Am 23. April wurde die ukrainische Schwarzmeermetropole Odessa mit Raketen angegriffen. Dabei starben auch ukrainische Zivilisten, darunter eine Frau mit ihrem drei Monate alten Kind, sowie deren Großmutter. Russische Telegrammkanäle bestätigten zunächst, dass „die Raketen ihr Ziel erreicht haben“. Nachdem jedoch klar wurde, dass tatsächlich eine der eingeschlagenen Raketen ein Hochhaus in einem zivilen Wohngebiet der Stadt getroffen hatte, begannen die russischen Propagandisten zu behaupten, dass dafür angeblich nun eine „ukrainische Flugabwehrrakete“ verantwortlich gewesen sei. Natürlich glatt gelogen! Die Daten vom Unglücksort und ein veröffentlichte Video vom Einschlag der russischen Rakete bestätigen jedoch, dass das Wohngebäude eindeutig von einem russischen Marschflugkörper getroffen wurde. Auf dem Video ist deutlich zu sehen, wie eine vom Schwarzen Meer kommende Rakete in das Wohnhaus einschlägt, gefolgt von einer starken Explosion.
Der Berater des ukrainischen Innenministers Anton Heraschtschenko hat bestätigt, dass am 23. April mindestens sechs Marschflugkörper von russischen Streitkräften auf Odessa abgefeuert wurden. Nach Angaben des militärischen Flugleitzentrums SÜD wurden die Raketen von einem russischen strategischen Flugzeug des Typs TU-95 vom Kaspischen Meer aus gestartet. Dass ein Hochhaus in Odessa von einem Marschflugkörper getroffen wurde, dessen Einschlagsrichtung mit der Lage der Wasserfläche des Kaspischen Meeres übereinstimmt, wird auch durch ein von Anwohnern veröffentlichtes Video bestätigt, das aus den Fenstern der Wohnanlage ALTAIR 1 gefilmt wurde. Das militärischen Flugleitzentrum SÜD bestätigte, dass das ukrainische Militär zwei feindliche Marschflugkörper (nach vorläufigen Berichten X555 oder X101) zerstört hat, wobei zwei der Raketen eine Infrastruktureinrichtung und zwei weitere zivile Wohngebäude getroffen haben. Mindestens sechs Menschen wurden getötet und 18 verletzt, als die Raketen in Hochhäuser einschlugen. Es ist bekannt, dass ein drei Monate altes Baby getötet wurde.
Fakten-Check: Nach Angaben der Odessaer Zeitung Dumskaya, deren Journalisten sich an den Ort des Einschlags in ein Hochhaus begaben, durchschlug die Rakete das Wohnhaus auf 3-4 Etagen und blieb im Inneren stecken. Nach vorläufigen Informationen ist der Sprengkopf der Rakete nicht explodiert. Auf der Website der Stadtverwaltung von Odessa veröffentlichte Fotos vom Unglücksort bestätigen zudem, dass das Wohnhaus von einem russischen Marschflugkörper und nicht von Fragmenten einer ukrainischen Flugabwehrrakete getroffen wurde.
Die erste Meldung über die Raketenangriffe auf Odessa wurde in kremlnahen Telegrammkanälen um 14:09 Uhr veröffentlicht, während die lokale Mediengruppe Suspilne Odesa dies erst um 14:29 Uhr bekannt gab. Die Rhetorik der Telegrammkanäle des Kremls beschränkte sich zunächst auf die Tatsache, dass die Ziele in Odessa erfolgreich vernichtet worden waren. Russische Propagandisten beeilten sich, unter Verwendung von Fotos und Videos des brennenden Gebäudes zu melden, dass russische Raketen das Ziel getroffen hätten. Dies geht aus den Texten der in ihren Telegrammkanälen veröffentlichten Beiträge hervor: „Es gab einen Treffer“, „Ein Marschflugkörper ist deutlich zu hören“, „Kaliber macht einen Knall“, „Serie von Raketeneinschlägen in Odessa“, „Feuer in Odessa durch Raketeneinschlag verursacht“. In all diesen Beiträgen wurden Fotos und Videos eines brennenden mehrstöckigen Gebäudes als Beweis angeführt. Gleichzeitig bestätigten russische Telegrammkanäle, dass die Angriffe von einem russischen Raketenbomber aus durchgeführt wurden.
Doch als sich später herausstellte, dass einer der russischen Marschflugkörper ein Wohnhaus fernab von militärischen Einrichtungen getroffen hatte, begannen einige Telegram-Kanäle, ihre Beiträge eilig zu löschen und die Leser über einen angeblichen „Treffer durch eine ukrainische Luftabwehrrakete“ oder „Trümmer eines abgeschossenen Marschflugkörpers“ zu informieren. Nach einer anderen Version russischer Propagandisten wurde das Haus angeblich von einer „schlecht funktionierenden ukrainischen Flugabwehrrakete getroffen, genau wie am 26. Februar in der Lobanowski-Allee in Kyjiw“. StopFake schrieb bereits zuvor in einem seiner Artikel, dass damals eindeutig eine russische Rakete das fragliche Wohnhaus in Kyjiw getroffen habe. So haben sich die Argumente in den Beiträgen der Kreml-Propagandisten, die über den Beschuss von Odessa schreiben, drastisch verändert.
Es ist nicht das erste Mal, dass kremlfreundliche Telegrammkanäle und ihre Einflussagenten ihre Rhetorik ändern, um ihre Spuren zu verwischen. Als die Kreml-Propagandisten feststellten, dass das russische Militär ein Wohngebiet getroffen und zahlreiche Opfer verursacht hatte, begannen sie sofort, die Schuld auf die ukrainische Seite zu schieben.
Das Gleiche geschah bei der Bombardierung des Bahnhofs der ostukrainischen Stadt von Kramatorsk durch russische Raketen, bei der 52 Menschen getötet und mehr als 100 verletzt wurden. Auch damals machten die russischen Medien die Ukraine für den Angriff verantwortlich, obwohl es zahlreiche Hinweise darauf gab, dass die Tochka-U-Rakete von einem Gebiet abgefeuert wurde, in dem russische Kräfte stationiert waren. Dann wurden viele Beiträge, die darauf hinwiesen, dass die russischen Streitkräfte einen Luftangriff auf Kramatorsk vorbereiteten, ebenfalls gelöscht oder in kremlfreundlichen Telegrammkanälen bearbeitet.
Der ukrainsiche Außenminister Dmytro Kuleba sagte, dass „der einzige Zweck der russischen Raketenangriffe auf Odessa am 23. April Terror war“. Der Beschuss der Stadt durch russische Truppen könnte auch eine Folge der Erklärungen der russischen Besatzer über die Schaffung eines Korridors nach Transnistrien gewesen sein, für die ähnliche aktive Maßnahmen in Richtung Odessa ergriffen wurden.
StopFake hat zuvor eine Fälschung widerlegt, wonach das ukrainische Verteidigungsministerium angeblich Waffen und Munition ins Ausland verkauft, während das ukrainische Militär nicht über diese verfügt.