Regionale Autonomie und lokaler Separatismus in der Ukraine sind einer der Lieblingsthemen der russischen Desinformationsmaschinerie. Das letzte Beispiel dieses Themas ist eine Geschichte von russischen und pro-russischen ukrainischen Medien, die behaupten, dass Wolhynien, eine nordwestliche ukrainische Region, und Winnyzja, die Heimatregion von Präsident Petro Poroschenko, sich aus der Ukraine abspalten könnten. Die Quelle für diese gefälschte Geschichte ist ein ukrainischer Bataillonskommandeur.
Der Fernsehkanal des russischen Verteidigungsministeriums телеканал «Звезда», Лента.ру, Вести, Новостное агентство «Харьков» und andere veröffentlichten diese Geschichte mit Schlagzeilen wie „Wolhynien und Winnyzja sind dabei die Ukraine zu verlassen“.
Diese recht unerhörte Behauptung basiert auf einem Satz von Anatoliy Vinohrodsky, dem Kommandeur des „Donbas“-Bataillons, den die Medien vollständig aus dem Zusammenhang gerissen und verdreht haben, um daraus eine reißerische Geschichte zu produzieren.
Hier sehen sie die komplette Videokonferenz.
Was war geschehen? Am 16. Januar führten die Kommandanten von den erwähnten Freiwilligen-Bataillonen einer Pressekonferenz durch, auf der sie eine komplette Handelsblockade gegenüber den temporär besetzen Gebieten in der ATO-Zone fordern. Dadurch sollte, ihrer Meinung nach, ein Austausch von immer noch gefangenen ukrainischen Soldaten erzwungen werden. Momentan stockt der im Minsk-II-Abkommen verabredete Gefangenenaustausch zwischen beiden Seiten und die Kommandanten sehen diesen Vorschlag als geeignetes Mittel um die noch gefangenen Soldaten frei zu bekommen.
Während dieser anderthalbstündigen Pressekonferenz hinterfragte nun Vinohrodsky die Notwendigkeit, den besetzten Gebieten überhaupt einen besonderen Verfassungsstatus zu gewähren, da er diesen selbst kategorisch ablehnt.
Um seine Position zu veranschaulichen, erhob er die rhetorische Frage nach einer möglichen Unzufriedenheit mit der Zentralregierung in anderen ukrainischen Oblasten wie Wolhynien oder Winnyzja, deren Steuern zur Zahlung von Energielieferungen in der ATO-Zone verwendet werden. Wenn diese Regionen auch unzufrieden mit der Zentralregierung wären, könnten diese doch auch einen Sonderstatus verlangen – hinterfragte rhetorisch Vinohrodsky. Wie angesprochen meinte er dies aber nicht ernsthaft und aus dem Kontext ist ersichtlich dass hierbei keinerlei regionale Autonomie oder lokaler Separatismus angestrebt wird. Es handelt sich also um einen Fake.