Am 24. März erschien in der russischen Zeitung Fond Strategicheskoy Kultury (Strategic Culture Fund) ein Artikel, in dem behauptet wurde, dass die ukrainische Regierung beschlossen habe, Blut von Ukrainer zu exportieren. „Ukrainische Bürger sind dabei, biologisches Futter zu werden. Von nun an wird das Blut der ukrainischen Bürge zusammen mit Getreide, Bernstein und Honig, für den Export bereit sein. Ukrainer sind bereit, Teile von sich selbst zu verkaufen, um zu essen“, erklärte die Veröffentlichung.
Es folgten schnell Wiederveröffentlichungen des Kremls. Das blutige Geschäft der Regierung, erklärte Vesti, Blut der Ukrainer wird eine Ware, ruft Politeka, während Ukraina.ru verkündete, dass Ukrainer ohne Blut verlassen werden sollen. Ein paar Tage zuvor, hatte RIA Novosti eine ähnliche Geschichte mit einer ebenso hysterischen Schlagzeile – Blutgeschäft: Ukrainische Pharma-Exporte formuliert.
Diese Aufsehen erregenden Behauptungen basieren höchstwahrscheinlich auf einer Entscheidung der Regierung vom Dezember 2017 über den Aufbau eines Markt für Blut, Blutbestandteile und Plasmaderivate, die das ukrainische Unternehmen Biopharma Plasma ermächtigt, 32 verschiedene Blutprodukte zu exportieren.
Das ukrainische Gesundheitsministerium wies die Behauptungen der russischen Medien zurück. Das Bild, dass die Ukraine Blut exportiere sei völlig falsch. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums exportiert die Ukraine medizinische Produkte wie Albumin, das aus Blutresten hergestellt wird. Solche Exporte sind nur erlaubt, wenn der Bedarf an Blutprodukten in der Ukraine vollständig gedeckt ist und es gibt genügend Vorräte, um den Bedarf des Landes zu decken.
Das 1995 in Kraft getretene ukrainische Blutspendegesetz erlaubt den Verkauf von Blutprodukten. Das Gesetz sieht jedoch vor das das Ministerkabinett der Ukraine den Prozess jährlich zustimmen muss. Um es zu verdeutlichen: Das Gesetz erlaubt nicht den Verkauf von Blut oder Plasma, sondern nur von Produkten aus Blutteilen. Der Export oder Verkauf von Blut ist nur als eine von der Regierung genehmigte Form der humanitären Hilfe erlaubt, oder zur Herstellung benötigter Blutprodukte, die nicht in der Ukraine hergestellt werden, mit der Maßgabe, dass diese Produkte zur internen Verwendung in die Ukraine zurückkehren müssen.
Der Markt für Blutprodukte wird durch eine spezielle Regierungsverordnung geregelt, die die Ukraine 1998 erlassen hat. Blutprodukte und verwandte biologische Produkte unterliegen strengen nationalen Richtlinien und Vorschriften sowie den Vorschriften der Weltgesundheitsorganisation (WHO).
Allgemein kann man festhalten, dass der Export von menschlichem Blut, von Gewebe und verwandten Materialien eine internationale Praxis darstellt, an der sich viele Länder, darunter beispielsweise auch Russland, beteiligen, einige aus rein humanitären Gründen, andere aus medizinischen Gründen.
Die Länder der Europäischen Union liefern nach Bedarf Spenderblut auf der Grundlage bilateraler Abkommen, wenn ein Land einen Überschuss und ein anderes Land ein Defizit hat. Im Jahr 2012 lieferte Italien Spenderblutkomponenten nach San Marino, während das Vereinigte Königreich Australien geholfen hat.