Russische Medien veröffentlichen regelmäßig Geschichten, die behaupten, dass der Westen sich mit der Annexion der Krim resignierend abgefunden habe und bereit sei, Kompromisse in Bezug auf die Russland-Sanktionen einzugehen. Europäische Politiker von marginalen Splitterparteien, die regelmäßig im Rahmen von pro-russischen Delegationen die Halbinsel Krim besuchen, werden in russischen Medien als Beweis präsentiert, dass der Westen seine Position in Bezug auf die Krim aufweicht. Dass diese Besucher meist im Westen komplett unbekannt sind und bei links bzw. rechtsradikalen Parteien beheimatet sind, ist für russische Medien dabei belanglos.
In der vergangenen Woche wurde der ehemalige NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen (2009 – 2014) zum letzten Opfer der russischen Medienmanipulation, als die staatliche russische Nachrichtenagentur RIA Novosti seine Aussagen aus dem Zusammenhang riss. RIA Novosti behauptete, dass Rasmussen nicht ausschließe, dass die Krim in der Zukunft nicht mehr zur Ukraine gehören werde und eventuell einen eigenständigen Kurs führen könnte.
RIA hat dazu drei getrennte Geschichten veröffentlicht, die alle auf einer Antwort Rasmussens zu einer Frage aufbauen, inwieweit der Westen bereits sei, die Krim für Kaliningrad zu tauschen. Diese Frage war scherzhaft gemeint und wurde auf einer Konferenz der Hudson Initiative gestellt. Thema: U.S.-Sanktionen auf Russland: Auswertung der Auswirkungen und Kosten.
Das ist Rasmussens Antwort im englischen Original:
“As regards Crimea, we should pursue exactly the same policies as we did after the illegal annexation of the three Baltic States into the Soviet Union. We never, ever recognized that Estonia, Latvia and Lithuania were just republics in the Soviet Union. So eventually circumstances gave them a chance to regain independence and immediately we could recognize their new freedom and the new independence. I wouldn’t exclude the possibility that one day, in the future, circumstances will allow us to welcome Crimea as a free entity, whether it will be an integrated part of Ukraine, or whatever, I don’t know how. But I wouldn’t exclude the possibility that a new situation could arise, so we should never, ever recognize the illegal annexation of Crimea.”
Rasmussen befürwortet ausdrücklich nicht die Anerkennung der Annexion der Krim. Ganz im Gegenteil, er betont, dass eine Anerkennung der Krim als russisches Territorium weitreichende und gefährliche Folgen haben könnte und andere autokratische Akteure dazu ermuntern könnte, selbst fremdes Staatsgebiet anzugreifen.
Strana.ua und Komsomolskaya Pravda verwendeten auch diese Fake-Story.