Am 15. August verkündeten die Cyberberkut, eine Gruppe von pro-russischen Hackern angekündigt, dass die Ukraine, zusammen mit der Hilfe von US-Geheimdienste plane Wasser im Donbas zu vergiften. Dazu bereite Kiew angeblich Atommüll vor, um die Wasserversorgung der von den pro-russischen Separatisten kontrollierten Gebiete von Luhansk und Donezk zu vergiften. Der Fernsehsender des russischen Verteidigungsministeriums Zvezda, Pravda.ru, Moskovskyj Komsomolets, die konservative monarchistisch-orthodoxe Webseite Tsargrad und viele andere russische Seiten verbreiteten diese Fälschung weiter.
Die Cyberberkut behaupten, dass das ukrainische Militär für diese Operation vom Blackwater-Gründer Eric Prince und vierzehn weiteren US-Militärinstruktoren auf einer Basis in Berdychiv, in der Region Zhytomyr in der Zentralukraine, ausgebildet wird. Der Artikel enthält mehrere Dokumente, die Cyberberkut verwendet, um ihre Behauptung zu unterstützen, darunter eines, das vorgibt, die Übergabe eines mit Atommüll gefüllten Containers aus dem Atommüllanlage Vakulenchuk zu dokumentieren. Cyberberkut vergisst aber zu erwähnen, dass die Anlage Vakulenchuk 2017 stillgelegt wurde, alle radioaktiven Abfälle entfernt und das Gelände mit Laub bepflanzt wurde.
Laut Cyberberkut will das ukrainische Militär angeblich den Atommüll in dem Wasserkanal von Siverskyj Donets-Donbas entsorgen und damit die Wasserversorgung der besetzten Gebiete verschmutzen.
Der Hydrologe und Vorsitzende des Hydrometereologischen Instituts der Ukrainischen Akademie der Wissenschaften, Konstantyn Danko, sagte StopFake, dass Cyberberkut‘s Behauptungen mehrere Ungenauigkeiten und wissenschaftliche Inkonsistenzen haben. Die Geschichte enthält keine Details über die vermeintlichen radioaktiven Abfälle, keinen Hinweis auf die Strahlenbelastung oder welche radioaktiven Isotope den Wasserkanal zu verschmutzen drohen. Darüber hinaus würde die Ukraine, ganz abgesehen von moralischen Erwägungen, niemals eine solche Operation genehmigen, da radioaktive Elemente im Wassersystem des Landes sowohl das Asowsche – als auch das Schwarze Meer verunreinigen würden und die Küstenlinien anderer Länder beeinflussen würden, betonte Danko.
„Das Wasser aus dem Siverskyj Donets-Kanal fließt in andere Flussgebiete, einschließlich des Flussgebiets Dnipro. Radioaktive Elemente würden nicht nur das Grundwasser verunreinigen, sondern auch in andere Flüsse, durch das Asowsche Meer, durch die Kertscher Meerenge und in das Schwarze Meer abfließen. Das wäre eine große Umweltkatastrophe“, sagte Danko.
Danko kritisierte auch eine Karte, die der Artikel von Cyberberkut in seiner Geschichte enthält und die scheinbar die Wasserwege der Region Donezk zeigt, die die Ukraine „mit Atommüll vergiften will“. Wissenschaftlich gesehen ist die Karte und das, was sie zu zeigen vorgibt, ein Nonsens.
Der ehemalige Sprecher des ukrainischen Generalstabs Vladislav Seleznyov sagte StopFake, dass die angeblichen Militärbriefe, die Cyberberkut als Beweis für seine Behauptung enthält, ebenfalls gefälscht sind, sie befolgen nicht die militärischen Protokolle für die offizielle Korrespondenz.
Der Politologe Kyrylo Sazonov sagt, dass Geschichten wie diese Cyberberkut-Fälschung für Russland nützlich sind. „Nazi-Propagandisten behaupteten, je empörender die Lüge ist, desto einfacher ist es, daran zu glauben, und russische Propagandisten verfolgen dieses Prinzip logischerweise,“ sagte er. Sazonov bemerkte auch, dass die Wasserressourcen von Donbas wirklich bedroht sind, aber nicht wegen der „ukrainischen Saboteure“, sondern wegen der rücksichtslosen Aktionen der sogenannten Seperatisten in den besetzten Gebieten.
Die Yunkom-Kohlenmine in Donbas war früher der Standort einer Atomtest-Explosion, die ausgelöst wurde, um Methangas zu entfernen. Diese Mine war und ist wie eine Zeitbombe, erklärt Sazonov, sie wurde regelmäßig leer gepumpt, um Wasser zu entnehmen. Da jetzt aber diese östlichen Regionen der Ukraine besetzt sind, kümmert sich niemand um diese Mine, sie wird geflutet und das verseuchte radioaktive Wasser stellt eine reale Gefahr dar. Eine weitere Gefahr ist die Nikitovskyj Quecksilberanlage, in der Zinnober, das leuchtend rote Quecksilbersulfiderz, aus dem silbriges, flüssiges Quecksilber gewonnen wurde. Diese Anlage ist ebenfalls überflutet und stellt ebenso eine ernsthafte Gefahr für die Verschmutzung der Wasserressourcen der Region dar, sagte Sazonov.
StopFake hat zuvor verschiedene Cyberberkut-Behauptungen als Fälschungen entlarvt. Die Webseite ist spezialisiert auf die Veröffentlichung von gefälschten Dokumenten, falscher Korrespondenz, bearbeiteten Fotos und falschen offiziellen staatlichen Dokumenten.