In der Ukraine verbreiten sich aktiv Fälschungen in sozialen Netzwerken, die das Misstrauen der Ukrainer gegenüber dem ukrainischen Staat, insbesondere der Polizei provozieren sollen. Nachdem das ukrainische Ministerkabinett verschiedene Geldstrafen im Zusammenhang mit der Quarantäne wegen COVID-19 verschärft hatte, wächst in den sozialen Netzwerken aktiv die Angst, dass jeder für jegliche Handlungen zur Rechenschaft gezogen werden kann.

Zum Beispiel befürchtet die Homepage „Business Capital“, dass die massenhafte Aussaat von Kartoffeln „eine weitere Quelle für die Verbreitung des Coronavirus werden könnte“.

Business Capital

Die erste Quelle der gefälschten Information, war der Rechtsanwalt Sergei Gula. Gula nach habe die ukrainische Polizei bereits Protokolle für diejenigen ausgestellt , die zum Kartoffelpflanzen aus dem Haus gingen, Er erklärt in seinem YouTube-Blog:

„Freunde, viele Leute schreiben mir, dass ich heute, aber nicht nur heute, sondern auch morgen oder übermorgen oder gestern in den Garten gegangen bin, um Kartoffeln oder anderes Gemüse zu pflanzen, und hier werden sofort Protokolle von der Polizei erstellt.“

Er selbst ist jedoch überrascht, wie kann das sein?

Sergei Gula nennt in seinem 10-minütigen Video nirgendwo diejenigen, die unter solchen Polizeiaktionen „litten„, sowie auch nicht die Region, in der die Aktionen stattfanden. StopFake.org-Fact-Checker hat den Anwalt gebeten, diese Informationen zu erklären.

YouTube Kanal von Sergei Gula

Eine weitere Quelle für diese Behauptung ist eine Veröffentlichung auf einer für Landwirte spezialisierten Homepage, agronews.ua, aus der ebenfalls hervorgeht, dass Menschen in der Ukraine mit einer Geldstrafe belegt werden, wenn sie beim Kartoffelanbau helfen. Die Nachricht wird durch einen Screenshot von Facebook illustriert, wo ein Benutzer, dessen Name versteckt ist, in seinen Kommentaren schreibt:

„In meinem kleinen Heimatland wollte eine Frau Kartoffeln pflanzen, die Nachbarn wollten ,helfen‘, aber eine Polizeipatrouille kam – mit einer Strafe von 17 Tausend Grivna [knapp 500 Euro. Anm. SF]. Eine Frau wurde mit einem Herzinfarkt in ein Krankenhaus gebracht.“

Dies ist ein klassisches Beispiel für eine Fälschung, die auf Gerüchten beruht. Wann, wo und mit wem genau sich das beschriebene Ereignis ereignet hat, kann der Leser nicht genau herausfinden, was bedeutet, dass ihm die Möglichkeit gegeben wird, die Details selbst auszudenken. Unter Bedingungen der Ungewissheit und des Mangels an genauen Informationen wird ihr Platz von Phantasie und Hysterie eingenommen.

Auf die Anfrage von StopFake.org sagte ein Sprecher der Nationalen Polizei, Jaroslaw Trakalo: „Ich habe speziell alle Regionen überprüft, weil die Quellen in den Nachrichten nicht näher angegeben waren. Ich kann nun bestätigen, dass es sich um eine Fälschung handelt. Darüber hinaus muss es rechtliche Gründe geben, damit die Polizei Ermittlungen auf privatem Territorium durchführen kann. Daher ist die Tatsache, dass jemand für landwirtschaftliche Aktivitäten mit einer Geldstrafe belegt wird, eine Fälschung“.