Die im Internet verbreitete Nachricht, dass ukrainische Geflüchtete eine russische Flagge verbrannt haben und dabei ein Haus in Deutschland niedergebrannt haben ist gefälscht und die gesamte Brandgeschichte ist frei erfunden. Ein Video aus dem Jahr 2013 wurde absichtlich zu einer gefälschten BILD-Story stilisiert. Das Video selbst ist eine Collage aus mehreren Videos der vergangenen Jahre.
Fake: Russische Medien und die Nutzer sozialer Medien verbreiten aktiv die Nachricht eines BILD-Artikels. Danach hätten ukrainische Flüchtlinge das Haus einer deutschen Familie niedergebrannt als sie versuchten eine russische Flagge zu verbrennen.
Einzelheiten zu dieser ,,Geschichte“ sind auch in den sozialen Medien zu finden. So schrieb der prorussische Telegrammkanal Mash in Donbass, der Vorfall habe sich angeblich in der Stadt Wulfen (in Sachsen-Anhalt) ereignet, wo die Familie Michalski Flüchtlinge aus der Ukraine in ihrem Haus aufgenommen habe. Die Ukrainer bauten angeblich eine ,,Tesla-Spule“, um eine russische Flagge zu verbrennen, aber die Flammen griffen auf das Haus über.
,,Natalie Michalski, die Tochter der Vermieterin, weinte vor den deutschen Reportern: Vom Zimmer ihrer schwerkranken Mutter war nur noch Glut übrig“, schrieben die Propagandisten. ,,Es ist bemerkenswert, dass die Medien und die sozialen Netzwerke keine Informationen darüber haben, was aus den Ukrainern geworden ist, die das Haus einer gutherzigen deutschen Familie angezündet haben. Wahrscheinlich suchten sie nach anderen naiven Hausbesitzern, um neue ,,patriotische“ kreative Aktionen durchzuführen.“ – schreiben die Propagandisten.
Fakten-Check: Obwohl das Video wie ein Auszug aus einem normalen BILD-Artikel aussieht und viele Details dieses ,,Ereignisses“ im russischen Internet kursieren, sind das Video und auch die Brandgeschichte mit den ukrainsichen Geflüchteten selbst komplett erfunden. StopFake und Correctiv konnten diese Geschichte weder auf der Website noch in den offiziellen sozialen Medien der deutschen BILD finden. Auch in den lokalen deutschen Medien gibt es keine Informationen über dieses ,,Ereignis“.
Wie sich herausstellte, wurde das manipulierte Video erstmals am 14. Mai 2022 auf dem YouTube-Kanal Nachrichten und Gerüchte (mit 3 Abonennten) veröffentlicht. Wir empehlen das Video kurz komplett zu sehen, um zu sehen wie stümperhaft das kurze Video zusammengeschnitten wurde. Die Bildunterschrift des Videos lautet: ,,Sie wollten die russische Flagge verbrennen, sie haben ein deutsches Haus niedergebrannt. In Wulfen beschlossen Ukrainische Flüchtlinge , mit der „höllischen Tesla-Maschine“ die russische Flagge zu verbrennen, um Hype und Likes zu gewinnen. Dabei brannte das ganze Haus ab.„. Dieser Kanal wurde ebenfalls am 14. Mai eingerichtet, dem Tag, an dem das Video erstmals online veröffentlicht wurde. Im Moment gibt es keine weiteren Videos auf dem Kanal – er wurde wahrscheinlich absichtlich eingerichtet, um Fehlinformationen über Flüchtlinge aus der Ukraine zu verbreiten.
Die Analyse des Videos ergab, dass das Video absichtlich zu einer gefälschten Bild-Nachrichtengeschichte stilisiert wurde und dass das Video selbst eine Collage aus mehreren Videos aus früheren Jahren war. StopFake konnte mindestens zwei solcher Fragmente identifizieren.
- Ein Teil des gefälschten Videos, auf dem ein brennendes Haus in Großaufnahme zu sehen ist, stammt von einem Brand im Dorf Walluf (Deutschland, Bundesland Hessen) – dieses Video wurde bereits im Juli 2013 online veröffentlicht.
Der zweite Teil des Videos, in dem eine Frau weinend über ihr ausgebranntes Haus spricht, wurde tatsächlich aus einem Video der Bild-Zeitung vom 31. Januar 2021 herausgeschnitten. Der Name der Frau in dem Video ist tatsächlich Natalie Michalski. In der Beschreibung des Videos heißt es: ,,Ein Einfamilienhaus in Osterholz-Scharmbeck steht in Flammen. Als die Feuerwehr hier zu einem Dachstuhl-Brand anrückt, ahnt niemand, wie emotional dieser Einsatz für alle Beteiligten werden würde. Natalie hat vor Kurzem ihre Mutter verloren. Vier Tage vor der Beerdigung brennt das Haus, das ihre Mutter liebevoll zu ihrem Zuhause gemacht hat.„
Natürlich hat dieses Video aus dem Jahr 2021, wie auch das vorherige aus dem Jahr 2013, nichts mit Geflüchteten aus der Ukraine zu tun. Es ist nicht das erste Mal, dass die russische Propaganda absichtlich unwahre Informationen über Ukrainer verbreitet, die vor der russischen Aggression ins Ausland fliehen, um die Idee der Hilfe für die Ukraine zu diskreditieren. Einige Beispiele von StopFake: ,,Fake: Ukrainer prügeln ‚russischen Jungen‘ in Deutschland zu Tode“, ,,Fake: Mit der Parole ,Für die Ukraine!‘ wurde ein 6-jähriges russischsprachiges Kind in den Niederlanden verprügelt“, ,,Manipulation: Ukrainische Flüchtlinge in Italien verprügeln Enkelin des russischen Dichters Joseph Brodsky“.