Der Artikel der Washington Post besagt nicht, dass Waleriy Saluschnyj die Sabotage von Nord Stream II beaufsichtigt hat, schon gar nicht im Geheimen von Zelensky. Die Publikation schreibt, dass laut ,,geheimen Dokumenten“, die online veröffentlicht wurden, die CIA im vergangenen Sommer von einer unbekannten Quelle die Information erhielt, dass das ukrainische Militär einen Angriff auf die Nord Stream-Pipelines vorbereiten könnte. Doch erstens hielt der US-Geheimdienst die Quelle für unzuverlässig, und zweitens wurde die geplante ukrainische Operation aus unklaren Gründen ,,ausgesetzt“ und nie durchgeführt. Zuvor hatten die dänischen Streitkräfte bestätigt, dass sich ein spezielles russisches Schiff, das für Operationen unter Wasser ausgelegt ist, vier Tage vor der Explosion in der Nähe der Nord-Stream-Pipeline befand.

In sozialen Netzwerken und auf russischen Webseiten wird die Information verbreitet, dass Waleriy Saluschnyj, Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte, angeblich ,,die Explosion der Nord-Stream-Pipelines im Geheimen von Wolodomyr Selenskyj überwacht hat“. Dabei beriefen sich russische Websites auf einen Artikel in der Washington Post.

,,Washington erfuhr im Voraus von den Plänen Kyjiws, Nord Stream anzugreifen, und dass der Angriff von Saluschnyj, dem Chef der ukrainischen Streitkräfte, geleitet wurde. (…) Alle an der Operation Beteiligten unterstanden direkt General Saluschnyj, dem obersten ukrainischen Militäroffizier, der dem Geheimdienstbericht zufolge beauftragt wurde, damit der ukrainische Präsident Wolodomyr Selenskyj nichts von der Operation erfährt“, schreibt die russische Website Ukraina.ru.

Screenshot – ukraina.ru

In der Tat reißen russische Websites wieder einmal Informationen aus dem Zusammenhang. Im Originalartikel der Washington Post steht nicht, dass die ukrainische Seite für die Explosion der Nord-Stream-2-Pipeline verantwortlich war und dass ,,Saluschnyj diese Operation im Geheimen von Zelensky beaufsichtigte“. In der WaPO heißt es lediglich, dass den USA Informationen über einen möglichen ukrainischen Plan zum Angriff auf die Nord-Stream-Pipeline vorlagen, die Umsetzung dieses Plans jedoch aus verschiedenen Gründen abgesagt wurde. In dem Artikel der Washington Post geht es um den Plan dieser Operation und nicht darum, wer genau hinter der Unterbrechung der Gasströme steckt. In den russischen Medien wird jedoch kategorisch behauptet, dass es die Ukraine und die USA waren, die Nord Stream 2 untergraben haben.

,,Die CIA erfuhr im Juni letzten Jahres durch eine europäische Spionageagentur, dass eine sechsköpfige Gruppe ukrainischer Sondereinsatzkräfte beabsichtigte, ein Gasprojekt zwischen Russland und Deutschland zu sabotieren. (…) Der Geheimdienstbericht basierte auf Informationen, die er von einer Person in der Ukraine erhalten hatte. Die Informationen der Quelle konnten nicht sofort bestätigt werden, aber die CIA teilte den Bericht im vergangenen Juni mit Deutschland und anderen europäischen Ländern, so mehrere mit der Angelegenheit vertraute Beamte, die unter der Bedingung der Anonymität sprachen, um verdeckte Geheimdienstoperationen und diplomatische Gespräche zu diskutieren“, schrieb die Washington Post unter Berufung auf online veröffentlichte ,,geheime Dokumente“, deren Informationen jedoch nicht bestätigt wurden.

Die WaPO schreibt auch, dass es wahrscheinlich ist, dass „die Möchtegern-Angreifer keine Ausgestoßenen waren. Alle an der Operation Beteiligten erstatteten direkt General Valeriy Zaluzhny, dem ranghöchsten ukrainischen Offizier, Bericht, der mit der Operation betraut wurde, damit der ukrainsiche Präsident Selenskyj nichts von ihr erfährt. In der Zusammenfassung des europäischen Geheimdienstes heißt es jedoch, dass die geplante ukrainische Militäroperation aus unklaren Gründen ,,ausgesetzt“ und nie durchgeführt wurde.

Außerdem wird in dem WaPo-Artikel hervorgehoben, dass die CIA anfänglich Zweifel an der Zuverlässigkeit der Informationen über die Vorbereitung eines solchen Plans durch die Ukraine hatte, insbesondere weil die Person in der Ukraine, die die Details lieferte, sich noch nicht als zuverlässige Informationsquelle erwiesen hatte. Der europäische Dienst hielt die Quelle jedoch für zuverlässig.

Einem Bericht der Washington Post zufolge soll eine nicht verifizierte Quelle die CIA über einen ukrainischen Plan zur Untergrabung von Nord Stream informiert haben. Doch erstens wirft die Glaubwürdigkeit dieser Information viele Fragen auf. Zweitens wurde dieser ,,Plan“ nie umgesetzt. Die russischen Medien hingegen behaupten, es sei der Oberbefehlshaber der ukrainsichen Armee gewesen, der ,,diese Operation heimlich von Selenskyj aus beaufsichtigt“ habe, und reißen dabei Zitate aus dem Artikel der Washington Post aus dem Zusammenhang.

Tatsächlich hatten die dänischen Streitkräfte zuvor bestätigt, dass sich ein russisches Spezialschiff vier Tage vor dem Vorfall in der Nähe des Explosionsortes der Gasleitung befunden hatte. ,,Das (russische – Anm. d. Red.) Spezialschiff ist für Unterwasseroperationen ausgelegt und hat ein Mini-U-Boot vom Typ AS-26 Priz an Bord. Zuvor war berichtet worden, dass das dänische Verteidigungsministerium über 112 Bilder von russischen Schiffen in dem Gebiet verfügt. Aber zum ersten Mal hat das Verteidigungsministerium bestätigt, dass es sich um ein spezifisches russisches SS-750-Schiff mit einem Mini-U-Boot an Bord handelt“, schreibt die renommierte ukrainsiche Ukrainska Prawda unter Berufung auf die dänische Website Information.dk.

Wie die Ukrainska Prawda berichtet, schrieben auch T-Online und der Open-Source-Geheimdienstanalyst Oliver Alexander, dass das SS-750-Spezialschiff eines von sechs russischen Marineschiffen sei, die sich in den Tagen vor der Pipeline-Explosion in dem Gebiet aufgehalten haben könnten. Außerdem hatte die New York Times zuvor einen Artikel veröffentlicht, in dem sie sich auf Quellen und Geheimdienstdaten berief. Darin wurde behauptet, dass nichtstaatliche Gruppen, zu denen Russen und Ukrainer gehören könnten, hinter der Explosion der Nord Stream-Pipelines in der Ostsee stecken könnten. Es sei daran erinnert, dass Russland seit dem Beginn des Krieges gegen die Ukraine die EU-Länder um den Zugang zu seinen Energieressourcen erpresst und seine Ressourcen zu einer Waffe gegen Europa macht.

StopFake widerlegt weiterhin solche Fälschungen über Russlands Krieg gegen die Ukraine in ,,Manipulation: Ukraine ist der Sabotage der Nord Stream-Pipeline verdächtigt – Der Tagesspiegel“, ,,RT-Fake: Biden verriet US-Pläne zur Sprengung der Nord Stream-Pipeline vor einem Jahr“