Ein Vertreter eines Werbeunternehmens erklärte gegenüber dem deutschen Faktencheck-Projekt Correctiv, dass auf den Plakatwänden des Unternehmens kein solches Video zu sehen sei. Die Analyse des Videos zeigt, dass der Inhalt höchstwahrscheinlich bearbeitet wurde.
Russische Medien und einige Internetnutzer verbreiten die Information, dass im Zentrum Berlins angeblich „Antikriegsvideos“ gezeigt werden, die sich gegen die Lieferung deutscher Leopard-2-Panzer an die Ukraine richten. Dies wird angeblich durch das Video einer Werbetafel bestätigt, auf der zwei Panzer zu sehen sind, unter denen die Jahreszahlen 1943 und 2022 zu lesen sind: ,,Vielleicht nicht wieder?“
Das russische Propagandamedium Life schreibt, dass das Video angeblich auf dem Kurfürstendamm-Boulevard in der Nähe des C&A-Geschäftszentrums in Berlin gefilmt wurde. StopFake-Journalisten gelang es, den genauen Standort der Werbetafel zu lokalisieren. Weiter ist die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche zu sehen. Das Gebäude des Geschäftszentrums Ku’damm Eck befindet sich 200 Meter entfernt in der Augsburger Straße 44.
Das Unternehmen hat auf die Aufforderung, die „Anti-Kriegs-Werbung“ von ihrer Plakatwand zu entfernen, reagiert, aber zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels war noch keine Antwort eingegangen. In der Zwischenzeit ist es unseren Kollegen von Correctiv gelungen, Kontakt zu den Eigentümern der Plakatwand am Ku’damm-Eck-Gebäude, Limes, aufzunehmen. In einem Telefongespräch erklärten Vertreter der Werbeagentur, dass ,,dieses Video auf keiner der Werbetafeln des Unternehmens gezeigt wurde“ und dass das Video höchstwahrscheinlich gefälscht sei.
Mehrere Details weisen darauf hin, dass dieses Video bearbeitet wurde. Erstens stimmt die Reflexion des Lichts auf dem Asphalt nicht mit dem Video auf dem Bildschirm überein. Dies deutet darauf hin, dass zum Zeitpunkt der Dreharbeiten ein anderes Video auf der Plakatwand gezeigt wurde, das dann durch das Video der Panzer ersetzt wurde. Dieser Effekt ist besonders zu Beginn des Videos zu beobachten, wenn das Bild unverändert bleibt und das Licht in verschiedenen Farben reflektiert wird. Zweitens kann man beim Heranzoomen Pixelverwischungen um bestimmte Elemente des Videos herum sehen. Dies kann auch ein Hinweis auf die Bearbeitung von Inhalten im Videoeditor sein.
Am 25. Januar bestätigte Deutschland, dass Deutschland Leopard-2-Panzer an die Ukraine liefern und deren Lieferung aus anderen Ländern genehmigen wird. Zuvor hatte StopFake die Desinformation widerlegt, dass die Deutschen angeblich eine ,,Massendemonstration gegen die Lieferung von Panzern an die Ukraine“ abgehalten hätten.