Der vorliegende Bericht wurde für das „Nato Strategic Communication Centre of Excellence“ vom Zentrum für Angewandte Forschung am Estnischen Kolleg für nationale Verteidigung angefertigt.
Das Ziel dieser Untersuchung ist es, zu identifizieren, wie russischen Medien ukrainische Militär-und Sicherheitsstrukturen porträtieren. Dabei mit eingeschlossen ist die Politik der Kiewer Regierung sowie ihrer „Zusammenarbeit“ mit dem Westen. Die Forschungsgruppe untersuchte, wie russische Medien mit bestimmten Botschaften versuchen, die in der Ukraine real stattfindenden politischen und militärischen Ereignisse, zu beeinflussen. Dazu zielten die versendeten Botschaften darauf ab parallel zur Realität in der Ukraine neue Einstellungen zu konstruieren und bestimmte Verhalten zu befürworten.
Die Untersuchung umfasst den Zeitraum vom 1. April bis 31. Dezember 2014 und analysiert die russischen Medien: Regnum, Komsomolskaya Pravda und den Fernsehsender Zvezda. Diese Medien sind wichtig, weil sie nicht nur auf das russische Publikum zielen, sondern auch auf die russischsprachigen Gemeinden in dem ehemaligen Gebiet der UdSSR.
Die Forscher gebrauchen eine standardisierte Inhaltsanalyse nach einem speziell entwickelten Coding-Handbuch und reicherten die Ergebnisse mit Daten aus 25 strukturierten Interviews mit ukrainischen Vertretern (Medien-, Politik- und Militärexperten, sowie auch Soldaten und Offiziere aus dem militärischen Konflikt).
Seit Dezember 2014 hat das russische Militär eine neue Militärdoktrin angenommen, die ausdrücklich erklärt, dass eine mediale Informationsüberlegenheit notwendig für den Sieg auf dem physischen Schlachtfeld des neuzeitlichen Krieges sei. Für die NATO ist es entscheidend, aus dem fortlaufenden Konflikt in Europa geeignete Schlussfolgerungen zu ziehen, um die Einheit der Allianz weiter zu stärken und solche Konfliktszenarien zwischen Russland und der NATO in Zukunft zu vermeiden.
Russische Informationsaktivitäten spielten seit dem Jahr 2014 eine bedeutende Rolle in den gesamten militärischen Operationen, die in der Ostukraine durchgeführt werden. Die Informationsoperationen wurden auf allen Ebenen verwendet, begonnen mit der politischen Ebene (gegen den ukrainischen Staat, ukrainische Staatsstrukturen, ukrainische Politiker) bis zur taktischen Ebene um die von den pro-russischen Streitkräfte initiierten militärischen Aktionen zu rechtfertigen. Informationskonfrontation und verschiedene psychologische Operationen spielen weiterhin eine bedeutende Rolle in der aktuellen Krise in der Ukraine. Russland nutzt verschiedene Medienkanäle um ihre Operationen gegen die Ukraine zu führen, einschließlich staatlicher und privater Fernsehsender (zum Beispiel, Pervyi Kanal, Rossija 1, NTV, Russia Today, LifeNews), Radio (z. B. Radio Mayak), Mobilfunkbetreiber (z. B. KyivStar), Internetquellen (auch Online-Publikationen wie Regnum, TV Zvezda, Кomsomolskaya Pravda, Itar Tass, RIA Novosti) und soziale Netzwerke (z. B. YouTube, Facebook, Vk.com, Odnoklassniki.ru). Einige ukrainische Quellen besitzen auch pro-russische Einstellungen und können auch verwendet werden, um Desinformation zu verbreiten (z. B. die Mediengruppe Vesti). Die separatistische Volksrepubliken Donetsk und Luhansk haben ihre eigene Kanäle, die anti-ukrainische Propaganda produzieren (z. B. dnr-news.com, novorus.info). Die aktuelle Studie konzentriert sich auf die Medienkanäle, die den russischen Mainstream repräsentieren – Komsomolskaya Pravda, TV Zvezda, Regnum. Diese Massenmedienkanäle sind im Allgemeinen kritisch gegen die ukrainische Regierung und die Streitkräfte, bieten aber keinen kritischen Blick auf die russische Regierung an. Sie verteidigen russische Politik in der Ukraine und sehen den Konflikt in der Ukraine als Schlachtfeld zwischen Russland und dem Westen, mit Bezug auf den Zusammenstoß der Zivilisationen mit dem Westen (vor allem die USA und die NATO, aber auch die Europäische Union), angeblich beabsichtigt ihren Einflussbereich zu den russischen Grenzen voranzubringen.
Download der Studie (Eng.) (912.62 KB)
Von NATO Stratcom Centre of Excellence
