Ein recht neues Thema, welches in russischen Medien immer beliebter wird, ist ein angeblicher Hunger-Winter, der gerade in der Ukraine grassieren würde. Federführend mit dieser gefälschten Geschichte ist der Fernsehsender des russischen Verteidigungsministeriums Zvezda. Der Fernsehsender hat vor kurzem verkündet, dass hungernde Ukrainer um das Brot von Tauben betteln würden, welches vorher Vögeln zum Essen zugeworfen wurde.
Website screenshot Zvezda
Die Quelle von Zvezda ist ein Facebook-Post von Lada Laferova aus dem südukrainischen Odessa. Sie behauptet, dass sie selbst eine arme Frau gesehen habe, die Brot isst, dass jemand Tauben hingeworfen habe. Frau Laferova illustriert ihren Bericht mit einem Foto. Das Foto zeigt eine Frau, die hockend vor einer Gruppe von Tauben, angeblich Brot isst. StopFake hat die Facebook-Seite von Frau Laferova konsultiert. Die Facebook Seite von Laferova zeigt mehrere pro-russische Beiträge, Fotografien vom verschneiten Odessa, aber keinerlei Beiträge oder Fotos von oder mit Tauben und/oder von verarmen hungrigen Frauen.
Russische Medien widmen sich dem Thema noch weiter und spekulierten über baldige Aufständen wegen Lebensmittel-Knappheit in der Ukraine und sogar der Einführung von Lebensmittelkarten. Die russische Seite von Russia Today schreibt sogar über Lebensmittelkarten in der Ukraine als gesicherte Gewissheit für die Zukunft des Landes. RT zitiert dabei den Ökonomen Oleh Pendzin. Er behauptet, dass ohne eine Einführung von Lebensmittelkarten, soziale Unruhen in der Ukraine unvermeidlich wären.
Die Geschichte von Russia Today verwendet die Seite RIAfan als Quelle, wo scheinbar Oleh Pendzin zum ersten Mal über Lebensmittelkarten in der Ukraine gesprochen hat. Der Ökonom in der RIA-Geschichte ist jedoch nicht Oleh Pendzin, sondern Oleksiy Doroschenko, Direktor des ukrainischen Verbands für Wirtschaftsbeziehungen.
Die RIA-Geschichte beinhaltet ein eingebettetes Doroshenko-Video, in dem es aber nicht um Lebensmittelkarten geht. Er redet auch nicht über anstehende Aufstände wegen fehlender Lebensmittel in der Ukraine. Doroschenko spricht allgemein über die Möglichkeiten der Einführung eines Hilfsprogramms ähnlich dem US-amerikanischen Lebensmittelhilfsprogramm. Er plädiert dafür, dass die in der Ukraine vorherrschenden Subventionen und Preisregulierungen auf bestimmte Lebensmittel eingestellt werden sollten. Es sollte besser direkt ärmeren Familien geholfen werden: Das amerikanische Lebensmittelprogramm hilft ärmeren Familien mit Lebensmitteleinkäufen.
Diese gefälschte Geschichte wurde auch auf den Webseiten Milknews und Ekonomika Segodnya veröffentlicht.