Nach dem Übergang zur russischen Herrschaft hielt der Wohlstand auf der Krim Einzug – erklärten Regierungsbehörden der besetzten Halbinsel in einem Regierungsbericht in der letzten Woche.

Die Behauptungen stützen sich dabei aber auf gefälschten Zahlen und Grafiken, die von den Behörden als Beweise vorgelegt wurden. Verschiedene Fälschungen über steigendes Wirtschaftswachstum und sich mehrenden Wohlstand der Krim-Bewohner werden regelmäßig in russischen Medien über die Krim kolportiert. Allerdings malen Think Tanks und Forschungseinrichtungen, die sich mit den realen Zahlen beschäftigen, ein weitaus weniger rosiges Bild der Krim. Zieht man zusätzlich noch Berichte von tatsächlichen Krim-Bewohner mit in Betracht, wird das Bild gänzlich düsterer, als es das russische Fernsehen gern darstellen möchte.

Screenshot tvzvezda.ru
Screenshot rk.gov.ru

Zum Fake: Bei der offiziellen Präsentation des erwähnten Berichts (Link zum Bericht über das Wirtschaftswachstum) geben die russischen Besatzungsbehörden an, dass das Wirtschaftswachstum auf der Krim von 2012-2013 bei nahezu 0 Prozent gelegen habe. Im Jahr 2015 hätte das Wirtschaftswachstum jedoch um beachtliche 8,5% und im Jahr 2016 sogar um 7,1% zugenommen. Seit die Krim von Russland annektiert wurde, habe die Halbinsel eine umfangreiche Verbesserung in praktisch jedem Lebensbereich erlebt: Von der Erhöhung des Lebensstandards allgemein, über die Verringerung der Arbeitslosenzahlen wird im Juli-Bericht des Krim-Ministeriums für wirtschaftliche Entwicklung viel Positives berichtet.

Sputnik, Iswestija, RBK, Moskovsky Komsomolets, Kommersant, Politexpert, Ekonomika Segodnya und andere russische Medien verbreiten diese gefälschte und manipulative Geschichte.

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Zur Realität: Dass dieser angebliche Wohlstand nach der Annexion nicht auf die Krim kam, ist ein Thema, über das bereits viel geschrieben wurde. Beispielsweise betont ein Bericht des „Zentrums für Krisen- und politische Studien“ mit Sitz in Ankara dass sich die Krim in praktisch jedem Wirtschaftszweig im Niedergang befindet. Der Bericht analysiert die gesamte Wirtschaftsentwicklung der Krim.

Das Zentrum analysiert dabei auch den angeblichen massiven Lohnzuwachs auf der Halbinsel. Dabei lag der Durchschnittslohn 2013 auf der Krim tatsächlich bei etwa 11.000 russischen Rubeln. Im Jahr 2016 wuchs dieser Betrag auf 25.000 Rubel. Dieser augenscheinliche Aufwuchs erscheint auf den ersten Blick überzeugend. Wenn man aber zusätzlich den durchschnittlichen Wechselkurs und die Inflation mit in Betracht zieht, ist das genannte Wachstum aber sehr irreführend. Denn tatsächlich stieg das durchschnittliche nominale Gehalt auf der Krim in den letzten drei Jahren nur von 356 USD auf 362 USD an; also insgesamt nur um circa zwei Prozent. Ein eher bescheidener Erfolg.

Screenshot mfaua.org

Zwei ukrainische Think Tanks, das „Institut für Schwarzmeer-Studien“ und die „Maidan-Stiftung für Auswärtige Politik“ haben vor kurzem einen Bericht über die wirtschaftliche Situation auf der Krim veröffentlicht. Darin wird festgestellt, dass die Krim derzeit unter westlichen Sanktionen steht, was zu einer starken Verringerung der internationalen Flüge auf die Halbinsel geführt hat. Des Weiteren wird ein Rückgang der lokalen Gasproduktion; ein Einbruch der Im- und Exporte sowie die Beseitigung von kleinen und mittleren Unternehmen konstatiert. Zusammenfassend schreiben beide Institute: „Drei Jahre nach der Besetzung der Krim, ist die Region in die Top Drei der am meisten subventionierten Regionen Russlands aufgerückt, zusammen mit den Regionen Tschetschenien und Inguschetien. Zwei Drittel des Krim-Budgets für 2016 – insgesamt 79,7 Milliarden Rubel – waren Subventionen. Alle stammen aus dem föderalen Budget der Russischen Föderation.“

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 Der staatliche Statistikdienst der Ukraine merkt an, dass die Krim-Behörden oft Daten verfälschen würden, um der Welt zu beweisen, dass es der Krim unter russischer Kontrolle besser als unter ukrainischer Obhut gehe. Statistiken seien Geisel der Politik geworden und Zahlen, die verbreiten würden, wären gar nicht mehr lustig, bemerkt Anatoliy Fryzorenko, der Direktor des staatlichen ukrainischen Statistikdiensts an.
Screenshot reuters.com
Screenshot bloomberg.com

Der versprochene Wohlstand ist niemals in der von Russland besetzten Krim angekommen, worüber westliche Medien auch in der Vergangenheit berichten. Nach einem Bericht von Reuters aus dem Jahr 2016 ergibt sich folgendes Bild:

„Nach mehr als zwei Jahren, nachdem Russland die Krim annektiert hat und seinen 2 Millionen Menschen ein besseres Leben versprochen hat, sagen Krim-Bewohner, dass die Preise gestiegen sind, Löhne und Renten stagnieren und Touristen geflohen sind.“