Pro-Kreml-Medien waren letzte Woche damit beschäftigt, eine gefälschte Geschichte zu verbreiten, die behauptet, dass die Ukraine die Möglichkeit betrachte, die von Russland annektierte Krim mit dem in Moldau liegenden Gebiet Transnistrien zu tauschen. Transnistrien, ist eine pro-russische abtrünnige Region Moldawiens, die etwa eine halbe Million Menschen beherbergt. Die Quelle für diesen jüngsten Ausflug in die geopolitische Fantasie war ein Kommentar eines ukrainischen Parlamentsabgeordneten, der wiederum auf etwas reagierte, was der moldawische Präsident gesagt hat.
Während eines Besuchs in Moskau gab Moldaus Präsident Igor Dodon der russischen Tageszeitung Nezavisimaya Gazeta ein Interview, in dem er auch über das Problem von Transnistrien zu sprechen kam. Wenn Moldawien seine Staatlichkeit verliert, muss Transnistrien das Recht auf Selbstbestimmung erhalten, sagte Dodon. Er hat dabei zwei Szenarien skizziert: Transnistrien könnte ein Teil von Moldau oder ein Teil der Ukraine werden. Die völlige Unabhängigkeit oder die Zugehörigkeit als Teil der Russischen Föderation, wären unrealistische Perspektiven für das abtrünnige Gebiet.
Früher in diesem Jahr erklärte Dodon, dass Moldau ohne Transnistrien und Transnistrien ohne Moldau keine Zukunft hätten.
Der moldawische Präsident gilt gemein hin als offen pro-russisch und seine politische Plattform ist standhaft gegen jegliche europäische Integration für Moldau. Nachdem er in dem Interview erklärt hat, dass Transnistrien entscheiden muss, ob es mit Moldau oder zu der Ukraine gehören will, haben Analytiker und Kommentatoren angefangen zu spekulieren. Für die ukrainische Internet-Veröffentlichung Apostrof hat der Militärexperte Oleh Zhdanov geschrieben, dass ein Transnistrien-Beitritt der Ukraine auf einer Föderationsbasis einen Präzedenzfall für die selbsternannten separatistischen Volksrepubliken Donezk und Luhansk schaffen würde.
In Reaktion auf Dodons Interview veröffentlichte die ukrainische Parlamentsabgeordnete Iryna Friz einen Beitrag auf ihrer Facebook-Seite, in der sie selbst Skepsis über seinen Vorschlag äußerte, insbesondere angesichts der Tatsache, dass die Ukraine Transnistrien immer als integralen Bestandteil Moldaus betrachtet hat. Friz fragt sich, ob vielleicht Dodons Vorschlag ein Signal des Kremls ist, Transnistrien für die Krim zu verkaufen, und empfiehlt ihm, mehr Zeit damit zu verbringen, die territoriale Integrität der Republik Moldau zu verteidigen und weniger Zeit, um zweifelhafte Vorschläge zu machen.
Nach dem Facebook-Beitrag von Friz haben solche Pro-Kreml Medien wie Lenta.ru, Moskovskyi Komsomolets, Svobodnaya Pressa und andere angefangen, Geschichten zu veröffentlichen, die behaupten, dass die Ukraine erwägt die Krim mit Transnistrien zu tauschen. Angesichts der Thematisierung von Facebook-Posts und der Fokussierung auf selbst sehr abstruse Szenarien kann man das Niveau der angeführten Medien ermessen.
Allerdings hatte im Jahr 2011 selbst der damalige Präsident von Transnistrien Igor Smirnov vorgeschlagen, dass die Enklave ein Referendum über den Beitritt zur Ukraine abhalten könnte. Man muss aber festhalten, dass die Ukraine ihrerseits niemals territoriale Ansprüche in Bezug auf Transnistrien gestellt oder gehabt hat.
In ihrem Facebook-Beitrag befürwortet Iryna Friz nicht, dass die abtrünnige Region der Ukraine beitritt, ganz im Gegenteil, sie erklärt eindeutig, dass die Ukraine die territoriale Integrität anderer Länder respektiert.
In letzter Zeit porträtiert russische Staatsmedien die Annexion der Krim zunehmend als vollendete Tatsache und drängen Leser die Idee auf, dass die Ukraine dies akzeptieren müsse. Russische Kommentatoren erwägen, das „Krim-Problem“ zu beenden, im Gegenzug für eine Entschädigung aus Russland – vielleicht Gas oder Geld, oder das Territorium eines anderen Landes…