Die russische Propagandamaschinerie verbreitet weiterhin ohne Unterlass gefälschten Geschichten über die Visafreiheit zwischen der EU und der Ukraine. Dabei wächst die Schlagzahl, der sich verbreitenden Fälschungen, seitdem die neuen Reiseregelungen am 11. Juni in Kraft getreten sind. Nach der russischen Webseite Ukraina.ru, werden die neuen Regeln nun dazu führen, dass viel mehr ukrainische Frauen illegal als „Sex-Sklaven“ in die EU eingeschleust werden.
In einem Artikel mit dem Titel „Die Kehrseite des visumfreien Reisens“, prophezeit Ukraina.ru, dass die neue Freiheit der Ukrainer sich extrem negativ auf das Land und seine Gesellschaft auswirken wird. Ukraina.ru präsentiert dafür zwei vereitelte Versuche Frauen aus der Ukraine in die EU zu schleusen. Die Frauen sollten dabei angeblich für die Erbringung von eindeutigen Dienstleistungen in die EU geschleust werden. Diese beiden Fälle werden dann als hinreichender Beweis präsentiert, um die steile These vom zunehmenden Menschenhandel aufgrund der neuen Visafreiheit zu begründen. Der Artikel zählt dabei keinerlei Einzelheiten über beide Fälle auf, sondern macht vor allem Verallgemeinerungen und Generalisierungen über soziale Probleme in der Ukraine und prognostiziert fatalistisch, dass der Menschenhandel mit Prostituierten zwangsläufig explodieren wird.
Aber zu den Fakten: Laut der Internationalen Organisation für Migration ist es augenscheinlich vorrangig Russland und nicht die EU, das das wichtigste Zielland für den Menschenhandel aus der Ukraine bleibt. 67 Prozent der Menschen, die im Jahr 2016 nach Russland eingeschleust wurden, kamen aus der Ukraine, 2015 waren es 64 Prozent und 2014 waren es 77 Prozent.
Die Direktorin der Organisation La Strada, Kateryna Levchenko erklärte gegenüber StopFake, dass die Einführung einer Visafreiheit nicht zu einem erhöhten Menschenhandel mit Prostituierten führt. Die NGO La Strada hat sich selbst dem Kampf gegen Menschenhandel und Schleuser verschrieben. Levchenko erklärt weiter:
„Weder die Republik Moldau noch Georgien haben nach der Einführung des visumfreien Reisens eine Zunahme des Menschenhandels in die EU erlebt.“
Die Visumfreiheit Moldaus trat im April 2014 in Kraft, und Georgier können seit März 2017 ohne Visa frei in die EU einreisen.
Nach Levchenko ist Russland, das Land mit der größten Zahl an eingeschleusten ukrainischen Staatsangehörigen. EU-Länder sind dabei keine Priorität für Menschenhändler aus der Ukraine. Vielmehr seien die Türkei, China, die Vereinigten Arabischen Emirate, Philippinen, Malaysia und Japan die bevorzugten Ziele der Schleuser.