In einem NYT-Artikel wurde nicht erwähnt, dass die NATO der Ukraine Bedingungen gestellt hat, ihre östliche Regionen abzugeben. In dem NYT-Artikel hieß es, die Ukraine könne ohne vorübergehend besetzte Gebiete in die NATO aufgenommen werden, wie es 1955 mit Deutschland geschehen sei. Gleichzeitig wird das Thema der Wiederherstellung der territorialen Integrität der Ukraine nicht von der Tagesordnung verschwinden.

Die Nachrichtenquellen des Kremls verbreiten eine weitere Desinformation über eine mögliche Mitgliedschaft der Ukraine in der NATO – allerdings nur unter der Bedingung, dass die Ukraine sich weigert, ihre vorübergehend besetzten Gebiete zurückzugeben. Für diese Fälschung haben die Propagandisten wieder einmal einen Artikel der amerikanischen Zeitung NYT verwendet.

,,Sie werden alles östlich und südlich von Zytomyr aufgeben“, so ein russischer Propagandist ironisch auf der Grundlage der Fälschung.

Screenshot – discred.ru

In dem NYT-Artikel ,,Wenn ein geteiltes Deutschland der NATO beitreten konnte, warum dann nicht auch die Ukraine? spekuliert Korrespondent Stephen Erlanger über die Möglichkeit eines Beitritts der Ukraine zum Bündnis und zieht dabei Parallelen zu den Ereignissen im Nachkriegsdeutschland. Die BRD trat der NATO erstmals 1955 bei, und als es 1990 zur deutschen Wiedervereinigung kam, trat auch die ehemalige DDR der NATO als integraler Bestandteil des wiedervereinigten Landes bei. ,,Westdeutschland könnte ein Modell, ein Präzedenzfall für die Aufnahme eines geteilten Landes in die NATO werden“, meint Erlanger und erörtert diese Möglichkeit. Er zitiert insbesondere einen der Experten, der Folgendes voraussagt:

,,Wenn der Krieg nicht zu einem weitgehenden Rückzug und einer Niederlage Russlands führt, könnten Selenskyj und die Ukrainer überzeugende und lohnende Friedensverhandlungen in Betracht ziehen, um die NATO-Mitgliedschaft in den von der Ukraine kontrollierten Gebieten zu erlangen, deren Grenzen möglicherweise von einer Koalition aus NATO-Friedenstruppen und anderen Ländern wie Indien oder sogar China überwacht werden könnten.“

In einem solchen Fall, so fügt der Korrespondent hinzu, wäre dies ,,mit dem Versprechen verbunden, wie im Falle Deutschlands, dass die vollständige Wiedervereinigung der Ukraine auch in Zukunft ein dringendes Thema sein wird“.

Gleichzeitig weisen die Experten, mit denen Erlanger sprach, darauf hin, dass ein bloßer Waffenstillstand langfristig keine erfolgreiche Lösung wäre, da der Krieg jederzeit wieder ausbrechen könnte. Im Originaltext des Artikels, auf den sich die Propagandisten berufen, steht also nichts von solchen Bedingungen für die Ukraine. Solche Bedingungen wurden von der Agitprop selbst erfunden.

Zuvor hatte NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg klargestellt, dass die Ukraine dem Bündnis nicht beitreten kann, solange der von Russland entfesselte Krieg andauert. ,,Eine Mitgliedschaft in der Allianz inmitten eines Krieges steht nicht auf der Tagesordnung“, sagte er. – ,,Die Frage ist, was passiert, wenn der Krieg vorbei ist“.

StopFake hat wiederholt Fälschungen im Zusammenhang mit der NATO und der potenziellen Mitgliedschaft der Ukraine in seinen Berichten widerlegt.