Aus Angst vor ukrainischen Neonazis entlässt die ukrainische Generalstaatsanwaltschaft, den tschetschenischen Ex-Kämpfer Movlu Timarov aus der Haft. So zumindest interpretierte die russische Website Regnum die Entscheidung der Ukraine, Timarov freizulassen. Die Regnum-Geschichte zitiert dabei die pro-russische ukrainische Website Strana.ua, die eine Geschichte über Timarovs Freilassung mit dem Titel „Einen Sinneswandel vor dem Sturm auf das Parlament – Warum hat sich die Ukraine entschieden, einen Tschetschenen, der des Drogenhandels beschuldigt wird, nicht auszuliefern?“
Timarov, der ursprünglich aus Tschetschenien stammt, kämpfte zwei Jahre lang mit einem ukrainischen Freiwilligenbataillon im Donbas gegen russisch-separatistische Kämpfer. Später war er aber wegen seinem schlechten Gesundheitszustand gezwungen, die Frontlinie zu verlassen. Von 2017 an arbeitete Timarov als Freiwilliger zur Unterstützung des ukrainischen Militärs. Er wurde in der Ukraine aufgrund eines russischen Fahndungsaufruf verhaftet, angeblich wegen Drogendelikte aus dem Jahr 2007 und befand sich deswegen seit dem 11. Juni 2018 im südukrainischen Mykolayiv in Haft.
Die Website Strana behauptet nun in ihrer Geschichte, dass Timarov wegen Demonstrationen, die am 17. September 2018 vor dem Büro des ukrainischen Generalstaatsanwalts stattfanden, entlassen wurden. Am 17. September fanden Demonstrationen gegen die Auslieferung eines weiteren Inhaftierten Timur Tumgojew, einem gebürtigen Inguschen, statt. Tumgojew hatte auch auf ukrainischer Seite im Donbas gekämpft. Die Auslieferung und die Fahndung wurde vom russischen Geheimdienst FSB initiiert, der regelmäßig politische-fabrizierte Fälle gegen Kreml-Kritiker erstellt und um die Überstellung nach Russland bittet.
Eine solche Demonstration fand tatsächlich vor der Generalstaatsanwaltschaft statt, und viele der Aktivisten, die protestierten, drohten mit einer noch größeren Demonstration vor dem ukrainischen Parlament. Während der Demonstration wurde gefordert, dass ausländische Kämpfer, die die ukrainische Sache im Donbas-Krieg unterstützt haben, nicht aus der Ukraine ausgeliefert werden dürften.
Strana kommt daher nun zu dem Schluss, dass diese ausgesprochene Drohung der Demonstranten zur Freilassung von Movlu Timarov führte. Die ukrainischen Behörden würden laut Strana.ua nicht wollen, dass das Parlament von wütenden Demonstranten angegriffen wird.
Zufall oder nicht, aber einen Tag vor der Demonstration vor dem ukrainischen Parlament entließen die ukrainischen Behörden einen zweiten gebürtigen Kaukasier, der eigentlich zur Übergabe an Moskau gedacht war. Die Staatsanwaltschaft kündigte plötzlich an, dass Russland die Dokumente für seine Auslieferung nicht geschickt habe, schreibt Strana.
https://www.facebook.com/shtabko/posts/1914459068634482?
Kommen wir aber zu den Fakten:
Unterdessen sagte der stellvertretende Generalstaatsanwalt Jewhen Jenin Hromadske Radio, dass es keine Auslieferungspläne gebe und dass Timarow wegen seines schlechten Gesundheitszustandes nicht mehr in Haft gehalten werde. Dies wurde auch vom Sprecher des Generalstaatsanwalts Andriy Lysenko bekräftigt, der Radio Liberty sagte, dass Geschichten über die geplante Auslieferung Timarovs falsch seien.
Während eines Briefings am 19. September teilte der Generalstaatsanwalt der Provinz Mykolayiv, Taras Dunasov, mit, dass sein Büro keine Dokumente zur Bestätigung der Schuld Timarovs erhalten habe.
„In den 100 Tagen, in denen Timarov verhaftet wurde, haben wir keine Dokumente erhalten, die das Verbrechen untermauern oder bestätigen, das er angeblich im Jahr 2007 begangen hat und für das ein Interpol-Befehl wegen seiner Verhaftung ausgestellt wurde.“
https://www.facebook.com/100013825419639/videos/vb.100013825419639/515739482230228/?type=2&video_source=user_video_tab
Die Auslieferungskontrollen sind abgeschlossen und es gebe keinen Grund, ihn weiter festzunehmen“, sagte Dunasov.
Bei der gleichen Unterrichtung sagte der Gouverneur der Provinz Mykolayiv auch, dass die Freilassung Timarovs nicht im Zusammenhang mit den Protesten steht, die zuvor in Kiew stattgefunden hatten.