Ukrainischen Behörden versuchen, den Fernsehsender Inter zu zerstören, berichtet die russische Webseite Ukraina.ru. Ukraina.ru sieht den Hauptgrund darin, dass Inter pro-russisch sei, weswegen jetzt die Schließung drohe. Andere russische Webseiten folgten und beschuldigten die Ukraine, einen der beliebtesten Fernsehsender der Ukraine zu zerstören. Wir haben uns diese Beschuldigungen genauer angesehen.
Russische sensationistische Medienberichte über die bevorstehende Zerstörung von Inter sind stark übertrieben. Es besteht in der Realität keine Gefahr, dass er bald geschlossen wird. So wurde Inters‘ Digital-Lizenz gerade um sieben Jahre verlängert.
Ukraina.ru beruft sich in seinen Berichten auf eine anonyme Quelle aus dem Fernsehsender Inter selbst, genauer aus der Nachrichtenabteilung des Senders. Ukraina.ru behauptet, dass die ukrainischen Behörden alles getan haben, um das Leben der Inter-Mitarbeiter unglücklich zu machen. Die Website geht noch weiter, zu behaupten, dass die Sendungen von Inter 2017 in vielen ukrainischen Städten gestört waren. Ukraina.ru anonyme Quelle behauptet weiter, dass die Person hinter den Versuchen, den Fernsehkanal zu zerstören, der ukrainische Innenminister Arsen Awakov ist. Inter werde einen pro-russischen Präsidentschaftskandidat in den ukrainischen Präsidentschaftswahlen 2019 unterstützen, deswegen wollen ukrainischen Behörden die Kontrolle über den Sender gewinnen, sagt Ukraina.ru.
Zum Kontext einige aktuelle Informationen zum besagten Kanal Inter:
Im September 2016 brach eine Gruppe maskierter Demonstranten in die Produktionsbüros von Inter ein, zerstörte Geräte und setzte mehrere Räume in Brand. Die ukrainischen Behörden bezeichneten den Anschlag als Terrorismus; andere behaupteten, der Kanal habe den Brandanschlag selbst inszeniert.
Inter ist ein traditionell pro-russischer Sender und gehört Dmitro Firtasch, einem Oligarchen und ehemaligen Geschäftspartner von Paul Manafort, der in den USA wegen Gaunereien angeklagt wurde. Weitere Minderheitseigentümer des Senders sind der Stabschef des ehemaligen ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch, Serhij Ljowotschkin. Inter ist zudem für seine Unterstützung für die Nachfolgepartei der „Partei der Regionen“ von Viktor Janukowitsch, dem sogenannten Oppositioni Block um den aktuellen Spitzenfigur Iuri Boiko bekannt.
Trotz der Behauptungen von Inter, dass das Sendesignal für den Sender im Jahr 2014 gestört war, konnten offizielle Untersuchungen keine technischen Gründe gefunden werden, warum das Signal gestört werden könnte. Dieser Umstand führte wiederum bei einigen Beobachtern zu Spekulationen, dass Inter wohlmöglich absichtlich seine Zuschauerzahlen manipulierte, um zu glauben, dass der Kanal gestört werde sei. Dies sind aber Spekulationen.
Der Nationale Rat für Fernsehen und Rundfunk der Ukraine verlängert erst kürzlich Inter’s digitale Lizenz für weitere 7 Jahre. Gleichzeitig verhängte der Rat aber auch eine Geldstrafe für den Kanal von 4 Millionen Griwna (knapp 152.000 Dollar ) für die „Anstiftung zum Hass“ während eines Konzerts am 9. Mai, dem Tag des Sieges zum Gedenken an die Kapitulation von Nazi-Deutschland im Zweiten Weltkrieg. Während des aufgezeichneten Konzertes warfen die Moderatoren des Konzerts der Ukraine vor, den Faschismus zu unterstützen, indem sie die Straßen in der Ukraine mit den Namen der ukrainischen Freiheitskämpfer umbenannten.
Ukraina.ru behauptet, dass Innenminister Arsen Awakov den Brandanschlag auf den Kanals angeordnet habe, ohne aber dabei Beweise zur Unterstützung der Behauptung aufzuweisen. Inter’s Büros wurden in der Vergangheit schon oft von den Zuschauern besucht, die sich verärgert über die pro-russischen redaktionellen Ausrichtung des Senders zeigten und ihren Ärger deutliche machten. Unter den Demonstranten waren auch Veteranen des aktuellen [immer noch anhaltenden] Krieges in der von Russland besetzten Ostukraine.
Behauptungen, dass Inter immer noch einer der Top-TV-Kanäle der Ukraine wäre, kann auch keinen Bestand haben. Neueste Einschaltquoten zeigen, dass der Sender nicht einmal mehr zu den drei meistgesehenen Fernsehsendern der Ukraine gehört. Im Mai 2018 belegte Inter in der Zuschauergunst den sechsten Platz, wobei Ukraina, STB und ICTV in den Ratings führend waren.
Russlands Staatssender „Kanal Eins“ hat Inter verteidigt und behauptet, dass ihr Konzert am Tag des Sieges einfach die Realität widerspiegle und die Strafe für die Anstiftung zum Hass ungerecht wäre. „Inter zeigte nicht nur einfach sowjetische Kriegslieder, der Kanal wagte es, Neo-Nazi Jugendliche und ukrainische Politiker in ihre Schranken zu weisen“, erklärte das Sprachrohr des Kremls Kanal Eins.