Hitlers Agent, der ukrainische Faschist, so bezeichnen Pro-Kreml-Medien den ukrainischen Nationalistenführer Stepan Bandera aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs, eine Figur, die die Kreml-Medien gerne für Propaganda gegen die Ukraine verwenden. Dieses Mal behaupten russische Medien, dass ein CIA-Archivdokument ein Beweis für Banderas Komplizenschaft mit den Nazis sei. Tatsächlich gibt es kein CIA-Dokument, sondern eher eine englische Übersetzung eines Artikels aus der russischen Emigrantenzeitschrift Socialist Courier von 1951, und die in dem Artikel enthaltenen Informationen sind ziemlich weit von der Realität entfernt.
Das Organ des russischen Verteidigungsministeriums, Zvezda, bezeichnet Bandera als Nazi-Kriegsverbrecher. Auch die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Zakharova, bezeichnet den Artikel als CIA-Dokument und wirft ukrainischen Beamten vor, „zynisch und dreist das Offensichtliche zu leugnen“.
Der von Pjotr Jarowoj verfasste Artikel des Socialist Courier behauptet, dass zu Banderas Zeit etwa 5.000 Ukrainer getötet wurden, 15.000 Juden und mehrere tausend Polen, er nennt Bandera einen ukrainischen Faschisten und Hitlers Berufsspion.
„Die Nazis brauchten ihn als ihren Agenten, der die nationale ukrainische Befreiungsbewegung korrumpiert, oder als gehorsamen Polizeidiktator und Unterdrücker der Bewegung der nationalen Minderheiten in der Westukraine“, schreibt Piotr Jarowoj.
Die Fälschung wurde durch Gazeta.ru, KP.ru, RIA Novosti, Kommersant, NTV und andere weiter verbreitet.
Eine ähnliche Fälschung erschien 2017 auf mehreren kleineren russischen Webseiten, die dann versuchten, eine weitere Übersetzung eines Artikels aus einer russischen menschewistischen Zeitschrift als offizielles CIA-Dokument auszugeben.
Das Stück, das jetzt als deklassiertes CIA-Dokument angepriesen wird, ist lediglich eine englische Übersetzung eines Artikels aus der Zeitschrift Socialist Courier, einer Publikation der Russischen Demokratischen Arbeiterpartei, der Menschewiki, die von 1921-1965 in Paris und New York erschienen ist. Der Autor, Pjotr Jarowoj, gibt keine Quellen für seine Behauptungen an, und es gibt auch keine Informationen über Jarowoj selbst. Das Insider-Projekt stellt fest, dass Bandera in seinem Buch „Prospects for the Ukrainian Revolution“ einen gewissen Pjotr-Jablon-Jarowoj erwähnt und ihn als Provokateur bezeichnet.
Das Likbez-Projekt, das historische Fälschungen widerlegt, schreibt Folgendes über Stepan Bandera:
„Nach seiner Freilassung aus dem polnischen Gefängnis im September 1939 war Stepan Bandera für weniger als zwei Jahre frei. Seine Korrespondenz mit der Reichskanzlei über die Aussichten der „Ukrainischen Frage“ wurde in hitzigen Tönen geführt und enthielt Drohungen von seiner Seite. Nach der Proklamation der Wiederherstellung des ukrainischen Staates am 30. Juni 1941 wurde Bandera erneut von der Gestapo verhaftet und ist seit Herbst 1944 politischer Häftling im Konzentrationslager Sachsenhausen. Nach seiner Freilassung weigerte sich Bandera die Organisation der Aktionen der ukrainischen Nationalisten mit Berlin zu koordinieren. Banderas zwei Brüder starben im Konzentrationslager Auschwitz, der dritte starb im Kampf gegen die Deutschen, als er in den Reihen der ukrainischen Aufstandsarmee stand“.
