Von Kirill Mefodijew – Hinter den antiukrainischen Aktionen in Polen steht der Kreml. Analyse einer Korrespondenz (Informnapalm, 7.3.2017)
In den letzten Monaten haben sich die Beziehungen zwischen der Ukraine und Polen unerwartet verschlechtert. In Polen fanden mehrere antiukrainische Aktionen statt, einige polnische Politiker begannen wieder über Wolhynien-Massaker zu sprechen und von der Ukraine zu fordern, ihre Geschichte zu revidieren. In der Ukraine begannen (…) Leute ihrerseits, polnische Denkmäler zu zerstören. Eigentlich sollten die schwierigen Fragen der ukrainisch-polnischen Geschichte längst im Zwei-Seiten-Format besprochen werden. Jemand begann aber wieder, in den alten Wunden zu wühlen. Wobei an der Verschlechterung der Beziehungen zwischen der Ukraine und Polen keiner von den beiden interessiert ist. Wer steht denn hinter den letzten Ereignissen?
Dank der Arbeit der ukrainischen Hacktivisten CyberJunta und Ukrainische CyberAllianz ist in die Hände von InformNapalm die Korrespondenz eines weiteren grauen Kardinals der russischen Außenpolitik in Osteuropa gelangt.
- Daten von der Festplatte – Link;
- Dump der E-Mail [email protected] – Link;
- Gruß von UCA auf der Seite von Usowski – Link;
- Livevideo vom Hackerangriff und der FB-Seite – Link;
- Audioaufnahme vom Gespräch mit einem Komplizen – Link.
Dürfen wir vorstellen: Staatsbürger von Belarus Alexander Usowski, geb. 09.04.1968, wohnhaft in: Belosersk, Belarus. Ukrainische Leser könnten sich an ihn als einen Verfechter der „Russischen Welt“ erinnern, einen Historiker, Publizisten und Schriftsteller, dessen Artikel des Öfteren auf der Webseite des Projekts von Wiktor Medwedtschuk „Die Ukrainische Wahl“ erschienen. Ukrainische Hacker haben den Zugang zum Computer von Usowski erhalten und im Lauf von mehreren Monaten seine ganze Korrespondenz kontrolliert.
In letzter Zeit beschäftigte sich Usowski aktiv mit der Organisation von antiukrainischen Aktionen in Polen und anderen Ländern von Osteuropa. Bei der Realisation von solchen Projekten ist ihm stets seine offizielle Deckung behilflich: die fiktive nicht-staatliche Organisation „Osteuropäische Kulturelle Initiative“ (Východoeurópska kultúrna iniciatíva), die Ende 2013 in der Hauptstadt der Slowakei unter folgender Adresse registriert wurde: Hurbanovo námestie 1, 811 03.
Ab den ersten Tagen der Existenz dieser Organisation begibt sich Usowski auf die Suche nach Finanzierungsquellen. Dabei geniert sich der „Verfechter der Russischen Welt“ gar nicht, selbst an die EU-Strukturen Anfragen zu verschicken:
Ab Mitte 2014 beginnt die Organisation von Usowski ihre Zusammenarbeit mit dem Institut der GUS-Länder, das der Abgeordnete der russischen Gosduma Konstantin Satulin (Putins Partei „Einiges Russland“) anleitet.
Ursprünglich bestand die Idee von Usowski darin, eine gesellschaftliche Organisation zu gründen, die im Informationsraum der „Wyschegradski Gruppe“ (Polen, Tschechien, Slowakei, Ungarn) arbeitet und die Ideen der „Russischen Welt“ in Osteuropa voranbringt. Voraussichtliches Budget des Projekts: 42 000 Euro im Monat.
Bei Satulin war man an so einem Organisator äußerst interessiert und nahm seine Ideen in Arbeit. Usowski beginnt, den politischen Raum des Osteuropas zu studieren und an Satulin analytische Notizen zu schreiben.
Und tritt nun selbst im russischen TV als ein Polen-Experte auf.
Allmählich machte Usowski Bekanntschaften mit den prorussischen Organisationen im Osteuropa und seine Angebote zur Zusammenarbeit wurden deutlicher. Grösser sind auch die Budgets seiner Projekte geworden (Der nachfolgende Brief ist allem Anschein nach an Igor Sergejewitsch Schischkin adressiert, den Stellvertreter von Satulin):
„Guten Tag, Igor Sergejewitsch! Gestern haben meine Jungs aus OWP (Obóz Wielkiej Polski) Verhandlungen mit der Führung der PSL (Polskie Stronnictwo Ludowe, parlamentarische Partei, die traditionell im Sejm sitzt, zurzeit dort mit 28 Abgeordneten und 2 Senatoren vertreten ist) – und sind zum gegenseitig vorteilhaften Konsensus gekommen. PSL ist bereit, in seine Wahllisten in allen 42 Wahlkreisen die Abgeordneten von OWP (oder, was noch besser ist, von der neugebildeten Mitte-Rechtspartei (vorläufiger Name: Nadzieja dla Polski) einzutragen und 5 unsere Kandidaten in Sejm garantiert durchzubringen (eventuell auch mehr, aber 5 – das ist hundertprozentig), was uns erlauben wird, im polnischen Sejm eine prorussische Abgeordnetengruppe aufzustellen (OWP ist die Organisation, die im Herbst letzten Jahres 12 Kundgebungen zur Unterstützung von Neurussland und gegen die „Kiewer Junta“ in Polen organisiert hat). Ich wiederhole mich: im Polnischen Sejm – eine prorussische Abgeordnetengruppe. So etwas gab es kein einziges Mal seit der Niederlage von PORP bei den Parlamentswahlen 1989 und der Niederlage von PNR! Diese ganze Arbeit kann man unter der Flagge des Instituts der GUS-Länder und persönlicher Leitung von Satulin durchführen. Gebrauchte Summe: 285 000 Euro. Die Entscheidung muss schnell gefällt werden.“
Langsam begann Usowski auch mit den Vertretern der ultranationalistischen Organisationen, Euro-Skeptikern, und linken und rechten Radikalen Beziehungen zu pflegen.
Hier erzählt er dem Vertreter der politischen Nationalisten Dawid Berezicki (OWP, Obóz Wielkiej Polski) über die Probleme, die mit den Wahlen in Russland im Zusammenhang stehen: solange die neue Gosduma nicht gewählt ist, seien alle Ideen auf Eis gelegt.
Die Wahlen in die Gosduma fanden am 18. September 2016 statt, danach wurden die verantwortlichen Betreuer für die Hauptrichtungen festgelegt und die Arbeit an allen Fronten ging los. Erinnern wir uns daran, dass gerade nach den Wahlen in die russische Gosduma die Beziehungen zwischen der Ukraine und Polen sich plötzlich verschlechterten – es fanden zahlreiche antiukrainische Aktionen in Polen statt, und in der Ukraine begann jemand, polnische Denkmäler zu zerstören. Zufall? Denke ich nicht…
Nach der Erwählung von Satulin in die russische Gosduma schickt Usowski ein weiteres Projekt an Satulin. Diesmal geht es um den Versuch, die Ukrainer und Polen mit Hilfe der polnischen Nationalisten zu zerstreiten. Dazu plant man einen Diskussionsclub Polonia Vita zu gründen, der zu seiner Arbeit die parlamentarischen Parteien Kukiz’15 und PSL heranziehen soll:
„3. Im Lauf der Diskussion arbeiten wir einheitliche Prinzipien in Bezug auf die ukrainische Situation aus, in denen wir unsere absolute Aberkennung der agierenden Kiewer Regierung und den Verzicht auf jegliche Zusammenarbeit mit dem Regime äußern, das sich mit der OUN-UPA assoziiert, und legen Methoden des Widerstands fest, die alle nicht-kriminellen Gegenwirkungsmethoden umfassen.
4. Den formulierten modus operandi (Zurückweisung bei Wohnungsvermietung, Arbeitseinstellung und Verweigerung jeglicher anderer Hilfe für die ukrainischen Flüchtlinge, die der Verehrung von „UPA-Helden“ verdächtigt werden, Ablehnung von Personen, die sich an der ATO beteiligten, am Maidan hüpften oder sonst wie ihre Loyalität der Kiewer Junta gegenüber in den sozialen Netzwerken äußerten), sowie die Weigerung, jegliche Hilfe an den existierenden ukrainischen Staat zu erwiesen, verkünden wir in einer Sonderdeklaration, die wir in allen nationalistischen Medien veröffentlichen, ob traditionellen oder elektronischen.
5. Ab dem Moment der Veröffentlichung der obengenannten Deklaration wird die aktive Regierung der Ukraine für alle polnischen Nationalisten illegal und alle polnischen Amtspersonen, die sich trauen, sie zu unterstützen, werden gesellschaftlichem Ostrakismus und allen legalen Boykottmethoden ausgesetzt. „Nichts gemeinsam mit dem antipolnischen Regime in Kiew!“ wird zum Hauptslogan eines jeden polnischen Nationalisten.
6. Die Oppositionskräfte in Sejm (Die Kukiz’15-Bewegung und die PSL) werden mit der Initiative auftreten, die diplomatischen Beziehungen zur Ukraine solange einzufrieren, bis Poroschenko oder sein Nachfolger ihre Reue für die Verbrechen der UPA in Wolhynien öffentlich zeigen, sich beim polnischen Volk für die Morde an unschuldigen Menschen entschuldigen, und die OUN und UPA für verbrecherische Organisationen erklären und jegliches Heroisieren von ihnen verbieten.
7. Alle Ukrainer, die sich in Polen aufhalten, werden eine schriftliche Verpflichtung darüber abgeben müssen, dass sie den Schmerz und das Leid des polnischen Volkes wegen den Opfern in Wolhynien voll und ganz teilen, und die OUN-UPA für verbrecherische Organisationen halten, die am Tod von über 100 000 unschuldigen polnischen Bürgern schuldig sind. Ohne solche Verpflichtung/Erklärung kann kein einziger ukrainischer Bürger in Polen angestellt werden, sowie auch kein Ukrainer in Polen um Asyl bitten“.
In nachfolgenden Briefen wird auch der Text für die zukünftige Erklärung der Ukrainer vorgegeben:
„Sobald wir den Diskussionsclub der polnischen Nationalisten organisieren, müssen wir bei seinen Plenarsitzungen ein Einheitsdokument verabschieden – die Deklaration zur ukrainischen Frage, in der deutlich und klar erklären werden soll, dass eine Arbeitseinstellung und ein Asyl in Polen nur derjenige Ukrainer bekommen kann, der politische Sitten mit Respekt behandelt, polnische Traditionen und Gesetze befolgt. Klingen soll es so: „Ein Ukrainer, der einen Anspruch auf Zustimmung und Wohlwollen des polnischen Volkes hat und darauf hofft, dass wir, Polen, unser Haus und Essen mit ihm teilen, verpflichtet sich schriftlich sein Einverständnis damit zu äußern, dass die OUN-UPA verbrecherische Organisationen gewesen sind, Wolhynien-Massaker ein Genozid am polnischen Volke war und die an ihm beteiligten Banderas – Kriegsverbrecher. Nur nach der Unterzeichnung eines solchen Dokuments kann ein Ukrainer eine Arbeit in Polen bekommen“.
Der Text einer solchen Erklärung soll wie folgt aussehen: „Ich, Staatsbürger der Ukraine, Name, Nachname, Geburtsjahr, wohnhaft in, finde, dass die Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN) und die Ukrainische Aufständische Armee (UPA) verbrecherische Organisationen sind, das von ihnen organisierte Wolhynien-Massaker – ein Genozid am polnischen Volke war, und die Mörder von polnischen Frauen, Kindern und Alten – Kriegsverbrecher. Unterschrift, Datum“.
Die russischen Betreuer unterscheiden sich dabei in ihren Phantasien nicht sonderlich von den Ideologen des Faschismus, aber die Ideen von Usowski gefallen Satulin – bei ihrem Treffen wurden Details der weiteren Zusammenarbeit besprochen, und Usowski bedankt sich für die Auszahlung des „Dienstreisegeldes“.
Kosten für den Projektstart: 30 000 Euro.
Bereits im Februar erlangt das Projekt deutlichere Formen und Fristen. Nach seinem Dialog mit der politischen Seite schickt Usowski am 1. Februar den Kostenvoranschlag für den Projektstart an die Russen:
„1) Stiftungskonferenz – 5 000 Euro. 2) Informative Sicherstellung der Arbeit des Diskussionsclubs außerhalb von Plenarsitzungen – 8 000 Euro; 3) Drei Plenarsitzungen – 39 500 Euro; 4) Feierliche Unterzeichnung der Deklaration in Częstochowa – 21 620 Euro. Insgesamt werden 74 120 Euro gebraucht. Honorar für den Projektleiter: 500 000 Rubel. Gesamtkosten: 5 835 000 Rubel. Ausführungsfrist: 7 Wochen“.
Parallel zu grossen Projekten finden in ganz Polen auch kleine Aktionen statt, für die ebenfalls Geld gebraucht wird. Gewöhnliche Kundgebungen, prorussische Aktionen unter Teilnahme von polnischen nationalistischen Organisationen OWP KORWIN kosten nur ein paar Tausend Euro:
„Jewgenjewitsch, noch was für Igor Sergejewitsch. Am 5. März planen meine Jungs aus OWP zusammen mit KORWIN eine Kundgebung gegen die ukrainische Aggression im Donbass zu veranstalten: Zarejestrowałem manifestację na 5-go marca w porozumieniu z Lili Mosschethovą a spotkamy się w najbliższą sobotę aby omówić ostatecznie wszelkie szczegóły akci.
Des Weiteren planen sie, Kundgebungen am 11. März (Marsch des Gedenkens an die Opfer der Wolhynien-Tragödie) und am 18. März (Russische Krim!) anzumelden.
Es wäre toll, sie ein wenig finanziell zu unterstützen (um sie bei Laune zu halten), sie brauchen Merchandising – Flaggen, Plakate, Flugblätter, Tonapparatur, Essen für die Teilnehmer, Tee und Wasser. Für das alles braucht man circa 3,5-4 000 Euro.
Lege das mit meiner vorigen Bitte zusammen – über die 600 Euro für eine beglaubigte Übersetzung der Expertise von Molokow“.
Die Arbeit mit den polnischen Abgeordneten hinter den Kulissen des polnischen Sejms kostet wesentlich mehr:
„Es gibt eine reale Wahrscheinlichkeit, in den Sejm das Gesetz über die Unterzeichnung eines Banns gegen die OUN-UPA durch alle Ukrainer, die in Polen einreisen, durchzubringen. Ryszard Czarnecki (stellvertretender Vorsitzende des EU-Parlaments, Parlamentsabgeordnete von der Partei PiS) sagte im Gespräch mit Andrzej Romantschuk, dem Vorsitzenden der Russischen Kulturgemeinschaft in Belostok, dass die Führung des Sejms ernsthaft annimmt, dass der nächste Schritt der Opposition (KOD und Nowoczesna von Ryszard Petru) die Rekrutierung von ukrainischen Gastarbeitern für Straßenproteste sein wird, denn die Polen wollen da nicht mitmachen – hauptsächlich ist das Objekt der Rekrutierung die Arbeitslosen, und sie taugen nicht für die Rolle der „Straßeninfanterie“. Und die Ukrainer aber schon, und wie sogar. Und wenn man die „Chochols“ (Anm.d.Red.: russische abwertende Bezeichnung für die Ukrainer) zwingt, so ein Papier zu unterschrieben, werden sie Angst davor haben, sich in irgendwelche Aktionen der Opposition einmischen zu lassen, so nach dem Motto: die Polizei kennt sie und deportiert sie bei erstem Verstoß.
Des Weiteren gibt es auch die Wahrscheinlichkeit einer Arbeit über die Gewerkschaften – sie haben tatsächlich was gegen die Chochols (sie machen nämlich die Löhne ziemlich kaputt).
Im Großen und Ganzen wird der Algorithmus so aussehen: das Vollzugskomitee des Diskussionsclubs wird nach Firmen suchen, die die Chochols einstellen und ihnen anbieten, bei ihren Mitarbeitern (Staatsbürgern der Ukraine) eine individuelle Bestätigung dessen einzufordern, dass dieser Ukrainer die Proklamation von OUN-UPA als verbrecherischen Organisationen und des Wolhynien-Massakers als einen Genozid unterstützt. Im Falle einer Absage des Firmenleiters wird daraufhin die Drohung folgen, seine Firma (Laden, Fabrik usw.) in die Liste der Organisationen einzutragen, die die Banderas in Polen unterstützen. Sehr wirksames Mittel!
Also, wir brauchen 20 000 Euro für den Arbeitsbeginn. Weiter wird alles fantastisch. Die Ukraine wird eine vollwertige Gegenfront im Westen bekommen, und die Chochols in Polen werden ganz still werden und aufhören sich mit Flaggen des Rechten Sektors vor den polnischen Denkmälern ablichten zu lassen (wie sie es gerade machen). Sie werden zwar nicht aufhören, Banderas zu sein, werden aber verstehen, dass ein Banderowyz in Polen zu sein eine ziemlich bekackte Sache ist, und werden aufhören, Poroschenko zu unterstützen. Und für die zweite Etappe – die Diskussion und die Anfertigung der Deklaration, ihre optimale Fertigstellung, Veröffentlichung, Erschaffung einer Zusatzabteilung des Diskussionclubs und die technische Arbeit zur Aufspürung von Chochols in Polen, mit daraufffogendem Einholen einer Bestätigung über die kategorische Ablehnung von Ideologie der OUN-UPA, plus die Arbeit im Sejm – das wird alles circa 12 000 Euro kosten“.
Die Vorbereitung für den weiteren Dialog läuft über die Assistenten der Abgeordneten: „Gerade hat mich mein Mensch In Warschau angeschrieben. Gestern Abend traf er sich mit dem Assistenten von Ryszard Czarnecki (Abgeordneter des EU-Parlaments von der PiS-Partei, stellvertretender Leiter). Der Assistent sagte buchstäblich folgendes: „Wenn Ihr dort bei eurem think-tank Moskaus Hand nicht allzu deutlich schüttelt, ist es gut möglich, dass irgendwelche PiS-Funktionäre sogar an den Plenarsitzungen teilnehmen“.
Und hier der Dialog mit dem angeblichen Vertreter der rechtsradikalen Partei Kukiz’15 (35 Plätze aus 460 im polnischen Sejm nach Wahlergebnissen 2015) über das eventuelle Finanzschema:
„Heute ist ein Brief von dem Assistenten von Pawel Kukis eingegangen. Falls Sie kein Polnisch lesen, erkläre ich es kurz.
Kukiz’15 schlägt vor, nicht 43.450 Zloty (9875 Euro, die Hälfte von den 19 750, die sie zusammen mit Korwin ins Budget einzuzahlen bereit waren, falls ihre Fragen dort erörtert werden), sondern 100 000 Zloty, also 22 700 Euro ins Budget des Diskussionsclubs einzuzahlen, aber nur unter der Bedingung, dass sie die Tagesagenda selbst bestimmen. In der die ersten drei Fragen – der GVO-Verbot in Polen, die Liquidierung von Dotationen an die katholische Kirche und die Erhöhung des steuerfreien Einkommens der Polen – uns im Grunde wenig interessieren. Dabei haben sie unsere Frage, den Verbot der Russophobie in Polen, als den vierten Punkt gesetzt. Das ist eine schlechte Variante. Unsere Polen versinken dann in Diskussionen mit Kukiz-Vertretern über Themen, die für uns keine besondere Bedeutung haben. Und wir riskieren am Ende kein Dokument zu bekommen, das wir tatsächlich brauchen. Darum denke ich, dass es richtig wäre, nach der vorher vorgeschlagenen Variante zu arbeiten: Kukiz’15 und KORWIN zahlen die Hälfte der Mittel für Plenarsitzungen (19750 Euro) ein und wir setzen eine von ihren Fragen in die Diskussionsliste rein. Aber die Tagesagenda stellen wir zusammen und wir bestimmen auch den Text der finalen Deklaration. In dieser Situation sparen wir Mittel, ohne unsere Prinzipien aufzugeben“.
Anmerkung: Wachsame Leser haben uns auf die Tatsache aufmerksam gemacht, dass der im Brief erwähnte Adam Rynkowski in einem sehr schlechten Polnisch schreibt, was eher nach einer Google-Übersetzung aus dem Russischen aussieht. Wir haben in Usowskis Korrespondenz die Erwähnungen von Pan Rynkowski nachgeprüft und festgestellt, dass Usowski 2015 selbst eine E-Mail erhalten hatte, in der die Zugangsdaten zum E-Mail-Account [email protected], das noch immer aktiv ist, enthalten waren. Usowski stellt Pan Rynkowski als einen Menschen dar, der bei seinen Projekten für Werbung zuständig ist. Im November 2016 stellt Usowski Kontakt zu Andrej Iwanow auf, der als Assistent des neugewählten Gosduma-Abgeordneten von der Kommunistischen Partei Sergei Schargunow arbeitet. Er bietet ihm Zusammenarbeit beim polnischen Thema an.
In der weiteren Korrespondenz bietet er verschiedene Projekte an und in einem Brief erwähnt er Adam Rynkowski als einen Assistenten von Pawel Kukis und deutet einen Rabatt bei Fragelösung an. Höchstwahrscheinlich ist Rynkowski eine fiktive Persönlichkeit, die Usowski selbst erfunden hat, um von den Moskauer Betreuern mehr Geld zu bekommen und ihnen verlockende Rabatte seitens angeblicher Assistenten von polnischen Politikern anzubieten. Ein Mensch, der der politischer Sprache nicht mächtig ist und sich in polnischen politischen Kreisen nicht auskennt, kann wohl kaum die Authentizität der Usowski-Rynkowski Angebote nachprüfen. Für Moskauer Betreuer ist wohl aber auch ein derartig hölzernes Manöver ausreichend. Dank den Hackern aus der Gruppe CyberJunta haben wir den Dump des Accounts von Adam Rynkowski ([email protected]) heruntergeladen, der nun allen Interessenten zugänglich ist.
Ein weiteres Projekt von Usowski war die „Częstochowa-Deklaration über den Verbot der Russophobie in Polen“. Dieses wurde unter anderem Satulin („Einiges Russland“), Sluzky (LDPR/Schrinowski-Partei) und Malofejew (der orthodoxe Oligarch) angeboten. Am 28. November 2016 erzählt Usowski in einem der Briefe unter dem Titel „Montenegro vs. Polen“, dass er die Lage von „K.W.“ (Konstantin Walerjewitsch Malofejew?) nach der Niederlage des bewaffneten Aufstands in Montenegro verbessern könnte.
„Lena, Hallo! Im Anhang ist das, was ich in Polen garantiert machen kann. Legal und relativ schnell. Ohne jegliche Verschwörungen, ausschließlich im Rechtsfeld. Nichtsdestotrotz wird der Effekt von dieser Aktion um hundertmal bedeutender sein, als der von dem nicht stattgefundenen Aufstand in Montenegro. 7 Wochen. Ab dem Zeitpunkt des Zahlungseingangs bis zur informativen Explosion im TV. Danach wird sich keiner mehr an die Niederlage von K.W. im Montenegro-Abenteuer erinnern – alle werden ihn als einen Bezähmer von Polen und einen Menschen, der den ersten (wenn nicht den wichtigsten) Schritt auf dem Weg zur Vernichtung von polnischer Russophobie machte, in Erinnerung behalten. Ist kein Witz. Ich kann das alles tatsächlich machen. Zu angegebenen Fristen und fürs angegebene Geld“.
Natürlich könnte man diese Pläne belächeln, aber in den nachfolgenden Briefen finden wir eine detaillierte Beschreibung dieses Plans. Kostenfrage: 75 000 Euro.
Außer hölzernen propagandistischen Veranstaltungen organisiert der Fonds von Usowksi auch die sogenannten „soft power“ Veranstaltungen – wenn unter dem Deckmantel eines kulturellen Austausches und Bereicherung das Vorantreiben von Interessen Russlands in den Ländern des Osteuropas stattfindet.
Hier sehen wir ein auf den ersten Blick harmloses Kulturprojekt des Dokufilm-Wettbewerbs „Mein Russland“ im Osteuropa, für nur 46 100 Euro:
Zugleich peilt Usowski Fonds die Lage zur Durchführung eines Referendums zum Austritt von Slowakei aus der NATO:
Man sollte anmerken, dass unter den Dateien, die im Computer von Usowski gefunden wurden, es zwei interessante Dokumente gibt: „Das Projekt Moldau – kein Rumänien“ und „Das Projekt Ukraine – keine EU“. Laut dem Inhalt ist einer der Autoren dieser Dokumente – Iwan Iwanowitsch Skorikow, der Assistent von Konstantin Satulin. Unten führen wir die Ziele an, die im Rahmen dieser Projekte erreicht werden sollen:
Erschaffung einer Gemeinschaft patriotisch gesinnter Blogger, die in verschiedenen virtuellen Bereichen arbeiten, zwecks operativer Lösung von informativ-propagandistischen Aufgaben zur Etablierung der Souveränität von Moldau als einem prorusisschen Staat, der auf die Eurasische Union gerichtet ist;
Unter Patriotismus wird in diesem Kontext die moldauische politische Identität im Gegensatz zum Eurointegrations- und Unionkurs gemeint. Wichtig ist das Verständnis dessen zu bilden, dass eine derartige Identität fest mit dem Image von Moldau als einem eurasischen Staat und somit – einem prorussischen Staat verbunden ist;
Erschaffung einer Gemeinschaft patriotisch gesinnter Blogger, die im virtuellen Raum arbeiten, zwecks operativer Lösung von informativ-propagandistischen Aufgaben zur Etablierung des prorussischen Kurses der Ukraine. Wichtig ist das Verständnis dessen zu bilden, dass die Identität der Ukraine unzertrennlich mit dem Bild von Russland als einem eurasischen Staat verbunden ist.
Schlussfolgerung: Im Osteuropa sind prorussische nicht-staatliche Organisationen aktiv, die unter dem Deckmantel von Kultur-, Diskussion- und Analytik-Plattformen die heutige Situation zwecks Durchführung von prorussischen Aktionen analysieren. Manchmal sind es ziemlich hölzerne Ideen, die nur am Papier und im Briefwechsel mit dem Auftraggeber bleiben.
Oft ist der prorussische Charakter dieser Veranstaltungen gar nicht so offensichtlich. Und tatsächlich, was kann an einem Film-Wettbewerb denn schlecht sein? Auf diese Weise wird aber ein ganzes Netz aus prorussischen Elementen im Osteuropa rekrutiert und gefördert. Heute sind es Agenten des kulturellen Einflusses – und was für Agenten werden sie morgen sein?
Alles beginnt immer mit harmlosen Kundgebungen gegen das Vorgehen der ukrainischen Armee im Donbass oder mit Spendensammlung für Neurussland, und geht dann in eine Diskussion darüber mit den Vertretern von verschiedenen politischen Kräften über. Scheinbar gibt es gar keine Gefahr für die innere Politik dieser Länder, aber allmählich gelangen diese Organisationen an Kontakte zu Assistenten von aktiven Politikern, wo ihnen konkrete Summen für die Zusammenarbeit genannt werden.
Und dann rollt durch ganz Polen plötzlich eine Welle antiukrainischer Aktionen, die zugleich von Vandalismus an polnischen Grabsteinen in der Ukraine begleitet werden.
Während Usowski und ihm ähnliche Organisationen immer neuere Preislisten für ihre Dienste zur Destabilisierung der Situation in Europa nach Moskau schicken. „Die Russische Welt“ bringen die Russen um jeden Preis voran, und wenn man sich die Summen anschaut, spielt für der Preis gar keine große Rolle.
Dieses Material wurde von Kirill Mefodijew exklusiv für InformNapalm vorbereitet; übersetzt von Irina Schlegel. Beim Nachdruck und Verwenden des Materials ist ein Hinweis auf unsere Ressource erforderlich.
Die Angaben wurden von den Hackern der ukrainischen Cyberallianz exklusiv an InformNapalm zwecks Analyse und weiteren Veröffentlichung übergeben. Die Redaktion von InformNapalm trägt keine Verantwortung für die Erstquelle und die Herkunft der Angaben.
(Creative Commons — Attribution 4.0 International — CC BY 4.0 )
Von Kirill Mefodijew – Hinter den antiukrainischen Aktionen in Polen steht der Kreml. Analyse einer Korrespondenz (Informnapalm, 7.3.2017)