Die russische Webseite Vojennoje Obozrenie (Dt. Militärische Rundschau) hat ein Interview mit dem neuen finnischen Verteidigungsminister Antti Kaikkonen gründlich entstellt und behauptet, dass der Minister „keine russische militärische Bedrohung“ für Finnland sehe.
Tatsächlich sagte Kaikkonen, dass er zwar keine „direkte militärische Bedrohung von Russland“ sieht, Finnland aber seine Verteidigungskapazität ausbaut, gerade weil einer seiner Nachbarn Russland ist. Seit 2014 hat Finnland seine Kontakte zu Russland offiziell reduziert, verhängte Sanktionen gegen Moskau unterstützt und seine Verteidigungskapazität erhöht. Finnlands Sicherheitspolitik berücksichtigt ausdrücklich die Möglichkeit einer militärischen Bedrohung durch Russland.
Die auf Russisch veröffentliche Version des Kaikkonen-Interview entspricht keineswegs dem aktuellen Interview der finnischen Militärzeitung Routuväki.
Nach der russischen Website Vojennoje Obozrenie sagte Kaikkonen das Folgende: „Wir sehen keine militärische Bedrohung durch Russland. Wir werden jedoch unsere Verteidigungsfähigkeit beibehalten und in Zukunft weiter ausbauen. Das Hauptziel besteht darin, eine präventive Barriere für den Einsatz militärischer Gewalt zu schaffen und Angriffe auf unser Land zu bekämpfen“.
Im Originalinterview wird Kaikkonen gefragt, ob Russland eine militärische Bedrohung für Finnland ist. Finnland ist nicht direkt von Russland bedroht, antwortet Kaikkonen und erklärt weiter, dass man, um die Bedeutung der Verteidigung für Finnland zu verstehen, wissen muss, dass es auf der einen Seite an ein Militärbündnis, die NATO und auf der anderen Seite an ein riesiges Land, Russland, grenzt.
„Trotz des Endes des Kalten Krieges baut Finnland ständig seine Verteidigungsfähigkeiten aus und wird sie in Zukunft auch weiter ausbauen. Das Hauptziel der Verteidigungsfähigkeiten Finnlands ist es, eine präventive Barriere für die Bedrohung und den Einsatz militärischer Gewalt zu schaffen und Angriffe auf unser Land abzuwehren“, sagte Kaikkonen.
Wenn es um Russland geht, lässt Finnland seine Reden Handlungen folgen zu lassen , schreibt Eli Lake in einem Bloomberg-Meinungsartikel vom 12. Juni mit dem Titel „Finnlands Plan zur Verhinderung der russischen Aggression“.
„In den letzten fünf Jahren hat Finnland begonnen, sein Militär mit Waffen zu modernisieren, die mit denen des NATO-Bündnisses interoperabel sind. Finnland hat auch seine militärischen Übungen mit den Mitgliedsstaaten der USA und der NATO verstärkt“, schreibt Lake.
Seit dem Ende des Kalten Krieges wurde das gesamte militärische Potenzial Finnlands entwickelt und ausgebaut, um im Falle eines russischen Angriffs eine Verteidigungsoperation durchführen zu können. Die Tatsache, dass sie eine Wehrpflicht beibehalten hat, die sich auf die territoriale Verteidigung mit einem großen geschulten Reservat konzentriert, beweist, dass Finnland die Möglichkeit einer klassischen Landinvasion nicht ausschließt (schreibt Piotr Szymanski in einem Bericht für das Center for Eastern Studies With Russia Right Across the Border: Finnlands Sicherheitspolitik.)
Finnische Experten sind jedoch der Ansicht, dass ein finnisch-russischer Krieg, der nicht Teil eines breiteren Russland-NATO-Konflikts ist, unwahrscheinlich ist und dass ein potenzieller Konflikt in der nordisch-baltischen Region höchstwahrscheinlich russische Angriffe auf die finnischen Marine- und Luftwaffenbasen nach sich ziehen würde. Sie schließen auch nicht die Möglichkeit subversiver Aktionen aus, die durch Russland während der Krim-Annexion angenommenen wurde, schreibt Szymanski.
Finnland ist ein ein Beispiel für andere Länder, um hybriden Bedrohungen aus Russland entgegen zu treten, insbesondere im Bereich der Bekämpfung von Desinformation und der Verbreitung von gefälschten Nachrichten.