Am 25. November feuerte Russland auf zwei ukrainische Marinekanonenboote und einen Schlepper in der Kertscher Meeresenge und verletzte dabei mindestens sechs ukrainische Marinesoldaten. Ein russisches Marineboot rammte eines der ukrainischen Schiffe, woraufhin die russische Marine alle drei ukrainischen Schiffe gefangen nahm und sie nach Kertsch brachte. Die verwundeten Ukrainer befinden sich in einem Krankenhaus in Kertsch, während der Rest der Schiffsmannschaften vom russischen Inlandsgeheimdienst FSB festgehalten und befragt wird.
Die ukrainischen Schiffe wollten dabei vom Schwarzmeerhafen Odesa nach Mariupol im Asowschen Meer fahren. Die Kertscher Meerenge ist der einzige Zugang zum Asowschen Meer vom Schwarzen Meer aus.
Russische Medien schwiegen über die Feuereröffnung auf die ukrainischen Schiffe. Sie erwähnten nicht, dass das russische Küstenwachschiff ein ukrainisches Schiff rammte. Das einzige was die Medien immer wieder wiederholte war: „Drei ukrainische Schiffe überschritten illegal die russische Grenze”. Die abendliche russische Nachrichtensendung Vesti vom 25. November verweigerte den Zusammenstoß auf See und berichtete: „Unsere Dienste wissen nichts darüber”. Erst als sich der Tag zu Ende neigte, begannen die russischen Medien zu verkünden, dass der FSB drei Schiffe der ukrainischen Marine festhält und auf die ukrainischen Schiffe geschossen hatte, mit dem Ziel Zitat: „um sie zum Anhalten zu bringen”. Der Vorfall wurde von den russischen Medien umwendend als maritime Aggression gegen die Russische Föderation (hier TASS) dargestellt, die vom ukrainischen Präsidenten Petro Poroshenko persönlich initiiert wurde, der dies alles organisierte, um seine Position am Vorabend der Präsidentschaftswahlen im März 2019 zu stärken.
Das Hauptthema der russischen Berichterstattung über den Vorfall war, dass die Ukraine eine Provokation inszeniert habe (hier Vesti).
RIA Novosti setzte die gefälschte Berichterstattung über den Vorfall in immer aggressiverer Weise fort und zitierte Yakov Kedmi, den pro-Kreml eingestellten, ehemaligen Direktor der israelischen Regierungsverbindungsorganisation Nativ, der sagte, dass das israelische Militär strenge Anweisungen habe, rücksichtslos auf geschlossene israelische Gewässer zu verteidigen, man solle Eindringlinge „beschießen und sofort ertränken”. (Als Yasha Kazkov in Moskau geboren, leitete Kedmi Nativ, eine israelische Regierungsverbindungsorganisation, die während des Kalten Krieges den Kontakt zu den im Ostblock lebenden Juden aufrechterhielt und die Auswanderung nach Israel, förderte.
Ein weiteres Thema, auf das russische Medien in ihrer manipulativen Berichterstattung über diesen Konflikt zurückgreifen, ist, dass der Vorfall vom ukrainischen Präsidenten Petro Poroshenko inszeniert wurde, um seine schwachen Umfragewerte zu erhöhen und ihm zu helfen, die Präsidentschaftswahlen im nächsten Jahr zu gewinnen. Leonid Slutsky, der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses der Russischen Duma, nannte den Vorfall die Agonie Poroschenkos vor der Wahl, während die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, erklärte, dass die ukrainischen Schiffe auf Banditenmethoden zurückgegriffen hätten.
Die Nachrichtensendung Vesti des Fernsehsenders Rossija 24 enthielt stundenlang endlose sprechende Personen, die sich alle gegenseitig wiederholten und behaupteten, dass der Vorfall von Präsident Poroshenko provoziert wurde, um seine Popularität zu erhöhen.
Der TASS-Militärexperte Wiktor Litowkin nannte Präsident Poroschenko eine Marionette und erklärte, dass der US-Botschafter sowie der US-Sondergesandte für die Verhandlungen in der Ukraine, Kurt Volker, tatsächlich die wirklichen Entscheidungen treffe.
Der Vorsitzende des Komitees des russischen Föderationsrates für Informationspolitik, Alexej Puschkow, kündigte an, dass Präsident Poroschenko persönlich die Auseinandersetzung in der Kertscher Meerenge angeordnet habe: „Dies ist eine Provokation, die seine Beliebtheit erhöhen soll“, sagte er.
Der stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für internationale Angelegenheiten des Föderationsrates, Wladimir Dzhabarow, warf Präsident Poroshenko vor, einen Konflikt zu provozieren, damit er die Präsidentschaftswahlen im nächsten Jahr verzögern könne.
In ihrer wöchentlichen Sendung Itogi Nedeli nannte die NTV-Moderatorin Irada Zeynalova den Vorfall auch eine Provokation, die darauf abzielte, das Rating von Präsident Poroshenko zu erhöhen. „Der Krieg ist sein Instrument“, erklärte sie.
Poroschenko war nicht der Einzige, der beschuldigt wurde, den Vorfall inszeniert zu haben. Eine ausreichende russische Manipulation von Nachrichten ist nicht vollständig, wenn nicht der Westen und insbesondere die USA beschuldigt werden. Sergei Aksjonow, der russische Präsident der annektierten Republik Krim, erklärte, dass die westlichen Sponsoren von Kiews hinter dieser „Provokation“ steckten, da sie seit Monaten über die Situation im Asowschen Meer gesprochen hatten.
Auch die Kreml-treue Zeitung Moskowskij Komsomolez wich nicht von der offiziellen Kreml-Linie ab und erklärte: „Die Ukraine und ihre westlichen Gönner schaffen künstlich eine erhitzte Situation um das nicht existierende Problem des Asowschen Meeres, nur damit sie einen weiteren Grund haben, Russland unter Druck zu setzen“.
Offizielle russische Medien präsentierten ihre Handlungen gegen die ukrainischen Schiffe als logische Reaktion auf „ukrainische Provokationen“. „Manchmal muss man in einen Konflikt treten, um einem Klugscheißer eine Lektion zu erteilen. Wenn wir diese Schiffe verhaften, wird die Ukraine verstehen, dass sie sich nicht so verhalten kann“, sagte beispielsweise der TASS-Militärexperte Viktor Litowkin.
Russische Propagandisten begannen auch zu behaupten, dass das ukrainische Militär begonnen hatte, Donezk zu bombardieren, was zu einer Vielzahl von post aus den soziale Medien aus Donezk selbst führte, die dem Behauptungen widersprachen und versicherten, dass in den besetzten Donbas alles ruhig sei. Als der 25. November zu Ende ging, hörten zumindest diese Behauptungen auf, verbreitet zu werden.