Russische Medien verbreiten regelmäßig Fake-Nachrichten über das Thema regionale Autonomie in der Ukraine. Zur Erinnerung sei auf unsere Stop-Fake-Analyse von 25.Okt.2016 „Ukraine muss Lviv an Polen zurückgeben“ und „Ukrainische Oblaste verlangen Autonomie“ verwiesen. Die letzte Variante dieses beliebten Themas betrifft aber die polnische Minderheit in der Westukraine, die russischen Medien zufolge jetzt wirtschaftliche Autonomie von Kiew und eine enge Integration mit Polen fordere. Das dies so nicht stimmt, werden wir jetzt aufzeigen.
NTV, Rossiyskaya Gazeta, Vesti, Lenta.ru, Komsomolskaya Pravda und andere russische Medien veröffentlichten verschiedene Versionen dieser Fake-Nachricht.
Die obskure Website Lviv.web2ua.com veröffentlichte zuerst die Geschichte, garniert mit einer Menge an grammatikalischen Fehlern, behauptet die Website, dass ein Forum der polnischen Gemeinschaft in Lviv (Lemberg) entschieden habe, wirtschaftliche Autonomie von Kiew zu fordern und eine enge wirtschaftliche Integration mit Polen wünsche. Die Nachrichtenseite Presa Ukrainy gab das Beispiel und ist die unbelegte Quelle, auf die sich alle russischen Medien beziehen und die Geschichte weiterverbreiten.
Russische Medien berichten auch weiter, dass Jan Zharyn,ein Mitglied der polnischen Regierungspartei PiS und Sejm-Abgeordneter während der Entscheidung anwesend gewesen sei und gesagt hätte, daß Lviv immer treu zu Polen gehalten hätte, während der Vorsitzende der polnischen Gesellschaft von Lviv Serhiy Lukianenko zitiert wird, dass eine enge Integration mit Polen große Möglichkeiten biete.
Das angesprochene polnische Forum, war in Wirklichkeit aber nur eine Panel-Diskussion, die von der Nachrichtenagentur LvivNews
gesponsert wurde und ukrainische-polnische Grenzfragen zum Thema hatte. Der angesprochene Vorsitzende Serhiy Lukianenko, der polnischen Organisation „Weiße Adler” eröffnete zwar die Diskussion mit einem Grußwort, er erwähnte aber niemals die Forderung nach einer größeren wirtschaftliche Autonomie oder gar eine Integration mit Polen. Der polnische Parlamentarier Jan Zaryn von PiS war zudem überhaupt nicht bei der Panel-Diskussion anwesend.
Nachdem russische Medien weitere Geschichten über die angeblichen polnischen Forderungen veröffentlichten, sah sich der Chefredakteur von LvivNews Herr Oleksander Sertsov dazu genötigt, ein öffentliches Statement abzugeben, in der er die wahre Natur der Konferenz beschrieb und in einem halbstündigen Video die Diskussionspunkte der Panel-Diskussion darlegte. Zusätzlich fügte er zum Beweis Videoaufnahmen von der Diskussion bei.
Herr Professor Andriy Pavlyshyn, von der Katholischen Universität Lviv (UCU), der auch Teilnehmer und Sprecher der Panel-Diskussion war, bezeichnete die russischen Behauptungen nach ökonomischen Separatismus der polnischen Minderheit in der Ukraine ebenso als komplette Fälschungen.