Die Ukraine ist nicht daran interessiert, ukrainische Bürger zu befreien, die von den selbsternannten und sogenannten Volksrepubliken Donezk und Luhansk (DNR, LNR) gefangen genommen wurden. Dieser Vorwurf ist zu einer der beliebtesten Behauptung der russischen und separatistischen Propagandamedien geworden. So erklärte am 19. Juni das sogenannte Justizministerium der DNR, dass das offizielle Kiew nicht beabsichtige, Gefangene freizulassen. Zudem habe Kiew „erneut den Austausch von Gefangenen verhindert”. RIA Novosti, Ukraina.ru, Regnum und andere haben diese gefälschte Behauptung weiter verbreitet.

Website des sogenannten Justizministeriums der DNR
Website RIA
Website Ukraina.ru

Eine Reihe pro-russische Soldaten behauptet, dass ein Gefangenenaustausch für den 27. Juni geplant war. Die ukrainische Seite hätte aber ein Treffen mit den Seperatisten gestoppt.

Tatsächlich gab es allerdings keinerlei Pläne für einen Gefangenenaustausch für den 27. Juni.

Russische Medien produzieren regelmäßig verzerrte und gefälschte Geschichten, in denen behauptet wird, dass Kiew den Austausch von Gefangenen verzögert oder stört. Nach einem Treffen der Ukraine, der OSZE und der russischen Kontaktgruppe in Minsk im Mai 2018 verbreiteten die russischen Medien gefälschte Geschichten, wonach die ukrainischen Behörden keinen Gefangenenaustausch beabsichtigen. (Die Kontaktgruppe wurde 2014 gegründet, um den Konflikt im Osten der Ukraine zu lösen).

Während einer Sitzung der Kontaktgruppe im Juni betonte die Ukraine erneut, dass Kiew auf einen Austausch von Gefangenen mit den Seperatisten wartet. Daryna Olifer, eine Sprecherin der ukrainischen Seite, sagte auf Facebook, dass die Ukraine zu Kompromissen bereit sei.

https://www.facebook.com/darka.olifer/posts/1695392863914142

Laut der ukrainischen Parlamentsabgeordneten Iryna Herashchenko, ist die Frage des Gefangenen- und Geiselaustauschs für die Ukraine weiterhin ein brennendes Thema. Herashchenko selbst vertrit die Ukraine in einem Unterausschuss der Kontaktgruppe im Bereich von humanitären Fragen.

In einem Interview mit dem ukrainischen Fernsehsender „Kanal Fünf“ gab der ukrainische Außenminister Pavlo Klimkin am 17. Juni an, dass er hoffe, dass der nächste Gefangenenaustausch irgendwann während der Fußballweltmeisterschaft stattfinden würde. Moskau könnte wohlmöglich einem solchen Austausch zustimmen, da es ein positives Bild von Russland in den Augen seiner westlichen Partner schaffen würde. Eine solche Geste wäre sicher keine Geste des guten Willens, sondern eine weitere politische Manipulation des Kremls, so Klimkin.