Das russische Verteidigungsministerium behauptet, seine Truppen hätten die ukrainische Soldaten vernichtet, die nach dem Rückzug der russischen Streitkräfte, die ukrainische Flagge auf der strategisch wichtigen Schlangeninsel im Schwarzen Meer gehisst hatten. Nach Angaben des ukrainischen Generalstabs haben die Truppen ihre Aufgabe erfüllt und sind unverletzt zu ihrem Stützpunkt zurückgekehrt.
Kaum hatte das ukrainische Militär ein Video veröffentlicht, auf dem zu sehen war, wie ukrainische Streitkräfte auf der zurückeroberten Schlangeninsel im Schwarzen Meer die ukrainische Flagge hissen, teilte das russische Verteidigungsministerium umgehend mit, dass einige der ukrainischen Soldaten ,,beim Versuch, die Flagge zu hissen, getötet wurden, während anderen die Flucht gelang“.
,,Kyjiw hat wieder einmal Verluste erlitten, diesmal im Namen einer PR-Kampagne, bei der die ukrainische Flagge auf diesem Felsen im Schwarzen Meer gehisst wurde„, titelte die Zeitung Moskowski Komsomolez. RIA Novosti entschied sich dafür, die Realität völlig zu negieren und erklärte, die russische Armee habe ,,das Hissen der ukrainischen Flagge“ auf der Schlangeninsel nicht erlaubt.
Der Generalstab der ukrainischen Streitkräfte informierte auf seiner Facebook-Seite über Einzelheiten der Operation. Nachdem die ukrainischen Streitkräfte die Küstenzone der Insel auf Minen untersucht hatten, erreichten sie die Insel in der Nacht zum 7. Juli. Ingenieure räumten einen Durchgang von Minen und Fallen frei, woraufhin die Landungsoperationsgruppe das Gebiet inspizierte und Daten über die auf der Insel zurückgelassene feindliche Ausrüstung sammelte.
Nach Angaben des ukrainischen Militärs fanden die Kommandos die Insel in einem völlig zerstörten Zustand mit verlassener Munition und militärischer Ausrüstung vor. Sie zerstörten etwa 30 russische Ausrüstungsgegenstände, die auf der Insel verblieben waren. Nach Beendigung ihres Einsatzes hisste die Gruppe an verschiedenen Stellen der Insel ukrainische Flaggen. Außerdem hissten sie die Flagge des 73. maritimen Sondereinsatzkommandos. Das Hissen der ukrainischen Flaggen auf der Schlangeninsel wurde auch vom Leiter der regionalen Militärverwaltung von Odesa, Serhiy Bratchuk, bestätigt.
Von den ukrainischen Streitkräften veröffentlichte Geolokalisierungsfotos bestätigen die Rückkehr der ukrainischen Flagge auf die Schlangeninsel.
Das ukrainische Militär bestätigte auch, dass russische Schiffe versuchten, auf die ukrainischen Truppen zu schießen, jedoch erst mit dem Beschuss begannen, nachdem die ukrainische Gruppe die Schlangeninsel bereits verlassen hatte und anschließend auf das Pier traf. Nachdem die ukrainischen Soldaten unverletzt zu ihrem Stützpunkt zurückgekehrt waren, wurden Fotos und Videoaufnahmen von ihrem erfolgreichen Einsatz veröffentlicht. Das ukrainische Einsatzkommando im Süden der Insel berichtete, dass die Insel während eines Aufklärungsfluges in der Morgendämmerung von zwei Raketen angegriffen wurde, was zu erheblichen Schäden an der Mole führte.
In seiner täglichen Videoansprache erklärte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskij, dass die Rückkehr der ukrainischen Flagge auf die Schlangeninsel die letzte Etappe im Kampf um das strategisch wichtige Eiland sei. Die Kampagne zur Wiedererlangung der Kontrolle über die Insel dauerte zwei Monate und umfasste viele Bereiche der ukrainischen Streitkräfte, vom Grenzschutz über die Geheimdienste bis hin zur Luftwaffe. Das Ziel der Operation war nicht, die ukrainische Flagge auf der Insel zu hissen, sondern ukrainisches Territorium von der russischen Besatzung zu befreien, betonte Selenskij.
Nach Schätzungen der Medien beläuft sich der Wert der Ausrüstung, die das russische Militär auf der Schlangeninsel verloren hat, auf etwa 915 Millionen Dollar. Die Insel war am 24. Februar von russischen Truppen besetzt worden und wurde am 30. Juni befreit. Radio Liberty veröffentlichte auf seiner Website eine Chronologie des Befreiungskampfes um die Insel.
StopFake entlarvt regelmäßig gefälschte Verlautbarungen und Erklärungen des russischen Verteidigungsministeriums, die von seinen Pro-Kreml-Medien pflichtbewusst verbreitet werden. Eine der letzten war die Behauptung des Ministeriums, es habe 234 ukrainische Flugzeuge und 137 Hubschrauber zerstört. Auch diese Behauptung war nicht der Wahrheit entsprechend.