Artikel im Abschnitt ‚Kontext‘ sind keine Fälschungen. Wir veröffentlichen sie, um unseren Lesern einen besseren Einblick in die Techniken, Methoden und Praktiken der russischen Regierung in ihrem Informationskrieg zu geben.
Der wachsende Strom der Berichte und Artikel über gefälschte Nachrichten, Desinformationen, parteipolitische Inhalte und Nachrichtenkompetenz ist schwer zu bewältigen. Diese wöchentliche Zusammenfassung bietet die Highlights dessen, was sie vielleicht verpasst haben.
Wir sind nicht in Filterblasen gefangen, aber wir tun gerne so, als wären wir es. Nur wenige Menschen befinden sich in kompletten Filterblasen, in denen sie nur, sagen wir, Fox News konsumieren, schreibt Matt Grossmann in einem neuen Bericht für Knight (und es gibt auch eine Zusammenfassung davon auf Medium hier). Aber die „beliebte Geschichte, wie Medienblasen angeblich die Demokratie untergraben“, ist eine, an der sich die Menschen offenbar gerne klammern.
„Die Wahl eines Mediums ist mehr zu einem Mittel der politischen Selbstdarstellung geworden, als sie es früher einmal war“, schreibt Grossmann. „Parteianhänger neigen dazu, die Nutzung ihrer parteischer Vertriebsstrukturen zu überschätzen, während die meisten Bürger politische Nachrichten so gut es geht durchaus abschalten und herausfiltern können.“ Heutzutage nutzen wir unseren Medienkonsum um zu zeigen, wer wir sind; auch wenn wir a) tatsächlich eine ziemlich große Anzahl von Quellen lesen und / oder b) tatsächlich gar nicht so viele politische Nachrichten lesen.
Es ist sinnvoll, wenn man darüber in Kontexten jenseits von Nachrichten nachdenkt – zum Beispiel das Thema Essen. Ich könnte es beispielsweise durchaus genießen, mich bei Instagram selbst als Feinschmecker zu bezeichnen, der viele kalte Getränke trinkt und selbstgemachtes Brot herstellt, aber tatsächlich esse ich vielleicht auch gerade in einem Chic-fil-A [Amerikanische Fastfood-Restaurant-Kette, Anm. SF#DE] .
Grossmann betrachtet zwei verschiedene Arten von Studien zum Medienkonsum: Studien, die die Menschen bitten, Nachrichtenquellen zu nennen, die sie konsumieren, und Studien, die ihr Nachrichtenkonsumverhalten tatsächlich verfolgen (indem sie beispielsweise aufzeichnen, was sie online tun). Die Ergebnisse dieser beiden Studientypen sind sehr unterschiedlich:
„Die wichtigste Erkenntnis ist, dass Menschen ihren Nachrichtenkonsum überbewerten und die Vielfalt im Vergleich zu den durch direkte Messungen offenbarten Medienkonsumgewohnheiten unterbewerten. Parteianhänger scheinen besonders viel höhere Werte für den parteiischen (eigenen) Medienkonsum zu berichten (wie z.B. Rush Limbaugh Hörer) und berichten nicht über das tatsächliche Ausmaß, in dem sie unparteiische oder ideologisch falsch ausgerichtete Medien nutzen. Menschen können Interviewer ausdrücklich sagen, dass sie sich hauptsächlich auf Fox News verlassen, während ihre Webbrowsing-Geschichten und Facebook-Logs den Eindruck erwecken, dass sie mehrere verschiedene Zeitungen und die Webseite von CNN (zusammen mit vielen unpolitischen Webseiten) besuchen.“
Das mag irgendwie gut erscheinen, aber freuen Sie nicht zu früh, sagt Grossmann:
„Republikaner sind nicht so süchtig nach Fox News, wie sie selbst gern behaupten, noch sind Demokraten so abhängig nach Rachel Maddow, wie sie es sagen. Aber das bedeutet auch, dass Parteianhänger an den Medienkonsum heutzutage als eine Art ausdrucksstarken politischen Akt denken und deshalb glauben, dass sie sich als bekennender Republikaner, an Fox halten sollten, oder dass sie als bekennende Demokraten loyal zu MSNBC sein sollten.“
Es gibt auch einige nützliche Informationen darüber, wie sich das Vertrauen der Parteianhänger in die Medien verändert hat: „Demokratisches Vertrauen in die Medien ist jetzt höher als in über 20 Jahren, während das Gegenteil für Republikaner gilt.“
„Forschungsergebnisse stützen bisher nicht die weitreichenden Behauptungen über parteiische Medienblasen oder deren Folgen“, schreibt Grossmann, was aber nicht bedeutet, dass wir uns darüber keine Sorgen machen können. Er argumentiert ferne, dass wir besonders an der Stärkung politischer Lokalnachrichten arbeiten müssen, da „wir eine überparteiische und engagierte Teilmenge von Amerikanern haben, die hauptsächlich nationale Nachrichten aller Art konsumieren“, und eine robustere lokale Presse könnte ein nützliches Werkzeug sein, um die Mehrheit der Amerikaner einzubeziehen, die momentan wenig bis gar keine Nachrichten konsumieren.
Verschiedene Menschen, unterschiedliche Google-Ergebnisse — aber ist das eine Filterblase? Die Suchmaschine DuckDuckGo — die, um es klarzustellen, ein Google-Konkurrent ist — veröffentlichte eine Untersuchung darüber, wie sich die Suchergebnisse von Google je nach Nutzer unterscheiden.
Wir haben Freiwillige in den USA gebeten, nach dem Begriff «Waffenkontrolle», «Einwanderung» und «Impfungen» (in dieser Reihenfolge) um 21.00 Uhr Eastern Time am Sonntag, den 24. Juni 2018, zu suchen. Freiwillige führten Suchanfragen zuerst im privaten Browsermodus durch und meldeten sich bei Google ab, und dann wieder nicht im privaten Modus (d.h. im «normalen» Modus). Wir haben 87 komplette Ergebnislisten zusammengestellt — 76 auf dem Desktop und 11 auf dem Handy. Beachten Sie, dass wir die Studie auf die USA beschränkt haben, da verschiedene Länder unterschiedliche Suchindizes haben.
Die Haupterkenntnis war, dass „die meisten Menschen einzigartige Ergebnisse sahen, auch wenn sie abgemeldet und im privaten Browsermodus waren“. Dies, so DuckDuckGo, ist ein Zeichen dafür, dass „der private Browsermodus und die Abmeldung von Google fast keinen Filterblasenschutz bieten“.
Aber sind Filterblasen hier wirklich das Problem? Danny Sullivan — Mitbegründer von SearchEngineLand und jetzt, ja, die öffentliche Suchmaschine von Google — argumentiert ziemlich überzeugend, dass sie es nicht sind, weil selbst DuckDuckGo-Nutzer unterschiedliche Ergebnisse sehen.
My Duck Duck Go results compared to colleagues were also different. Again applying DDG’s own statement to itself: “With no filter bubble, one would expect to see very little variation of search result pages — nearly everyone would see the same single set of results.” pic.twitter.com/zFemD4XHj2
— Danny Sullivan (@dannysullivan) 6. Dezember 2018
Google reagierte auch auf dieses Thema — achten Sie jedoch auf diese passive Stimme.
Useful thread on what is actually going on with Google Search now. But it’s disingenuous to say „a myth has developed“ in passive voice. Google actively promoted the message of ’search personalized on your browsing history‘ when it launched, e.g. https://t.co/bDKlxnNCDJ https://t.co/gUpW179wIR
— Emma Llanso (@ellanso) 5. Dezember 2018
Over the years, a myth has developed that Google Search personalizes so much that for the same query, different people might get significantly different results from each other. This isn’t the case. Results can differ, but usually for non-personalized reasons. Let’s explore…
— Google SearchLiaison (@searchliaison) 4. Dezember 2018
I don’t think this is saying „Filter bubble“ as much as saying „Google is damn nondeterministic on controversial topics“https://t.co/ppYslNDuZm
— Nicholas Weaver (@ncweaver) 5. Dezember 2018
In particular, the conversation often begins and ends with concerns around the filter bubble. I think many of the discussions in Silicon Valley are overly fixated on filter bubble concerns- while in the academic lit the filter bubble has often not stood up to empirical scrutiny.
— David Lazer (@davidlazer) 5. Dezember 2018
FYI, interesting thread on Google personalization.
I’ll point to our paper on this: https://t.co/F36AqyBYkU
I think generally consistent with this thread.
I do think the normative conversation around personalization is often a bit impoverished. https://t.co/wbF0HCLlvE
— David Lazer (@davidlazer) December 5, 2018