Russische Berichterstatter werden nicht müde zu behaupten, dass das Kriegsgerät im besetzten Donbas größtenteils Beutestücke des Krieges wären, die die pro-russischen Separatisten vom ukrainischen Militär erbeutet hätten. StopFake hat bereits mehrfach diese Art von Behauptungen entkräftet und als Lügen entlarvt. Variationen dieser gefälschten Behauptungen sind nun wieder aufgetaucht. Die Behauptungen werden diesmal mit Hilfe eines gefälschten Berichtes aus dem Jahr 2014 konstruiert. Der Bericht soll angeblich auf einen ukrainischen Armeeangehörigen mit dem Namen V. M. Pushenko zurückgehen. Der Bericht ist, aber wie gesagt eine komplette Fälschung.

Website cyber-berkut.ru

Die Behauptung wurde nunmehr schnell von russischen Bloggern und Medien weiter verbreitet und als Beweis für die Herkunft eines Großteils des militärischen Kriegsgeräts der Separatisten präsentiert. Die neuerliche Fälschung wurde zuerst von der Seite Cyber Berkut veröffentlicht – einer Hackergruppe, die behauptet, dass ihr Ziel darin besteht

„der Ukraine zu helfen, ihre Unabhängigkeit von der westlichen militärischen Aggression zu bewahren, die gegenwärtig die neofaschistische Regierung stützt“.

Die „Tatsachen“, die diese Desinformationsseite veröffentlicht hat, wurden in der Vergangenheit bereits öfters von StopFake und anderen Fact-Checking-Seiten widerlegt.

Website cyber-berkut.org

Das von Cyber Berkut vorgelegte Dokument, soll einen ukrainischen Armeebericht darstellen. Das Papier listet angeblich erbeutete Kriegsgegenstände, Daten, Teilenummern und andere Details auf. Es listet auch militärische Einheiten auf, die angeblich über den Verlust der Ausrüstung berichtet hätten. Eine Einheit wird dabei zweimal erwähnt, eine andere erwähnte Einheit existiert gar nicht, da sie bereits im Jahr 2013 aufgelöst wurde, einem Zeitpunkt bevor der Krieg überhaupt begann. Das Dokument ist selbst gefüllt mit Ungenauigkeiten und Sprachfehlern.

Website rusin.ru

Der erste Punkt, der im gefälschten Bericht über verlorenes Kriegsgerät auftaucht, stammt vom 20. Juni 2014 und gibt einen Angriff auf das Waffendepot in der Stadt Artemivsk an, bei dem Separatisten angeblich 14 Panzer, 12 Infanteriefahrzeuge und anderes Kriegsgerät erbeutet hätten. Tatsächlich haben die von Russland unterstützten Separatisten das Artemivsk-Depot an diesem Tag angegriffen, allerdings wurde ihr Angriff dabei zurück geschlagen und das ukrainische Militär eroberte an diesem Tag selbst einen Panzer der Separatisten. Dieser Panzer stammte selbst aus dem Arsenal der russischen Armee. Der Panzer wurde von der Charkiwer Malyshev Panzerfabrik im Jahr 1987 produziert und danach nach Russland transportiert und war bei der militärischen Garnison Nr. 205 in Budennovsk, Südwestrussland, zugeteilt. Ein interessanter Umstand, wo die russische Führung doch nicht müde wird zu behaupten, dass es keine russische Armee im Donbas gebe und wo hier nachweisbar ein Panzer aus Südwestrussland in der Ukraine auftaucht.

Website liga.net
Screenshot @Сергей_Донбасский

Trotz wiederholter Angriffe wurde das Artemivsk-Waffendepot nie von den Separatisten besetzt. Auch der ehemalige separatistische Warlord, russische Söldner und Kriegsverbrecher Igor Girkin gab zu, dass die Separatisten diesen Kampf verloren haben.

cyber-berkut.ru
unian.net

Dieser Fake-Bericht ist eine seltsame Mischung von Kämpfen, die niemals wirklich stattgefunden haben. Zugleich erwähnt der Bericht aber keine wirklichen Kämpfe, die dazu geführt haben, dass Separatisten tatsächlich Ausrüstung des ukrainischen Militärs eroberten, wie zum Beispiel im Kampf bei Donezk, am 29. Juni 2014, welcher überhaupt nicht erwähnt wurde.

Website radiosvoboda.org

Neben StopFake haben andere Organisationen und Initiativen regelmäßig über die Herkunft von Waffen geschrieben, die prorussische Separatisten im Donbas besitzen. Ein Bericht von Bellingcat aus 2015 zeigt Satellitenbildern mit 60 verschiedenen Orten, wo russische Truppen mit Ausrüstung die russisch-ukrainische Grenze überquert haben: Ganz ohne Eroberungen aus der ukrainischer Armee, sondern mit kräftiger Unterstützung aus russischen Föderation.