Vor dem Hintergrund der COVID-19-Pandemie sind die Pro-Kreml-Medien aktiver geworden, das Narrativ zu verbreiten, dass die gegen Russland verhängten Sanktionen nicht funktionieren. Und der „gesunden Menschenverstand“ ist es nun, der dazu führen sollte die Sanktionen aufzuheben und das Virus gemeinsam zu bekämpfen. Um solchen Nachrichten mehr Glaubwürdigkeit zu verleihen, werden Erklärungen von pro-russischen Stimmen innerhalb der EU verwendet. In der Realität spricht die EU aber nicht über Aufhebung der Sanktionen, die EU unterstützen die Ukraine weiterhin. Der österreichische Außenminister Alexander Schellenberg nannte die Versuche Russlands, die Sanktionen aufzuheben bezeichenderweise „nutzlos„.
„Der Bundestag wird die Frage der Aufhebung der Beschränkungen für den gemeinsamen Kampf gegen das Coronavirus zur Sprache bringen“, schrieb z. Bsp. Iswestija. „Wenn die Coronavirus-Krise anhält, müssen die europäischen Länder russophobe Prinzipien aufgeben“, fügen sie hinzu.
Bei der Auflistung der weltweiten Folgen der COVID-19-Pandemie sagte Waldemar Herdt, Mitglied des Auswärtigen Ausschusses des Deutschen Bundestages, gegenüber Iswestija, dass „Deutschland vor diesem Hintergrund seine Beziehungen zu Russland überdenken und unproduktive Sanktionen gegen Moskau aufheben sollte.„
Gleichzeitig ist Waldemar Herdt, der sich in den Kreml-Medien so äußert, Bundestagsabgeordneter der rechtsextremen „Alternative für Deutschland“. Er hat auch wiederholt die vorübergehend besetzte Krim besucht und am russischen Wirtschaftsforum in Jalta teilgenommen.
Über eine Aufhebung der Sanktionen gegenüber Russland ist aber keine Rede. Am 30. März gab die Europäische Union eine Erklärung heraus, dass sie die Ukraine während der COVID-19-Krise weiterhin unterstützen wird und „um ihre Auswirkungen auf das Gesundheitssystem, das tägliche Leben der Menschen und die Wirtschaft zu erleichtern, eine Reihe von Hilfsmaßnahmen für einzelne Partnerländer und die östliche Nachbarschaftsregion insgesamt vorbereitet. Das erste Unterstützungspaket für die Ukraine beläuft sich auf etwa 80 Millionen Euro“.
Das ukrainische Außenministerium reagierte auf die Erklärungen russischer Politiker, dass die Sanktionen im Zusammenhang mit dem Coronavirus aufgehoben werden sollten, und stellte fest, dass „die Welt sich wirklich im Kampf gegen das Coronavirus vereinen sollte, aber ein solcher Kampf kein Grund sein sollte, die anhaltende russische Aggression gegen die Ukraine zu ignorieren und straffrei zu lassen„.