Die russische Propagandamaschine arbeitet im Akkord und in Überstunden um verschiedenste Fake-Geschichten über die Vorbereitungen des Eurovision Song Contest in Kiew 2017 zu verbreiten. Die neueste Behauptung dreht sich darum, dass Kiew angeblich Obdachlose von den Straßen der Stadt entfernen lassen will, damit diese nicht den Start des Wettbewerbs stören.
Lenta.ru, NTV, Komsomolskaya Pravda, Tsargrad, RT Deutsch und andere Medien hatten dazu verschiedene Versionen derselben Geschichte verbreitet. Alle sind falsch. Es begann damit, dass die ukrainische Nachrichtenseite Vesti eine Geschichte verbreitete, in der ein Straßenpolizist mit dem Namen Sergey interviewt wurde. Dieser gab Vesti gegenüber an, dass die Stadt Kiew eine Aufräumaktion in der Hauptstadt plane um Obdachlose aus der Stadt zu entfernen. Zitat:
„Ich weiß nicht, wo genau sie hingebracht werden, aber es ist möglich dass man sie vielleicht auf irgendwelchen Feldern südlich von Kiew abwirft.“
Vesti zitiert darauf den Presseservice der Kiewer Polizei mit dem vielsagenden Satz:
„Wir gehen dieses Problem an und der Chef der Kiewer Polizei wird dazu zum gegebenen Zeitpunkt eine Stellungnahme abgeben.“
Mit dieser Geschichte begannen russische Medien dann einen Großkampftag. Lenta.ru erklärte, dass Kiew eine Spezialoperation plane, damit Obdachlose nicht die Gäste des Eurovision stören würden und die Kiewer Polizei bestätige diese Pläne.
Wir fragten die Kiewer Polizei, ob diese wirklich planen, die Obdachlosen von Kiews’ Straßen aufzusammeln.
Was sie uns darauf antworteten, war Folgendes: Vesti hatte die Polizei kontaktiert und die Polizei hatte angegeben, dass die Stadt die Sicherheitsmaßnahmen rund um den Eurovision verstärken würde. Nur: Dabei war niemals von einer Aufräumaktion gegenüber Obdachlosen die Rede.
Vesti hat also im Stile von wirklich schlechtem Journalismus zwei unterschiedliche Zitate zusammengemengt, die nicht zusammengehören um damit eine passende Geschichte zu konstruieren. Vesti identifizierte auch auf Nachfrage niemals den angeblichen Polizisten mit dem Vornamen Sergey, der ihnen das Ausgangszitat über die Aufräumaktion lieferte. Und zusätzlich dazu setzten sie zwei Zitate in Zusammenhang, die nicht zusammen gehörten. Denn das Zitat der Polizei :„Wir gehen dieses Problem an”; war auf die allgemeine Sicherheitslage bezogen und nicht auf die Obdachlosen auf den Kiewer Straßen.
Kein Ruhmesblatt für Vesti, sondern sehr schlechter Journalismus und ein eindeutiger Fake.