Im vergangenen Monat kehrten einige russische Propagandamedien zu einer ihrer wichtigsten antiukrainischen Narrative zurück – einem angeblichen zügellosen Antisemitismus und Nationalismus. Bei der jüngsten Fälschung geht es um eine Gruppe von dreißig „Rechtsradikalen, die mit Messern und Knüppeln bewaffnet sind“, die angeblich eine Gruppe chassidischer Juden in Uman, einer zentralukrainischen Stadt angegriffen haben sollen. In Uman befindet sich die Grabstätte von Rebbe Nachman (der Gründer der chassidischen Bewegung von Breslov), weswegen regelmäßig chassidische Juden nach Uman pilgern. Laut der russischen monarchistisch-orthodoxen Webseite Tsargrad „griff ein Mob faschistischer Jugendlicher, Bandera-Anhänger (Ukrainischer Ultra-Nationalist, 1959 vom KGB-Agenten ermordet, StopFake) Juden an, die an Nachmans Grab versammelt waren“. Die Zeitung Vzglyad behauptet weiterhin, dass die örtliche Polizei den Kampf unterstützte, was dazu führte, dass vier Juden in ein lokales Krankenhaus gebracht werden musste.
Faktencheck:
Die ursprüngliche Quelle dieser zweifelhaften Geschichte war eine Geschichte vom 11. Januar auf der englischsprachigen Webseite The yeshiva world, in der behauptet wird, dass eine Gruppe von „30 ukrainischen Schlägern in Uman wütete und Juden gnadenlos schlug…“. Die Fälschung wurde schnell vom ukrainischen pro-russischen Fernsehsender 112 aufgegriffen und verbreitete sich schnell in russischen als auch in ukrainischen Medien, die beide die Fälschung mit Behauptungen eines immer größer werdenden Radikalismus und Nationalismus in der Ukraine verstärkten.
Die Zentrale der ukrainischen Polizei reagierte umgehend auf die Behauptungen und schickte ein Ermittlungsteam nach Uman, das keine Spur von verletzten Juden fand, die in lokale Krankenhäuser eingeliefert wurden oder die lokale Polizei kontaktierten, und kam zu dem Schluss, dass die gesamte Geschichte eine Fälschung war.
Als Reaktion auf diese vorgetäuschte Angriff trafen sich Vertreter der chassidischen Gemeinde mit dem Bürgermeister von Uman und Mitgliedern des Stadtrates, um den tatsächlichen Ereignissen auf den Grund zu gehen. Beide Seiten waren sich einig, dass der tatsächlich stattgefundene Vorfall ein banaler Kampf zwischen Mitarbeitern eines Sicherheitsunternehmens und einer Gruppe von Chassiden war, bei dem niemand verletzt wurde. Beide Seiten diskutierten ferner die Bemühungen zur Aufrechterhaltung von Frieden und Sicherheit in Uman, insbesondere während der Zeit der jüdischen Pilgerfahrt in die Stadt.
Die Stadtverwaltung von Uman stimmte zu, dass die ukrainische Nationalgarde das Grab von Rabbi Nachman in Uman schützen wird und zusätzliche Überwachungskameras im hassidischen Kulturzentrum installiert werden sollen.
Trotz der systematischen Desinformationskampagne des Kremls über den Antisemitismus in der Ukraine zeigt der jährliche israelische Bericht über den Antisemitismus in der Welt ein rekordverdächtig niedriges Niveau der Intoleranz gegenüber Juden in der Ukraine im Jahr 2018. Der 2019 vom israelischen Minister für Diaspora-Beziehungen, Naftali Bennett, vorgelegte Bericht stellt fest, dass „antisemitische Vorfälle in der Ukraine von außen durch Kräfte inspiriert wurden, die der Ukraine feindlich gesinnt sind und darauf abzielen, die Ukraine in den Augen der Weltgemeinschaft zu diskreditieren“ (Seite 72).
StopFake hat bereits mehrfach zahlreiche Fälschungen über Antisemitismus in der Ukraine entlarvt, zum Beispiel Behauptungen über die Ukraine als das antisemitischste Land der Welt, eine vorgetäuschte Vergewaltigung, und dass die EU beteiligt waren, den wachsenden Neonazismus und Antisemitismus zu vertuschen.