Das Coronavirus in der Ukraine ist die „von oben gesandte Vergeltung“ für den Donbas-Krieg, es sei eine Abrechnung für die „Sünden des Landes“, behauptet das pro-Kreml-Medium „News Front“. Dem Medium zufolge hat die Europäische Union wegen des Coronavirus ihre Grenzen geschlossen und ihre Partner sich selbst überlassen. Mit der Schließung der Grenzen des Schengen-Raums spucke die EU auf die Ukrainer und die gegenwärtige Situation zeigte dass der europäische Traum der Maidan-Revolution nicht existiert, behauptet News Front.
Die globale Coronavirus-Pandemie ist seit weit über einem Monat das bestimmende Thema, und die russische Pro-Kreml-Medien haben zu diesem Thema viele schauerliche Fälschungen herausgegeben, doch die Behauptung, das Virus sei eine Form der Vergeltung für die Ukraine, ist eine Neuheit. Nach einem solchen Argument können wir behaupten, dass COVID-19 in Russland die himmlische Strafe Moskaus für die Annexion der Krim und den Krieg in Donbas ist. Der Autor dieser Behauptung vergisst bequemerweise, dass die Coronavirus-Pandemie ein weltweites Phänomen ist, das nichts mit der russischen Aggression in der Ukraine zu tun hat.
NewsFronts Charakterisierung der EU und der Gründe ihre Grenzen wegen COVID-19 vorübergehend zu schließen und dies als besonders beleidigend für die Ukrainer zu bezeichnen, ist ebenfalls nicht korrekt. Die vorübergehenden Grenzschließungen sollen die Ausbreitung des Virus verlangsamen, aber sie haben weder den Waren- und Dienstleistungsverkehr in den EU-Ländern noch selbigen in der Ukraine gestoppt.
Die Europäische Union hat sich nicht, wie News Front behauptet, wegen der Pandemie von der Ukraine abgewandt und „der Ukraine ins Gesicht gespuckt“, sondern unterstützt die Ukraine weiterhin mit einem Hilfspaket von 80 Millionen Euro. Die Gelder sollen das Gesundheitssystem der Ukraine unterstützen und die internationale medizinische Zusammenarbeit insbesondere mit Krankenhäusern, die die erste Verteidigungslinie gegen das Coronavirus darstellen, verstärken. Die EU hilft der Ukraine auch bei verschiedenen sozialen Fragen wie der Altenpflege, der Online-Weiterildung, der Kinderbetreuung sowie bei der Kreditunterstützung für kleine und mittlere Unternehmen,
Insgesamt stellt die Europäische Union den Ländern der Östlichen Partnerschaft 140 Millionen Euro für den dringenden Bedarf im Kampf gegen das Coronavirus zur Verfügung. Neben der Ukraine erhalten auch Armenien, Aserbaidschan, Belarus, Georgien und Moldawien Pandemiehilfen. Darüber hinaus wird die Europäische Kommission 700 Millionen Euro verteilen, um die sozioökonomischen Auswirkungen der globalen Pandemie abzuschwächen.