Die jüdische Gemeinde von Uman hat die Behauptungen, die örtliche Synagoge werde von „Nationalisten“ als Militärstützpunkt genutzt, als Lüge bezeichnet. Ein Vertreter der Gemeinde filmte bewusst ein Video aus der Synagoge, um zu zeigen, dass sie leer ist: Es gibt keine Soldaten, keine Waffen und keine militärische Ausrüstung in dem Gebäude. Überdies beschossen russische Truppen gleich am ersten Tag des Krieges, dem 24. Februar, das Zentrum von Uman. Bei diesem Beschuss wurden ein 39-jähriger Mann getötet und fünf weitere Personen verwundet.
In sozialen Netzwerken und auf meheren Websites (2) (3) kursieren Äußerungen von Igor Konaschenkow, einem Vertreter des russischen Verteidigungsministeriums, wonach ukrainische Nationalisten eine Synagoge in der zentralukrainischen Stadt Uman zu ihrer Militärbasis gemacht haben sollen. Als „Beweis“ führt Konaschenkow mehrere Fotos von Militärs an der Straße gegenüber der Synagoge an. Die Russische Föderation bezeichnet auch die Aussage des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj als Lüge, wonach die russische Armee Uman bereits am ersten Tag ihres Einmarsches in die Ukraine beschossen habe. Alle diese Aussagen sind falsch.
Fakten-Check: Die jüdische Gemeinde in Uman weist alle Anschuldigungen zurück, wonach das ukrainische Militär die örtliche Synagoge als Militärstützpunkt nutzen soll. Nathan Ben-Nun, Leiter der Rabi Nachman Charitable Foundation, veröffentlichte eine Videoantwort an einen Vertreter des russischen Verteidigungsministeriums. Ben-Nun unternahm daher im Video einen virtuellen „Rundgang“ durch die Synagoge, aus dem eindeutig hervorgeht, dass sich in dem Gebäude weder ukrainisches Militär noch ein Waffendepot befindet. Der Leiter der Stiftung weist im Video wiederholt darauf hin, dass die Synagoge leer ist und nur zum Beten genutzt wird. Ben-Nun bezeichnet die Behauptungen über die Anwesenheit von Militärpersonal in der Synagoge als Fälschung.
Die Fotos, die das russische Verteidigungsministerium als Beweis für die Anwesenheit von „Nationalisten in der Synagoge“ anführt, sind kein wirklicher Beweis, betonte Irina Rybnitskaya von der Rabbi-Nachman-Stiftung in einem Interview mit der israelischen Zeitung Haaretz: „Auf diesen Fotos ist eindeutig zu erkennen, dass die Synagoge geschlossen ist, und die Personen auf den Fotos befinden sich nicht auf dem Gelände der Synagoge„. Rybnitskaya fügte hinzu, es bestehe kein Zweifel daran, dass „niemand Synagogen aus anderen Gründen nutzt als denen, für die Synagogen genutzt werden sollten“.
Außerdem zeigen die präsentierten Bilder des russischen Verteidigungsministeriums auch sehr deutlich, dass das Militär auf der Straße gegenüber der Synagoge in Uman steht. Auf dem Gelände der Synagoge selbst befinden sich keine Soldaten, militärische Ausrüstung oder Fahrzeuge – der Innenhof ist sichtbar leer. Diese Tatsache hindert die Russische Föderation jedoch nicht an der Behauptung, das Gebäude sei bereits zu einem „nationalistischen Stützpunkt“ geworden. Russland und das russische Verteidigungsministerium benutzen in ihrem Krieg gegen die Ukraine permanent den Vorwand der „ ukrainsichen Nationalisten“, um den Beschuss ziviler Objekte zu rechtfertigen: Schulen, Krankenhäuser, Theater und Einkaufszentren.
Das russische Verteidigungsministerium bezeichnete auch die Äußerungen von Wolodymyr Zelenskyy über den Beschuss von Uman am ersten Tag des Krieges als „zynische Lügen“. Tatsächlich gibt es echte Videobeweise dafür, dass ein 39-jähriger Zivilist durch den Beschuss des Zentrums von Uman durch russische Truppen am 24. Februar getötet wurde. Medienberichten zufolge wurden fünf weitere Personen ins Krankenhaus eingeliefert.
Die Stadt Uman in der Region Tscherkassy ist seit langem ein beliebtes Ziel für orthodoxe Juden, die alljährlich zu Rosch Haschana oder zum jüdischen Neujahrsfest zu Zehntausenden zur Grabstätte von Rabbi Nachman von Bratslav, einem Weisen aus dem achtzehnten Jahrhundert, pilgern und dort beten.
Außerdem wiederholte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums erneut die offensichtliche Lüge, dass russische Truppen keine zivile Infrastruktur angreifen. In verschiedenen ukrainischen Städten wurden bereits Hunderte von Wohngebäuden und ziviler Infrastruktur zerstört, und Mariupol wurde von der russischen Armee vollständig von der Landkarte getilgt.
StopFake hat wiederholt gefälschte Behauptungen der russischen Medien über den Beschuss von „ausschließlich militärischen Objekten“ widerlegt, wie z.B. in „Fake: Russische Raketen hat Babyn Jar nicht beschädigt„, „Fake: Ukrainische Armee für Beschuss des Kinderkrankenhauses in Mariupol verantwortlich (Rus.)“ und „Fake: Ukrainische Rakete trifft Gebäude der Staatsverwaltung in Charkiw“(Rus.).