Die Schweizer Bundesregierung hat jegliche Beteiligung an einer ,,öffentlichen Bekanntmachung“ bestritten, in der dazu aufgerufen wurde, Nachbarn wegen zu starker Beheizung ihrer Wohnungen anzuprangern. Außerdem hat die Bundespolizei des Landes eine Untersuchung über die Herkunft des gefälschten Plakats eingeleitet. Das Bild wurde durch Montage erstellt und könnte mit russischer Propaganda zusammenhängen, die versucht, Angst vor steigenden Energiepreisen in Europa zu schüren.
In sozialen Medien und auf russischen Websites kursiert die Information, dass die Schweizer ,,aufgefordert wurden, sich über Nachbarn zu beschweren, die ihre Häuser auf über 19 Grad heizen“. Dies wird angeblich durch ein soziales Werbeplakat auf den Straßen der Schweiz bewiesen. Das Plakat ist mit einer Telefonnummer und einem Emblem versehen, das darauf hinweist, dass es von der Regierung des Landes genehmigt wurde.
,,Die Schweizer Zivilgesellschaft ruft dazu auf, Nachbarn zu denunzieren, wenn sie das Haus über 19 Grad heizen und bietet an, dafür zu bezahlen. „Erhöht Ihr Nachbar die Temperatur in Ihrer Wohnung auf über 19 Grad? Bitte informieren Sie uns. Entlohnung von 200 Franken“, zitierten russische Medien und Nutzer sozialer Medien das ,,Plakat“.
In Wirklichkeit ist das Plakat eine Fälschung und hat nichts mit der Schweizer Bundesregierung zu tun. ,,Es gibt keine solchen Plakate und wir ermuntern auch nicht dazu, säumige Nachbarn zu melden“, sagte Simone Hug, Sprecherin des Eidgenössischen Energieministeriums, gegenüber der Schweizer Medium 20 Minuten. Außerdem scheint das Plakat nirgendwo in der Schweiz ausgehängt worden zu sein. ,,Es ist nur ein Bild, das so aussieht, als ob es bereits an öffentlichen Plätzen angebracht ist“, berichtet eine andere Schweizer Website, Ultra Swiss. Darüber hinaus hat die Bundesregierung bereits eine Untersuchung des Verstoßes eingeleitet.
Auch dass es sich um eine Fälschung handelt, lässt sich innerhalb von Sekunden durch eine umgekehrte Bildersuche bei Google feststellen. Auf der Freepik-Website, die mehr als 25 Millionen Bilder anbietet, ist das Bild als ,,Blank billboard layout“, also ohne Text, gekennzeichnet, schreibt 20 Minuten. Außerdem ist das Originalbild auf der Bild-Website Shutterstock zu finden mit der Bildunterschrift ,,Eine schöne Innenarchitektin bespricht mit einem Smartphone Projektdetails mit ihrem Kunden, während sie in einem Büro vor einem Panoramafenster steht.“
Zurzeit ist noch unklar, wer genau mit der Verbreitung dieser Fälschung begonnen hat. Mark Owen Jones, außerordentlicher Professor an der Hamad Bin Khalifa Universität in Katar, vermutet jedoch, dass das Bild mit russischer Propaganda zusammenhängen könnte, die versucht, Angst vor steigenden Energiepreisen nach dem Einmarsch Russlands in der Ukraine zu schüren. Dies schrieb Jones auf seinem Twitter-Account. Auf russischen und belarussischen Websites sowie im russischsprachigen Segment der sozialen Netzwerke wird diese Fälschung massenhaft verbreitet.
Auch die Schweizer Publikationen RSI News und Swissinfo widerlegten diese Fälschung. Darüber hinaus hat StopFake vor einigen Tagen einen Bericht über eine ähnliche Manipulation durch russische Medien veröffentlicht, wonach die Schweizer angeblich ins Gefängnis kommen würden, ,,weil sie ihre Häuser zu stark beheizen“.