistisches Batallion kontrolliert.
Die Quelle für d. Behauptungen ist der stellvertretenden Verteidigungsminister und Sprecher der selbst-ernannten Donetzker Volksrepublik Eduard Basurin. Dieser gab am 8. April bekannt, dass separatistische Aufklärungseinheiten die Ankunft eines islamistischen Bataillons in der südukrainischen Hafenstadt Mariupol aufgedeckt hätten. Laut Basurin, wäre es die Aufgabe des Bataillons ein Waffendepot im Hafen zu bewachen, welches als Umschlagplatz für illegalen Waffenhandel fungiere, welches auch die Verbreitung von chemischen Waffen mit einschließe.
Zu den Fakten: Die Ukraine unterzeichnete im Jahr 1993 die allgemeineChemiewaffenkonvention, welche im Jahr 1998 endgültig ratifiziert wurde. Der Vertrag verbietet den unterzeichnenden Staaten gänzlich die Produktion, die Lagerung sowie den Einsatz von chemischen Waffen. Die Organisation für den Verbot von chemischen Waffen überwacht die Einhaltung des Vertrages und veröffentlicht regelmäßig ein Informationsbulletin in welchem die Organisation festhält, welche Staaten immer noch Chemiewaffen besitzen bzw. welche Staaten die Möglichkeit haben, Chemiewaffen zu produzieren. Die Ukraine befindet sich nicht auf dieser Liste.
In Bezug auf ein islamistisches Batallion können wir nur mutmaßen auf welcher Grundlage Herr Basurin seine Aussagen trifft. Herr Basurin könnte sich eventuell auf die zivile krimtatarische Formation „Asker” beziehen. Die Formation „Asker“ wurde dadurch bekannt, da sie eine zivile Bürgerblockade der okkupierten Krim durchführte und Kontrollpunkte zwischen der von Russland okkupierten Krim und dem ukrainischen Festland einrichtete.
Um es klar festzuhalten, es gibt keinerlei Hinweise oder Indizien, die die Aussagen von Basurin in irgendeiner Art und Weise untermauern würden; weder für die Existenz von islamistischen Bataillonen in der Südukraine, noch von Waffenlagern, noch für einen Umschlagplatz bzw. den Export von Chemie-Waffen in den Mittleren Osten aus der Ukraine.
Herr Eduard Basurin selbst ist eine reichhaltige Quelle von Fake-Geschichten. Seine fantasiereichen Verlautbarungen wird immer wieder viel Raum in russischen Propaganda-Veröffentlichungen gegeben. In der Vergangenheit verkündete er beispielsweise, dass betrunkene ukrainische Panzerfahrer Zivilisten in einem Auto bei Mariupol getötet hätten oder dass amerikanische Sniper im Donbas arbeiten würden und dass die ukrainische Armee OSZE-Beobachter beschossen hätten. Alle diese Verlautbarungen waren Fake-Geschichten und wurde durch StopFake entlarvt.
5. Fake: Ital. CANAL 5: „Georgische Scharfschützen gestehen“ – Ukr. Opposition verantwortlich für Maidan-Schüsse
Am 15. November hat die ital. Politsendung „Matrix“ des italienischen Fernsehsender „Canale 5″ einen Aufsehen erregenden Beitrag veröffentlicht, der auch in deutschen Medien Widerhall fand.
Der italienische Dokumentarfilmer Gian Micalessin präsentierte den Beitrag „Ukraine, die verborgenen Wahrheiten“ („Ucraina, le verità nascoste“). In dem Beitrag schildert Micalessin seine eigene Version darüber, wer angeblich hinter den Maidan-Schüssen vom Februar 2014 stecken soll, nämlich geständige georgische Scharfschützen, beauftragt von ukr. Oppositionellen.
„Die Maidan-Scharfschützen gestehen und offenbaren eine beunruhigende Wahrheit, wer hinter dem Massaker an [Maidan]-Demonstranten [Schuld ist]. Es gab keine Männer des russlandfreundlichen Präsidenten Janukowitsch, sondern die [ukrainischen] Oppositionsführer, die von der Europäischen Union unterstützt wurden, [stehen hinter den Schüssen].“
Die Geschichte hat alles was eine richtiger Fake braucht: Falsche Dokumente, falsche Schauspieler, aus dem Kontext gerissene Behauptungen, verdrehte Tatsachen, Falschdarstellungen, schlichte Lügen und alles garniert mit einer Prise Wahrheit. Alles in allem ein Trauerspiel des italienischen Fernsehen.
6. Fake: Die Ukraine will alle Feldärzte entlassen
Russische und ukrainische Medien haben kürzlich eine gefälschte Geschichte veröffentlicht, wonach die Ukraine alle Feldärzte (sogenannte Feldscher) entlassen wird und sie durch Sanitäter ersetzen wird. Dies sei ein Versuch im Medizinbereich Kosten zu sparen, so der Tenor.
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation ist ein Feldscher ein medizinisches Fachpersonal, welches verschiedene medizinische Leistungen anbietet, die auf die Notfallbehandlung und die Ambulanzpflege beschränkt sind.
Die Quelle für die Geschichte von Ukraina.ru ist der ukrainische Abgeordnete Ihor Shurma aus der ukrainischen pro-russischen Partei „Oppositionsblock“, der Nachfolgepartei der Partei der Regionen. Er verkündete, dass ab dem 1. November die Position von Feldsher liquidiert werden würde und alle Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz gemäß der Anordnung Nummer 6327 des Ministeriums für wirtschaftliche Entwicklung verlieren würden.
StopFake fragte beim ukrainischen Gesundheitsministerium auf, die Situation zu erklären.
Das Ministerium antwortete, dass die Ukraine eine neue Klassifikation von Berufen mit Wirkung zum 1. November genehmigt hat, so dass der Gesundheitsbereich der Ukraine internationalen Normen entspricht. Dazu muss angemerkt werden, dass die Ukraine bis heute die sowjetischen Berufsbezeichnungen im Gesundheitssystem beibehalten hat. Diese altertümlichen Bezeichnungen kennen aber keine westlichen modernen Entsprechungen. In Übereinstimmung mit der neuen Klassifikation werden solche Berufsbezeichnungen wie Sanitäter und Arzt im Bereich der inneren Medizin eingeführt. Der etwas gestrige Begriff Feldscher oder Feldarzt wird nun als Rettungssanitäter bezeichnet. Das ukrainische Gesundheitsministerium betonte, dass die neue Klassifizierung nicht zur Folge hat, dass irgendjemand deswegen entlassen wird. Die medizinischen Fachkräfte werden nur neue Berufsbezeichnungen verwenden und eine zusätzliche Ausbildung erhalten, die notwendig ist, um internationale Standards zu erfüllen.
7. Fake: Nukleare Explosion in Ukraine beweist, dass Ukraine geheime Atomwaffen besitzt
Dubiose und weniger legitime Webseiten veröffentlichen regelmäßige Geschichten, wonach die Ukraine angeblich über geheime Vorräte an Atomwaffen verfügt.
Die letzte Version dieser sehr fragwürdigen und nicht belegbaren Geschichten erschien auf der US-amerikanischen Seite Veterans Today. In dieser Geschichte wird behauptet, dass eine atomare Explosion während einer Munitionsdepot-Explosion Mitte März in Balakliya, in der Nähe von Kharkiv in der Ostukraine stattgefunden habe.
Nach dem Veterans Today-Autoren Ian Greenhalgh (einem Fotografen und Historiker mit einem speziellen Interesse für Militärgeschichte und den wahren Auslösern von Konflikten) sei während des Brandes im Munitionsdepot Balakliya, zumindest eine Atomwaffe detoniert. Ian Greenhalgh sagt, dass seine Behauptung auf „echten Fachwissen in Kernphysik“ beruhe. Dabei benutzt er emotional aufgeladene Wörter wie Holocaust, Sabotage und Pilzwolke und erklärt, dass definitiv etwas atomar im Gange sei und die Ukraine dabei sei, es zu vertuschen.
Greenhalgh nutzt dabei Videoaufnahmen der Depot-Explosionen, um seine Ansprüche zu beweisen. Aufnahmen, die seinen Worten nach, nicht mehr im Internet verfügbar sind. Seine Geschichte enthält auch einen Ausschnitt aus einem Video welches zeige: „Plasma-Regen fällt aus einer Pilz-Wolke, ein glasklares Anzeichen, dass dies eine nukleare Explosion war.“
Nur, dieses Foto stammt aus einem Screenshot von einem Video aus dem Jahre 2013. Dieser Screenshot ist einem Video eines Feuers auf dem Testgelände Chapaevsk im südöslichten Russland, in Samara entnommen. Veterans Today ist eine marginale Website, die regelmäßig eine Mischung aus legitimen Veteranen-Anliegen veröffentlicht. Das Hauptaugenmerk der Seite hat sich aber auf Verschwörungsgeschichten und fragwürdigen Journalismus spezialisiert, die die Urheberschaft von 9/11 in den USA in Fragen stellen, Russland unterstützen. Die Wirtschaftsbewertungsseite Sitejabber nennt Veterans Today eine reißerische Verschwörungshomepage. Die seriöse Homepage Southern Poverty Law Center hat Veterans Today auf ihrer Hate-Watch-Liste für die Verbreitung von Holocaust-Leugnung und andere Verschwörungstheorien.
8. Fake: Französischer Zoll beschlagnahmt in Paris menschliche Organe aus der Ukraine
Russische Medien veröffentlichten eine Geschichte die behauptet, dass französische Zollbeamten am Flughafen Paris Orly eine Sendung von menschlichen Organen aus der Ukraine beschlagnahmt hätten.
RusNext war die erste russische Seite, auf der diese Fälschung am 23. April zu sehen war. Der Fake wurde sofort in Narodnyi Korrespondent, Politikus.ru, Imperia, Fishki.net, Blog Seiten veröffentlicht.
Die Geschichte behauptet, dass angeblich Organe im Wert von 4 Millionen Euro in Paris beschlagnahmt worden wären. Diese wären aus einem ukrainischen Militärkrankenhaus abgeschickt worden. Die Sendung sollte von Paris weiter nach Saudi-Arabien gehen. Die angebliche Sendung wurde in Frankreich bei einer „sorgfältig geplanten Operation der französischen Polizei am Flughafen Orly“ abgefangen. Bei den abgefangenen Organen handle es sich um „200 Nasenscheidewände und Schließmuskel“.
Ja, sie lesen richtig und nein wir übertreiben nicht.
Es gibt keine Erwähnung dieses sensationellen Coup auf einer einzigen offiziellen französischen Polizeiseite, oder beim französischen Zoll.
Das Dniproer Militärkrankenhaus samt seinem stellvertretender Direktor Victor Pysanko sagte StopFake, dass sein Krankenhaus niemals menschlichen Organe irgendwo geschickt habe und bezeichnete die ganze Geschichte als lächerlich. Zusätzlich sind Nasenscheidewände und Schließmuskel, keine Organe, die für menschliche Transplantationen verwendet werden.
9. Fake: Neuer ukrainischer Kriegsfilm Cyborgs ist finanzieller Reinfall
Der Anfang Dezember in der Ukraine veröffentliche Kriegsfilm „Cyborgs“, hat den Zorn russischer Medien auf sich gezogen.
Cyborgs widmet sich den Kämpfen um den Donzker Flughafen und bricht dabei in der Ukraine Kassen- und Besucherrekorde. Dies hindert aber einige russische Medien nicht daran, dass komplette Gegenteil zu behaupten. Dabei werden Artikel produziert, die in ihrer Verurteilung des Films geradezu rasend vor Wut sind. Obwohl der Film während seines ersten Wochenendes alle Kassenrekorde der Ukraine übertraf, beklagte sich die pro-Kreml-Webseite Ukraina.ru über staatliche Gelder, die für die Produktion des Films ausgegeben wurden. Des Weiteren behauptet die Seite, dass Studenten massiv dazu gezwungen wurden, den Film anzuschauen um die Zuschauerzahlen nach oben zu treiben. Kinos, die sich weigerten den Film zu zeigen, würden bedroht und massiv belästigt, behauptet Ukraina.ru.
Ganze sechs Menschen kamen, um den Film Cyborgs zu sehen, behauptet Ukraina.ru in einem anderen gefälschten Artikel, während Life.ru den Film als Kommerzprodukt ohne Gewissen bezeichnet. Life.ru kritisiert zudem das Telekommunikationsunternehmen Kyivstar, den Film gesponsert zu haben. Eine andere Veröffentlichung behauptet, dass zwei westukrainische Kinos sich geweigert hätten den Film zu zeigen.
Was die beiden Kinos in der Westukraine angeht, die sich angeblich geweigert hätten, den Film zu zeigen. Eines ist momentan wegen einer Renovierung geschlossen, während das andere ankündigte, den Film in der nächsten Woche zu zeigen.
Laut der staatlichen ukrainischen Kino-Vereinigung spielte Cyborgs an seinem ersten Wochenende in der Ukraine mehr als 8 Millionen Griwna ein (etwa 300 000 Dollar), das ist vergleichsweise mehr als Blockbuster Dünkirchen. Die Medienseite Telekritika schreibt, dass Cyborgs bisher alle Rekorde für den ukrainischen Filmvertrieb und die Einnahmen an Kinokassen übertroffen hat.
10. „Als Journalist habe ich gelernt, Krieg zu machen. Jetzt will ich lernen, wie man komplexere Dinge macht“, Evgeny Zavadskiy (Teil 1)
Als 10. Artikel praesentieren wir keinen Fake, sondern ein von StopFakeDE gefuehrtes Exklusiv-Interview mit dem ehemaligen Pervij-Kanal-Journalisten Evgeny Zavadskiy.
Zavadskiy weiß, wie die russische Informationspolitik von innen funktioniert. Er arbeitete sechs Jahre als Journalist für den russischen Sender „Perviy Kanal“, für die Nachrichtensendung „Programma, Vremia‘ “. Diese Zeit umfasst auch die beiden „heißesten“ und aggressivsten Jahre der Informationskonfrontation mit der Ukraine: Nach den Ereignissen auf dem Maidan, der Annexion der Krim sowie während der aktivsten Phase des Krieges im Donbas. Ende 2015 verließ er den „Perviy Kanal“ und zog Tallinn, wo er seit zwei Jahren für den estnischen russischsprachigen Fernsehsender ETV+ arbeitet. Mit Evgeny Zavadskiy haben wir auf einer Konferenz in der litauischen Hauptstadt Vilnius gesprochen. Er stimmt sofort einem Interview zu und verspricht, alles zu erzählen, was er kann. Er gibt offen zu: Solch ein Interview – über die „innere Küche“ des führenden russischen TV-Senders, über seine Informationsstrategie gegenüber der Ukraine – hat noch niemand mit ihm geführt.
Link zum gesamten Interview:
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