Der Fernsehsender des russischen Verteidigungsministeriums Zvezda veröffentlichte eine Geschichte, die behauptete, dass das berühmte Lwiwer Alfa Jazz Fest, das führende Jazzfestival der Ukraine, wegen des Müllproblems der Stadt Lwiw (früher Lemberg), abgesagt werden sollte. Die gefälschte Geschichte von Zvezda basiert auf einer Aussage, die vom ehemaligen ukrainischen Gesundheitsminister Musiy geäußert wurde.
Kontext: In Lwiw gibt es seit mehreren Monaten einen schwelenden Konflikt um die Müllentsorgung der Stadt. Seitdem im letzten Jahr eine Mülldeponie brannte, fehlt es der westukrainischen Stadt an ausreichenden Kapazitäten, den eigenen Müll zu entsorgen. Daraus entwickelte sich ein hitzig ausgetragener gesamtukrainischer Konflikt, der sich um Kompetenzstreitigkeiten zwischen der Kiewer Zentralgewalt und der Lwiwer Stadtverwaltung kreist. Das Resultat all dieser Entwicklungen sind Berge von Müll, die sich vor allem in den Außenbezirke der Stadt türmen. Mehr zu diesem Thema bei Deutschlandfunk und Kurzvideo bei EuroNews.#
In einem Interview mit einer Nachrichtenagentur UNN sagte Musiy, das der nicht eingesammelte Müll eine Gefahr für die Gesundheit der Bevölkerung darstelle. Er würde es deswegen Besuchern der Stadt momentan nicht empfehlen, nach Lwiw zu reisen. Angesichts dieses Müllproblems wäre das Abbrechen des geplanten Jazz-Festivals deshalb das einzig Richtige, sagte Musiy.
StopFake hat die Organisatoren des Alfa Jazz Fest kontaktiert, um sie über das vermeintliche Abbrechen des Festivals zu befragen. Die Sprecherin des Festivals Olha Kondratiuk, gab an, dass es keinerlei Pläne gäbe, das Jazzfestival abzubrechen. Die Frage stünde nicht einmal zur Diskussion, so Kondratiuk.
Obwohl Zvezda in ihrer Überschrift behauptete, dass das Festival abgebrochen werden sollte, erklären die Autoren im weiteren Verlauf des Textes, dass dies nur eine Empfehlung eines ehemaligen Ministers ist. Das hat die russische Nachrichtenagentur Sputnik nicht gestoppt, die falsche Geschichte fast Wort für Wort zu veröffentlichen.
Die derzeit aktive ukrainische Gesundheitsministerin Ulana Suprun besuchte Lwiw, um sich ein Bild von der Gesamtsituation in der Stadt zu machen. Sie wollte beurteilen, ob der nicht eingesammelte Müll ein gesundheitliches Risiko darstelle. In einem Facebook-Post schrieb Suprun, dass das Zentrum der Stadt zwar frei von Müll sei, die Stadtränder aber viele nicht eingesammelte Müllberge aufweise. Die Ministerin betonte, dass sie derzeit keine Gründe für die Erklärung einer Notsituation in Lwiw gesehen habe.