„Auf der Suche und dem Aufspüren neuer Algorithmen. Medien in der Zeit von „post-truth“ oder die Frage, wie das Phänomen FakeNews unsere Welt beeinflusst und wie man mit dieser neuen Realität umgeht.
Dies war das Hauptthema des Lviv Media Forum, dass Ende Mai zum fünften Mal in Lviv stattfand. Das alljährliche Forum ist eines der wichtigsten Medienereignisse für Zentral- und Ostmitteleuropa. In diesem Jahr hat das Forum zahlreiche internationale Journalisten und Gäste aus der Ukraine, Russland, der EU, den USA und anderen Länder in der Lviver Fußballarena versammelt. Journalisten von StopFake-Deutsch haben am Lviv Media Forum teilgenommen und einige interessante Gedanken zum Thema Fälschungen, neue geopolitische Realitäten und Zukunft des Journalismus notiert. Bei uns finden Sie einen Überblick über die besten Beiträge vom diesjährigen Forum:
Tomasz Lis, Newsweek, Polen
„Die Instrumente, die im diesen Krieg benutzt wurden, sind im Prinzip nicht neu. Bereits Hitler und Stalin haben sie für Desinformation und Propaganda eingesetzt. Diese Instrumente dieser Medienpolitik sind: Der Feind – die Angst – sowie eine extreme Radikalisierung des Konflikts. Am Ende bekommen Sie Bedingungen, unter denen Menschen auch an die aggressivste blutigsten Lügen glauben werden.“
„Je einfacher und sinnloser die Propaganda ist, desto effektiver ist sie.“
„Nur etwas Bestimmtes gesagt zu haben, ist schon genug um eine Lüge zu verbreiten. Niemand wird Ihnen weiter zuhören, auch wenn Sie diese gefälschten Informationen mit den stärksten Argumenten entlarven und widerrufen. Auch deswegen ist Russland Informationskrieg so erfolgreich.“
„Wir können die Propaganda und Lügen nicht mit eigenen Lügen und gefälschten Informationen bekämpfen. Das geht gar nicht. Unsere Aufgabe als Journalisten ist es heute zu verhindern, dass es nicht noch schlimmer wird.“
„Für Propaganda ist es extrem wichtig, Menschen voneinander zu trennen und zu teilen, ihnen einzureden, dass der Nachbar der größte Feind ist. Und glauben Sie mir, Leute zu trennen ist eine unglaublich einfache Aufgabe.“
„Die sogenannte „alternative Realität“ ist an sich sehr leicht beeinflussbar. Zum Beispiel, schaut niemand Fernsehsender, die zwei gegenseitige Meinungen repräsentieren. Dies wäre sehr brutal zu sich selbst.“
Konstantin von Eggert, Kanal Doshd, Russland
„Es passiert nichts Schlechtes mit den modernen Medien. Die Situation war immer so.“
„Der russische Fernsehsender „Pervyj Kanal“ hat den Konflikt nicht eskaliert. Der Sender hat einfach die Meinung von einer Mehrheit der russischen Bevölkerung präsentiert.“
Susanne Scholl, Journalistin und Schriftstellerin, Österreich
„Für mich gibt es keine „post-truth“ oder alternative Realitäten. Es gibt nur Wahrheit und Lüge – mehr nicht.“
Nolan Peterson, The Daily Signal, USA
„Journalisten sollen bei jeder Informationsquelle skeptisch sein. Ob sie aus Kiew oder aus Moskau kommt. Entweder wir glauben an dieser Information oder nicht.“
„Als Journalist ist es besser über Konflikte zu berichten, die dein eigenes Land nicht betreffen. Ansonsten wird man sehr schnell sehr emotional – die Berichterstattung leidet oft darunter. Als Journalist sollte man wirklich ein richtiger Kosmopolit sein“.
„Medien sind die Waffen jedes modernen Krieges, genauso wie Panzer und Raketen. Politiker wollen Journalisten oft dazu benutzen, um eigene politische Ziele zu erreichen. Wir als Medienschaffende müssen uns diesen Versuchen widersetzen.“
Bericht: Galyna Schimansky-Geier