Die Frankfurter Allgemeine Zeitung und Deutsche Welle, auf die sich die russische Medien beriefen, veröffentlichten keine Nachrichten über das Auftauchen von ,,antiukrainischen Graffiti“ in Berlin. Die russische Propaganda nutzte das Corporate Design der deutschen Publikationen, um eine falsche Bestätigung der angeblich antiukrainischen Stimmung in Deutschland zu schaffen.
Kreml-Medien und Nutzer sozialer Medien verbreiteten die Falschmeldung, in Berlin seien anti-ukrainische Graffiti mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Zelenskyy aufgetaucht. Als ,,Beweis“ für solche Meldungen wurden angebliche Screenshots von der Website der Frankfurter Allgemeinen Zeitung oder von Instagram der Deutschen Welle verwendet.
Das gefälschte Foto, das von Agitprop in Umlauf gebracht wurde, zeigt Wolodymyr Selenskyj an einer Wand, wie er die Hand eines ukrainischen Offiziers ,,isst“. Das Bild selbst, das angeblich aus der Frankfurter Allgemeinen Zeitung stammt, ist mit der Information versehen, dass die Berliner Polizei derzeit nach dem „Urheber des provokanten Graffiti“ fahndet. Das Bild, das angeblich von der Deutschen Welle stammt, ist mit ,,Deutschland: Skandal-Graffiti in Berlin“ überschrieben.
Nachdem diese Information verbreitet wurde, beschloss StopFake zu überprüfen, ob ein solches Graffiti tatsächlich in Berlin aufgetaucht war. Es stellte sich heraus, dass dies nicht der Wahrheit entsprach.
Da weder die russischen Medien noch die Nutzer sozialer Netzwerke einen direkten Link zu solchen ,,Nachrichten“ lieferten und auch nicht angeben, wo und wann solche Graffiti aufgetaucht waren, beschloss StopFake, diese ,,Nachrichten“ auf eigene Faust zu recherchieren. Es stellte sich jedoch heraus, dass auf der Website der Frankfurter Allgemeinen Zeitung eine solche Nachricht schlichtweg nicht existierte. Bei der Suche auf der Website haben wir das Stichwort eingegeben, das im Titel der ,,Nachricht“ vorkommt – ,,Graffiti“. Außerdem wählten wir das Datum, das auf dem Screenshot zu sehen ist – den 12. September 2023. Die Suche ergab jedoch keine Treffer. Wir haben das gleiche mit anderen Schlüsselwörtern gemacht und auch keine solche Nachricht gefunden.
Außerdem hat StopFake festgestellt, dass in der gefälschten ,,Nachricht“ der FAZ der ukrainische Präsident in einem Absatz unterschiedlich genannt wird. Im ersten Fall ist es „Vladimir Zelensky“ und im zweiten Fall „Zelinsky“. Beide Varianten entsprechen nicht der Redaktionspolitik der Frankfurter Allgemeinen. Auf ihrer Website wird der ukrainische Präsident mit Vor- und Nachnamen Wolodymyr Selenskyj geschrieben.
Was die ,,Nachrichten“ der Deutschen Welle betrifft, so gibt es auch auf deren Instagram-Seite oder auf der Website der deutschen und englischen Version keine Informationen über das „neue Graffiti“. Die Fälschung der Nachricht ,,von DW“ wird auch durch die Verbreitung desselben Screenshots deutlich, der 18 Stunden nach der Veröffentlichung ,,aufgenommen“ wurde. Es ist nicht das erste Mal, dass Agitprop den Stil der DW nutzt, um solche Fälschungen zu erstellen. Zuvor hatten sie versucht, ein gefälschtes Video über einen ,,anti-ukrainischen Flashmob in Polen“ zu verbreiten und dabei die Marke dieser aus dem Bundeshaushalt finanzierten deutschen Publikation zu verwenden.
StopFake suchte auch nach Informationen über das ,,neue Graffiti“ in Berlin und anderen deutschen Informationsquellen, was jedoch keine Ergebnisse lieferte. Auch auf der Website der Berliner Polizei fehlen jegliche Informationen über die Suche nach dem ,,Urheber der provokativen Graffiti“. Zuvor hatte StopFake die Information dementiert, dass am Stuttgarter Flughafen Plakate aufgetaucht seien, die die Behörden auffordern, ,,keine Panzer in die Ukraine zu liefern“.