Letzte Woche haben russische Medien eine Erklärung von einem ukrainischen Parlamentsabgeordneten verbreitet, der behauptete, dass die Ukraine angeblich „die Hälfte ihres BIP wegen westlicher Sanktionen gegen Russland verloren habe“. Es gibt keine Beweise für eine solche Behauptung, weder der staatliche Statistikdienst der Ukraine noch die Daten der Weltbank unterstützen diese falsche Behauptung. Internationale Sanktionen gegen Russland wurden als Reaktion auf die bewaffnete Aggression des Kremls gegen die Ukraine eingeführt, die wiederum erhebliche Auswirkungen auf den Zustand der ukrainischen Wirtschaft hatte.
Diese gefälschte Geschichte hat ihre Wurzeln in einer Äußerung, die der ukrainische Abgeordnete Yevhen Murayev bei dem ukrainischen Fernsehsender NewsOne abgegeben hat. Murayev, ein ehemaliges Mitglied der Partei der Regionen des geflohenen ukrainischen Ex-Präsidenten Viktor Janukovytsch, ist ein eindeutig pro-russischer Politiker und befürwortet die Wiederaufnahme des Handels mit Russland. Sanktionen gegen Russland „haben in erster Linie die Einkommen unserer Bürger abgebaut. Wir haben die Hälfte unseres BIP verloren, Russland verlor 2%, Europa weniger als 1%, und wir – die Hälfte“, sagte Murayev.
RIA Novosti, NTV, Rossiyskaya Gazeta, der Fernsehsender des russischen Verteidigungsministeriums Zvezda, Kommersant, Ukraina.ru, RT, Novorossiya, AntiMaidan, Rytm Evrazii, Baltnews, NewsFront, Federalnoye Agentstvo Novostey, Voyennoye Obozrenie und andere russische Medien haben diese gefälschte Geschichte verbreitet.
Murayev bezeichnet die Maidan-Revolution als Staatsstreich, er nennt die russische Invasion in die Ostukraine einen Bürgerkrieg und steht den europäischen Bestrebungen der Ukraine klar feindlich gegenüber. Er ist Mitglied der Partei „Oppositionsblock“ (die aus der Partei der Regionen hervor ging) im ukrainischen Parlament, die meisten seiner Kollegen sind ehemalige Mitglieder der Partei der Regionen.
Murayevs‘ Sicht auf die ukrainische Wirtschaft ist nicht nur ungenau, es ist zudem nur seine eigene persönliche Meinung. Russische Medien präsentieren diese Meinung jedoch als Tatsache und erklären, dass die Ukraine anerkennt, dass ihr BIP aufgrund der Sanktionen gegen Russland um die Hälfte geschrumpft ist.
Nach Angaben des Statistikamtes der Ukraine ist das BIP der Ukraine im ersten Quartal 2015 um 16% gefallen. Laut der Weltbank ist das BIP der Ukraine im Jahr 2015 um 9,77% geschrumpft.
Das ukrainische Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung erklärt, dass der Rückgang des BIP des Landes im 2015 nicht nur durch den eingeschränkten Zugang zum russischen Markt verursacht wurde, sondern auch durch die Auswirkungen des Krieges auf die Produktions- und Verkehrsinfrastruktur der Ukraine. Dazu einhergehend kommt die schwache Binnennachfrage, der Rückgang der Weltmarktpreise für wichtige Rohstoffe, die eingeschränkte finanziellen Reserven der Ukraine und die Verringerung des internen Investitionsbedarfs der Ukraine.
Obwohl die Ukraine den Zugang zum russischen Markt verloren hat, hat die Ukraine dank des EU-Assoziierungs- und Freihandelsabkommens Zugang zu den Märkten der EU erhalten. In den letzten Jahren hat sich die Europäische Union zum größten Handelspartner der Ukraine entwickelt. Im Jahr 2017 gingen 40% der ukrainischen Exporte in die EU, 42% der Importe kamen aus der EU.
StopFake hat bereits mehrfach andere russische Fälschungen entlarvt, in denen behauptet wurde das russische Sanktionen die ukrainische Wirtschaft in eine Sackgasse treiben würden.