Die Anschuldigungen, dass Flüchtlinge aus der Ukraine an der Entstehung des Hakenkreuzes beteiligt gewesen sein sollen, entbehren jeder Grundlage. Deutschen Medienberichten zufolge wurde das in Deutschland verbotene Symbol möglicherweise von einem in der Nähe wohnenden Dorfbewohner niedergemäht.
Im Internet kursieren Dutzende ähnlicher Veröffentlichungen über ukrainische Flüchtlinge in Deutschland, die angeblich ein riesiges Hakenkreuz in einem Feld ,,niedermähen“. ,,Erst helfen wir den ukrainischen Nazis, indem wir sagen, dass es in der Ukraine keinen Nationalsozialismus gibt, und dann wundern wir uns aufrichtig, dass in Brandenburg ein Hakenkreuz aufgetaucht ist, weil wir nur ein paar Flüchtlinge aus eben dieser Ukraine ins Land gelassen haben“, heißt es in zahlreichen Publikationen. Die Quelle dieser Informationen ist angeblich der Bild-Journalist Julian Röpcke und die Bild-Zeitung.
Tatsächlich findet man auf Twitter die von Julian Röpcke veröffentlichen Bilder, auf die sich die russischen Propaganda-Medien beziehen, sowie den Bild-Artikel selbst über das Hakenkreuz auf dem Brandenburger Feld. Aber sowohl in der Orginalquelle und in den Tweet von Julian Röpcke wird nicht erwähnt, dass Flüchtlinge aus der Ukraine an diesem Vorfall beteiligt gewesen sein könnten.
Röpcke entdeckte, nach Angaben von Bild, bei einem Flug mit einem Leichtflugzeug über Brandenburg ein 360 Quadratmeter großes Hakenkreuz. Das Nazi-Symbol war auf einer Wiese im Dorf Niederfinow niedergemäht worden. Da das Hakenkreuz in Deutschland ein verbotenes Symbol ist, meldete der Bild-Journalist das, was er sah, der örtlichen Polizei. Im offiziellen Twitter-Feed der Brandenburger Polizei hieß es, man habe das Symbol vor Ort dokumentiert und eine Untersuchung eingeleitet.
Der Vorwurf, dass Flüchtlinge aus der Ukraine angeblich an der Schaffung dieses Symbols beteiligt waren, ist unbegründet. In den Stellungnahmen der deutschen Strafverfolgungsbehörden und in den Veröffentlichungen der deutschen Medien werden Flüchtlinge aus der Ukraine mit keinem Wort erwähnt. Außerdem berichteten die deutschen Medien, dass ein Einwohner von Niederfinow an der Gestaltung des Hakenkreuzes beteiligt gewesen sein könnte.
So befragten Bild-Korrespondenten beispielsweise Menschen, die in der Nähe eines Feldes mit einem Hakenkreuz wohnen. Einer der Befragten sagte, dass das Symbol möglicherweise von einem 36-jährigen Anwohner, Stefan B., niedergemäht wurde. Er wohnt mit seinen Eltern in einem Häuschen auf der Wiese, und das Feld ist nur von dort aus zu erreichen. Ein anderer Nachbar berichtete, dass der Mann manchmal die Reichskriegsflagge aus dem Fenster hing. Er hat auch häufig eine Drohne gestartet und möglicherweise ein Hakenkreuz niedergemäht, um es von oben zu fotografieren.
Die örtliche Polizei bestätigte gegenüber t-online, dass die Strafverfolgungsbehörden Ermittlungen gegen den 36-jährigen Anwohner Stefan B. eingeleitet haben, der in einem Haus auf dem Grundstück wohnt. Nachbarn berichteten t-online, dass der Mann angeblich aus Frust über steigende Preise Hakenkreuze umgemäht habe, um gegen die Bundesregierung zu protestieren. Die Publikation berichtet auch, dass der Mann keinen extremistischen Hintergrund hat und keine politisch motivierten Straftaten begangen hat.
Dies ist nicht der erste Versuch der Kreml-Propagandisten, Flüchtlinge aus der Ukraine, die vor der russischen Aggression ins Ausland fliehen, zu diskreditieren: StopFake hat zuvor unwahre Informationen widerlegt, wonach ukrainische Flüchtlinge, die in Deutschland Asyl suchen, angeblich ein deutsches Haus angezündet haben, während sie versuchten, eine russische Flagge zu verbrennen.